open music Saison 2017

Aktuelle Musik von Jazz, freier Improvisation, Elektronischem bis hin zu zeitgenössisch komponierter Musik samt interdisziplinären Projekten – in vielen Fällen Graz – sowie  Österreich- und Weltpremieren – sind in der kommenden Saison wieder Kern der OPEN MUSIC Programmierung.

Dabei schafft Hybrides einen zusätzlichen, synthetischen Mehrwert, eröffnet neue Qualitäten, schlägt Hörbrücken: Dies etwa wenn das fantastische New Yorker Mivos Quartet eine Komposition des aus dem Peter Evans Quintett bestens bekannten Composer-Improviser-Sound Artist und Elektronikers Sam Pluta zentral neben New Complexity Mastermind Brian Ferneyhough ins Programm setzt, wenn Frank Gratkowski seine Improvisationen inmitten arrivierter Komponisten wie Beat Furrer und György Kurtág platziert oder im Gegenzug High-End-Drummer Ches Smith sein Trio mit Tastengenie Craig Taborn und Mat Maneri mit eigenen Kompositionen triggert.

Staraufgebot gibt es auch mit dem Trio Accanto, ausgewählte Interpreten bei einem Abend rund um Giorgio Netti, Vielfalt einer höchst lebendigen zeitgenössischen Komponistenszene bei Il colore dell’ombra zu genießen. Last but not least kann mit klingt.org+schnitzel.film., einem 9-stündigen Projekt mit Akteuren aus dem klingt.org Umfeld zum 15-jährigen Jubiläum, ein ganz spezieller Programmpunkt mit Video, Installationen und jeder Menge Live-Musik angekündigt werden.

open music Programm

Samstag, 28. Jänner 2017, 20.00, ImCubus, Graz

MIVOS QUARTET

Olivia De Prato Violine + Lauren Cauley Violine + Victor Lowrie Viola + Mariel Roberts Violoncello

Brian Ferneyhough: String Quartet No. 2 (1979/80)
Patrick Higgins: String Quartet No.3 (2014, ÖEA)
Martin Stauning: Atmende Steine (2012)
Sam Pluta: Chain Reactions/Five Events (2013, ÖEA)

“…the remarkable New York string ensemble Mivos Quartet, a fearless, precise, and forward-looking new-music group dedicated to some of the toughest material being written today.” (Peter Margasak, The Chicago Reader)

Das Mivos Quartet widmet sich seit Anbeginn seiner Karriere mit großer Hingabe Werken zeitgenössischer Komponisten und präsentiert neue Musik mit höchster Kompetenz und – in der Diktion der New York Times – mit „Punk-Rock Verve“. Seit 2008 haben die vier Musiker Kompositionen von etablierten wie aufstrebenden Komponisten mit unterschiedlicher Ästhetik (ur-)aufgeführt, selbst neue Werke in Auftrag gegeben und eine enge Zusammenarbeit auch über längere Zeiträume hinweg verfolgt – zum Beispiel mit so spannenden Zeitgenossen wie Mark Barden, Kate Soper oder Sam Pluta. Mivos arbeitet gerne mit Gastmusikern, an Multimedia-Projekten und auch im Improvisationskontext. Das Quartett ist international bei renommierten Festivals und Konzertserien zu Gast. Bei „open music“ spannt es den Bogen von einem Klassiker der Streichquartettliteratur aus der Feder Brian Ferneyhoughs hin zu aktuellen Werken von Weggefährten der eigenen Generation.

Sonntag, 12. Februar 2017, 20.00, Großer Minoritensaal, Graz

… – SOLOS – DUOS – …

Christian Dierstein Perkussion + Bill Forman Trompete + Eva Furrer Flöte + Petra Hoffmann Stimme + Ernst Kovacic Violine + Andreas Lindenbaum Violoncello + Clemens Merkel Violine + Ernesto Molinari Clecs Kontrabassklarinette + Dimitrios Polisoidis Viola + Ernest Rombout Oboe + Mats Scheidegger E-Gitarre + Krassimir Sterev Akkordeon + Uli Fussenegger Kontrabass + Marcus Weiss Saxofon + Frank Gratkowski Saxofon

Beat Furrer: IRA ARCA, für Bassflöte und Kontrabass (2012)
Frank Gratkowski: Improvisation/Instant Composition
György Kurtág: aus Kafkafragmente op.24 (1. Teil, 7-13) (1985-86)
Bernhard Lang: Schrift 3 für Akkordeon solo (1997)
Ernesto Molinari: Clex (2017, UA)
Giorgio Netti: aus dem Zyklus necessità d’interrogare il cielo (1996-2000)
Stefano Pierini: Neues Werk für Oboe (2016/17, UA)
Dieter Schnebel: aus Zeichen-Sprache: Poem für 1 Springer (1986/89)
Nadir Vassena: Neues Solowerk für E-Gitarre (2016/17, UA) u.a.

Juwelen wie spannende Neuentdeckungen der Solo- und Duoliteratur – und das in hochkarätiger Besetzung – erwarten Sie an diesem Abend. Denn die zeitgleich bei der impuls Akademie lehrenden Tutoren sind allesamt ausgewiesene Spezialisten in der Interpretation zeitgenössischer Musik, international renommiert und eng mit ebenso arrivierten Komponisten der Gegenwart verbunden. Einige der aufgeführten Komponisten werden auch persönlich anwesend sein, Uraufführungen tragen u.a. Stefano Pierini, Nadir Vassena und Ernesto Molinari bei. Ein vielgestaltiges Programm also, das diversifizierte Positionen des internationalen zeitgenössischen Musiklebens hörbar macht.

Donnerstag, 16. Februar 2017, 20.00, György-Ligeti-Saal/MUMUTH, Graz

TRIO ACCANTO + STEFAN PRINS

Marcus Weiss Saxofon + Nicolas Hodges Klavier + Christian Dierstein Perkussion+ Stefan Prins Elektronik

Mark Andre: durch (2004/2005)
Stefan Prins: Mirror Box (Flesh + Prothesis #3) (2014, ÖEA)
Wolfgang Rihm: Gegenstück (2006)
Vasiliki Legaki: Avoidance (2016, UA)
Misakii Goto: Shedding (2016, UA)

1994 gegründet fanden sich zu der ebenso ungewöhnlichen wie reizvollen Besetzung Saxophon, Klavier und Schlagzeug international konzertierende Solisten zusammen, die mit diesem einzigartigen Ensemble den Komponisten unserer Gegenwart neue Impulse geben wollten. Über 70 Werke hat Trio Accanto (seit 2013 mit Nicolas Hodges am Klavier) inzwischen uraufgeführt und auch bei diesem Konzert steht aktuellste Musik am Programm: „Mirror Box“ von Stefan Prins wurde direkt beauftragt, weitere Werke vom Trio im Zuge eines Call for Scores unter den Teilnehmern der gerade laufenden impuls Akademie ausgesucht … und mit Mark Andre ist neben Prins auch ein weiterer Tutor der impuls Akademie persönlich zugegen.

Donnerstag, 30. März 2017, 20.00, KUG, Forentinersaal, Graz

IL COLORE DELL’OMBRA

Horia Dumitrache Klarinette, Bassklarinette + Barbara Lüneburg Violine, Viola + Barbara Riccabona Violoncello + Hsin-Huei Huang Klavier

Yann Robin: Fterà for bass clarinet, viola and piano (2014)
Tristan Murail: La Mandragore for piano (1993)
Clara Iannotta: Il colore dell’ombra for violin, cello and piano (2010)
Peter Jakober: Flimmernd for clarinet, piano, viola and cello (2016)
Mirela Ivičević: Ranko(A)sis III: TOP 10 songs I’ve never written for bass clarinet, viola and cello (2016)

18.00: KUG, Florentinersaal: Clara Iannotta im Gespräch

Auf Einladung der Aspekte Salzburg hat die Pianistin Hsin-Huei Huang in abwechslungsreicher Besetzung von Solo bis Quartett ein Programm entwickelt, das neue, speziell für diesen Anlass entstandene Stück zweier in Österreich lebender Komponisten mit Werken weiterer international relevanter Vertreter der jüngeren Generation verknüpft und um ein Werk von Tristan Murail ergänzt. Mit dabei auch die italienische Komponistin Clara Ianotta – sie arbeitet derzeit an der Harvard University in den USA –, die als Intendantin der Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik seit 2014 auch eine spezielle Verbindung zu Österreich hat. Sie wird auf Einladung des Zentrums für Genderforschung am Konzertabend auch ab 18.00 für ein Gespräch an der Kunstuniversität Graz zur Verfügung stehen.

Samstag, 13. Mai 2017, 20.00, WIST, Graz

CHES SMITH | CRAIG TABORN | MAT MANERI

Mat Maneri Viola + Craig Taborn Klavier + Ches Smith Schlagzeug, Vibraphon

Als dynamische Kammermusikkompositionen für meisterhafte Improvisatoren beschreibt ECM das 2016 veröffentlichte erste Album („The Bell“) des Trios Ches Smith/Craig Taborn/Mat Maneri. Kritiker Peter Margasak zeigt sich von „seductively narcotic writing with a mixture of brooding melody and rich texture“ überzeugt und The Guardian schwärmt von „three of New York’s most imaginative left-field musicians“, die eine optimale Balance zwischen kompakter Komposition und Spontaneität finden. So stammt die Musik zwar aus der Feder von Ches Smith – „The idea was to keep the writing as minimal as possible. I definitely didn´t want to get in the way of the improvising …“ –, muss aber auf den Input seiner kongenialen Kollaborateure nicht verzichten. Ist doch mit dem aus Detroit stammenden Craig Taborn ein „heavy weight“ an den Tasten am Werk. Er tauchte ab den 90ern in einer Vielzahl musikalischer Kontexte bis hin zu Dark Ambient und Techno auf, arbeitete mit James Carter und Roscoe Mitchell, später mit Tim Berne, Dave Douglas u.v.a.m. und überzeugte gleichfalls auch in eigenen Formationen wie im Trio mit Thomas Morgan und Gerald Cleaver oder dem ebenfalls auf ECM erschienenen Soloprojekt „Avenging Angel“, das ihn als großartigen Klangexegeten erleben lässt. Mat Manieri wiederum wurde als Sohn des legendären Saxophonisten Joe Maneri schon in jungen Jahren einschlägig sozialisiert, ging frühzeitig aber auch eigene Wege, studierte u.a. bei dem Julliard String Quartet Gründungsmitglied Robert Koff, setzte sich mit Barockmusik bis hin zur Zweiten Wiener Schule auseinander und fand in Soloprojekten ebenso wie in Formationen etwa mit Joe Morris seine eigene Stimme, seinen eigenen, so Jazzkritiker Jon Garelick, „distinctive style“. Mit ihnen hat Ches Smith also leichtes wie substantiell hochwertiges Spiel und lässt den in Formationen wie etwa Mark Ribots Ceramic Dog und Secret Chiefs 3 als begnadeten Schwerarbeiter bekannten Smith on drums in diesem Fall auch so entspannt wie subtil ans Harmonieinstrument Vibraphon treten.

Mittwoch, 31. Mai 2017, 20.00, MUWA, Graz

SOLTANTO SOLO. EIN ABEND RUND UM GIORGIO NETTI

Anna Spina Viola + Dario Calderone Kontrabass + Lorenzo Derinni Violine

Giorgio Netti: dalla tentazione di sant’antonio, for solo violin (1986, ÖEA)
Giorgio Netti: e poi, for solo viola (2012/14)
Giorgio Netti: ur, I rito, for solo double bass (2015, ÖEA)

“ …I tried to make initial intuition, instrumental practice and structure merge into one single ideal space, the form, within which every distinct moment could be sensed both as unrepeatable singularity and (as) localised materialisation of a larger cohesive force, which feeds and is fed by that attitude of practised attention.” (Giorgio Netti)

Giorgio Netti wurde 1963 in Mailand geboren. Er studierte bei Sandro Gorli Komposition am Mailänder G. Verdi Konservatorium. An der Civica Scuola di Musica besuchte er die Kompositionskurse von Brian Ferneyhough, Gerard Grisey, Wolfgang Rihm, Iannis Xenakis. Neben zahlreichen Kompositionsaufträgen u.a. des Elision Ensemble Melbourne, der Ernst von Siemens Musikstiftung und Festivals wie den Wittener Tagen für Neue Musik, Musica Viva München oder Neue Musik Rümlingen hielt er 2000 auch einen Klangforum Workshop. Seine Musik wird nach enger Zusammenarbeit von Musikern wie Marcus Weiss und Anna Spina uraufgeführt und findet sich u.a. auf Labels wie Durian und Zeitklang. Bei „open music” werden mit Anna Spina und Dario Calderone zwei Langzeitvertraute des Komponisten zwei paradigmatische Werke in Österreich (erst-)aufführen; und mit dem jungen, aus seiner Mitwirkung beim Ensemble Schallfeld in Graz bestens bekannten Geiger Lorenzo Derinni – er arbeitet auf Anregung von „open music“ für diesen Abend erstmals mit dem Komponisten – wird die Perlenkette an Solostücken komplettiert.

Giorgio Netti kommt aus diesem Anlass auch nach Graz und hält auf Einladung der KUG, Institut 1, am Konzerttag eine Lecture mit Titel „present as resounding tense“ (11.00-13.30 + 14.30-16.30, Brandhofgasse 21, Zimmer E3, Eintritt frei)

Samstag, 17. Juni 2017, 15.00-24.00, Forum Stadtpark, Graz

KLINGT.ORG+SCHNITZEL.FILM

Billy Roisz Bass + Elektronik + Video
Dieb13 Turntables + Elektronik + Video
Agnes Hvizdalek Stimme + Susanna Gartmayer Bassklarinette + Burkhard Stangl Gitarre + ddkern Schlagzeug + Klaus Filip ppooll + noid Violoncello + Elektronik  + Phil Minton Stimme

Seit 15 Jahren verfolgt Dieter Kovacic, in der Musik-/Elektronik-/Turntableszene besser als Dieb13 bekannt und darüber hinaus auch treibende Kraft von klingt.org, sein Konzept der Schnitzelfilme. Aus tausenden Fotos, die kontinuierlich entstehen und auch chronologisch unverändert montiert werden, wird jährlich ein Video generiert, ein rasantes Tagebuch des kulturellen Wanderarbeitertums, ein rasender Jahresrückblick. Was als Kurzfilm begonnen hat, ist über die Jahre in beachtlichen Längen und auch formalen Variationen ausgearbeitet worden, u.a. auch mit Doppelprojektionen, für die auch Billy Roisz, Lebensgefährtin von Dieter Kovacic, Bilder beigesteuert hat. Dazu gibt es natürlich auch jährlich selbstgestrickten Soundtrack, aus geschnitzelten Musikschnipseln, aus Produktionen und Mitschnitten des Jahres oder auch live vertont on spot.

Für „open music” ist nunmehr ein tages- und abendfüllendes Programm in Planung. Das da die 15 Videos installativ, ohne und mit Sound, erstmals fortlaufend präsentiert, und natürlich auch eine Auswahl mit diversen Live-Vertonungen über den Tag verteilt bietet. Mit Dieb13 solo, zusammen mit Billy Roisz wie mit Musikern aus dem klingt.org-Umfeld … und einem special guest. Alltogether: eine Weltpremiere!

Link:
open music