Osterfestival Imago Dei „Gegenlicht“

In den Wochen vor Ostern wird der mittelalterliche Klangraum Krems Minoritenkirche vom 20. März bis zum 13. April zum Schau- und Hörplatz eines außergewöhnlichen Frühlingsfestivals. Im Mittelpunkt des Programms steht jedes Jahr ein Thema, das dieser besonderen Zeit des Jahreskreislaufes gewidmet ist. Mit Musik aus verschiedenen Epochen, Kulturen und Religionen, mit Literatur, Film und Diskurs lädt das Osterfestival Imago Dei dazu ein, sich auf vielfältige Weise inspirieren zu lassen. 2020 steht das Programm unter dem Thema „Gegenlicht“ und ist der Dialektik von Licht und Dunkelheit gewidmet. »Es sind die Gegensätze, die uns lehren die Welt zu erkennen. Wer das Dunkel nicht gesehen hat, kann das Licht nicht wahrnehmen.« (japanische Volksweise)

Programm

Zur Eröffnung des Festivals stellt der berühmte litauische Chor Jauna Muzika am 20.3. György Ligetis sphärische 16-stimmige Vertonung des „Lux aeterna“ zehn musikalischen Lichtvisionen aus dem Baltikum gegenüber (u.a. von Arvo Pärt und mit einer Uraufführung von Rytis Mažulis). Der japanische Sound-Artist und Performer Akio Suzuki, der als Artist in Residence in Krems zu Gast ist, erschafft gemeinsam mit dem Klarinettenduo The International Nothing, Aki Onda. Miki Yuki und Hiromi Miyakita einen Ying-Yang-Reigen aus Klängen, Farben und Tänzen, um die leuchtende Schönheit des Schattens zu preisen (21.3.).

Bild Slagwerk Den Haag
Slagwerk Den Haag (c) Gerrit Schreurs

Die Ausnahme-Perkussionisten von Slagwerk Den Haag bringen mit dem Kultstück „Pleiades“ des griechischen Avantgardisten Iannis Xenakis den Rhythmus des Weltalls zum Klingen und lassen Lichtquellen selbst zu Instrumenten werden (27.3.).Paul Gulda und Johannes Wohlgenannt Zincke begeben sich aus dem romantischen Mondschein Beethovens in musikalische Mysterien Alexander Skrjabins und Illuminationen unserer Zeit (28.3.).

Das isländische Ensemble Nordic Affect dringt mit neuen Kompositionen für Barockinstrumentarium in die naturgewaltigen Räume zwischen Licht und Dunkelheit ein und überschreitet Grenzen zwischen Barock, Rock, Elektronik und Minimal Music. Davor reflektiert der Philosoph Peter Sloterdijk über „Lichtung und Beleuchtung“ (3.4.). Das Frauenensemble Lemma aus dem Südwesten Algeriens öffnet mit seinen von verschiedenen uralten Traditionen beeinflussten Gesängen, Tänzen und sufistischen Ritualen das Tor zur Sahara. Raoul Schrott liest aus seiner Novelle „Die Wüste Lop Nor“ (4.4.).

Bild Ensemble PHACE
Ensemble PHACE (c) Laurent Ziegler

Die Kremerata Baltica mit ihrem Leiter Gidon Kremer näheren mit Joseph Haydns „Die 7 letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“ und Dimitri Schostakowitschs letztem Streichquartett dem Ende unseres irdischen Daseins an (5.4.). Das brillante Ensemble PHACE spannt mit zeitgenössischer Musik von François Sarhan, Juliana Hodkinson oder Alexandra Karastoyanova Hermentin (Uraufführung) einen schillernden Klangbogen vom Kerzenlicht bis zum Polarlicht (9.4.).

Bild ORLANDOviols
ORLANDOviols (c) Johannes Gontarski

Cantando Admont singt eine Symphonie aus Harmonien Hildegard von Bingens und Claudio Monteverdis, ägyptischen und griechischen Mythen, zum Teil in Neuvertonungen durch Sofia Gubaidulina, Beat Furrer und den Elektroniker Wolfgang Mitterer (Kompositionsauftrag des Landes NÖ) (10.4.). Am Ostermontag bringt das Gambenconsort ORLANDOviols in einzigartiger Weise Originalklänge von Palästrina, Tye und Bach mit jenen von John Cage, Steve Reich und Karlheinz Stockhausen zusammen, vereint „In nomine“-Musik der Renaissance mit Elektronik und Minimal Music zu einer großen Sphärenharmonie (13.4.).

Akio Suzukis Installation „Pfade des Lichts“ im Kapitelsaal (20.3.-13.4.), der Film „Was wir nicht sehen“ (28.3.) und das Kinderstück „Die Ankunft der Glühwürmchen“ (22.3.) ergänzen das Konzertprogramm.

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