OSTERFESTIVAL IMAGO DEI „SEHNSUCHT.PARADIES“

Jedes Jahr in den Wochen vor Ostern lädt das OSTERFESTIVAL IMAGO DEI in den mittelalterlichen Klangraum Krems Minoritenkirche zu einem vielschichtigen Programm, das mit zeitlos gültiger Musik aus verschiedenen Ethnien, Epochen und Religionen, mit literarischen Texten, mit philosophisch-theologischen Diskursen, mit Filmen und Performances jeweils einem Thema rund um das Osterritual und das Frühlingserwachen nach den langen dunklen Wintermonaten gewidmet ist.

Die 15. Ausgabe steht heuer unter dem Motto SEHNSUCHT. PARADIES und versucht damit die Utopie einer menschlichen Existenz ohne Beschwerlichkeiten, Missstände und Nöte in den Mittelpunkt des Programms zu stellen. Seit Menschengedenken existiert der ewige Wunsch nach einer Vervollkommnung des Lebens, welcher im christlichen Abendland erstmals in der alttestamentarischen Geschichte von Adam und Eva dargestellt ist. Die Vorstellungen vom Paradies – ob als verlorene Urheimat, ob als diesseitiger Garten Eden, als imaginärer Zukunftsort im Jenseits oder im eigenen inneren Erleben – werden an sieben Abenden im Klangraum Krems Minoritenkirche und an einem Abend im Kolomanisaal des Stifts Melk in mehreren Uraufführungen, in spiritueller Musik aus Ägypten und Indien, in Kompositionen aus jahrhundertealten Codices und von zeitgenössischen Komponisten, in Tanzperformances, Lesungen und Filmprogrammen, Podiumsgesprächen sowie in einer künstlerischen Interpretation des traditionellen Osterfeuer reflektiert.

Der renommierte ESTNISCHE PHILHARMONISCHE KAMMERCHOR und das TALLINN KAMMERORCHESTER eröffnen das Programm am 29.3. u.a. mit Arvo Pärts Vertonungen von Texten des Mönchs Siluan vom Berg Athos, in denen Adam den Verlust des Paradieses und der Verbindung zu Gott beklagt. Vor dem Konzert widmen sich HUBERT GAISBAUER (Autor), VIOLA RAHEB (Universitätsass. am Lehrstuhl für Religionswissenschaft, Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Wien) sowie ULRICH SEIDL (Filmemacher) in einem philosophisch-theologischen Diskurs der Verortung unterschiedlicher Paradiesesvorstellungen.

Das Paradies in sich selbst zu finden, es durch Kon templation als etwas realistisch zu Erreichendes zu betrachten ist nicht nur spiritueller Hintergrund des INDISCHEN DHRUPAD-GESANGS RITWIK SANYALS (4.4.), sondern auch des ihm verwandten Sufismus, wie ihn die SUFIS VOM NIL praktizieren
(11.4.). Gesang und Tanz werden so zu Techniken, die Wahrheit, also die Verbindung zu Gott, im Diesseits wiederzufinden.

PETER SIMONISCHEK erzählt mit Jean Gionos Kurzgeschichte „Der Mann mit den Bäumen“ von den Möglichkeiten der Menschen, ein irdisches Paradies zu schaffen (5.4./Stift Melk) – musikalisch umrahmt von sechs herausragenden SOLISTEN DES KLANGFORUM WIEN UND DER CAMERATA SALZBURG mit Werken von OLIVIER MESSIAEN und KRZYSZTOF PENDERECKI.

Das belgische Vokal-Ensemble GRAINDELAVOIX singt am 12.4. in mittelalterlichen Motetten aus den Musikhandschriften von Montpellier von den Gärten aus dem verlorenen Paradies.

Am Karfreitag (18.4.) führt „Towards Silence“ eine Meditation für vier Streichquartette und eine tibetische Klangschale des erst im November 2013 verstorben britischen Komponisten John Taveners, auf den Weg zur Vereinigung des wahren Selbst mit der Weltseele, zur Einheit des Menschlichen und des Göttlichen (mit MEDICI QUARTET, KOEHNE QUARTETT, ENSEMBLE LUX, MINETTI QUARTETT). Zuvor spielt jedes der vier Quartett ein Werk für Streichquartett, darunter die Uraufführung einer Auftragsarbeit des Festivals von John Tavener.

Zum Höhepunkt des Osterfests, in der Osternacht am Karsamstag (19.4.), wird das Ritual des Osterfeuers vom japanischen Klangkünstler AKIO SUZUKI und der Tänzerin HIROMI MIYAKITA neu interpretiert, umrahmt von einem Reigen aus englischen Madrigalen, zeitgenössischen Kompositionen und den schwebenden Klängen des archaischen Semantrons und die orgelgleichen Sphärentöne der Paetzodflöten. Das Licht ist der Welt wiedergegeben. Kompositionen von William Byrd, Anthony Holborne, Michael Gordon sowie drei Uraufführungen von Werken von Burkhard Stangl, Pauline Oliveros (Auftragswerk des Landes Niederösterreich, Abt. Kunst und Kultur) und Gunter Schneider (mit PLENUM, Paetzold Bassblockflöten Ensemble, ANNA CLARE HAUF, Mezzosopran, und SLAGWERK DEN HAAG).

Zum Abschluss des Festivals erinnert lateinamerikanische Musik aus dem 17. und 18. Jhdt. an einen  Versuch, das Paradies auf Erden zu errichten:
Das chilenische Alte-Musik-Ensemble CAPILLA DE INDIAS wird uns am Ostermontag (21.4.) mit  Kompositionen voll Lebensfreude aus dem Archiv der Kathedrale von Santiago de Chile, aus  Missionen in Paraguay, Peru und Bolivien in die Utopien des Heiligen Experiments der Jesuiten  führen.

Alle PROGRAMMDETAILS unter
www.klangraum.at/de/imago-dei/programmuebersicht
Foto Klangraum Krems Minoritenkirche: Helmut Lackinger
Foto Estonian Philharmonic Chamber Choir: Promo
Foto Akio Suzuki: Kayoko Miyazaki

Link:
Imago Dei