Wien (OTS) – Von 12. bis 21. September 2025 findet die vierzehnte Auflage des Kulturfestivals WIENWOCHE in Wien statt. Unter dem Titel „Breathe again“ will WIENWOCHE 2025 mit künstlerischen und aktivistischen Mitteln Lüftungsschächte in jenen gesellschaftlichen Zonen freilegen, die der Druck nationaler und globaler Imperialismen verfestigt hat.
„Wir fragen: Was ist Imperialismus heute? Wie und wo findet er statt? Welche Folgen zeitigt er in den hegemonialen und in den kolonialisierten bzw. ausgebeuteten Gesellschaften oder Landstrichen? Und: Wie lassen sich transnationale Kollektive bilden, die sich gegen die dehumanisierenden sozialen, ökonomischen und ökologischen Folgen zeitgenössischer Imperialismen zur Wehr setzen und sie zum Thema der politischen Auseinandersetzung machen?“, so Jelena Micić und Araba Evelyn Johnston-Arthur, künstlerische Leitung von WIENWOCHE 2025.
Beispiele imperialistisch geprägter Verhältnisse finden sich nicht nur in den großen kolonialen Machtverhältnissen zwischen Reich und Arm, sondern auch inmitten westeuropäischer Länder. Menschen aus Nicht-EU-Ländern verrichten innerhalb der EU, wo man ihnen Bürger*innenrechte verwehrt, schlecht bezahlte Reinigungs- und Care-Arbeit. Währenddessen greifen internationale Konzerne – legitimiert durch die EU-Regulation 2024/1252 zum Abbau kritischer Rohstoffe in Drittstaaten und Übersee – auf die Bodenschätze dieser Regionen zu. Die rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen liefert der EU-Industrie die materielle Basis ihrer „Green Transition“, hinterlässt jedoch zerstörte Lebensgrundlagen und Ökosysteme an den Orten des Abbaus.
Auch die Zugriffe österreichischer Banken, Brauereien und vieler anderer Dienstleistungs- und Industrieunternehmen auf die ökonomische Infrastruktur ehemaliger Kronländer der k. u. k. Monarchie passen ins Bild. Den Blick darauf prägt noch immer die geschichtsklitternde Nostalgie für das vermeintlich supranationale und multikulturelle Kaiserreich. Oder: Das liberale Österreich der Gegenwart zeigt sich Migrant*innen- und Diasporakulturen gegenüber betont offen, vereinnahmt deren Fähigkeiten und Wissen, leistet aber wenig, um deren klassenbezogene sozioökonomische Situation zu verbessern. Was es den aufstrebenden neo-faschistischen Kräften in Österreich umso leichter macht, Migrant*innen rassistisch zu stigmatisieren.
Sozial-ökologischer Kampf für ein Aufatmen in Freiheit
„Wie verhindern wir, dass wir in hegemonialer Konformität enden und die gleichen alten Unterdrückungsmuster widerspiegeln, die wir geerbt haben? Welche historischen, sozialen und ökologischen Ungleichheiten können wir entlarven, ohne uns in Denkmustern altbackener Systemkritik zu verheddern? Die Transformation von Kolonialismus, Kapitalismus und Imperialismus gelingt nur, wenn Erinnerung erhalten und Respekt – vor den Menschen und ihren Lebensgrundlagen – gewahrt bleibt“, sind Micić und Johnston-Arthur überzeugt. Für WIENWOCHE 2025 wünschen sie sich exemplarische Projektbeiträge mit Wien-Bezug, die den Aufbau internationaler Freund*innenschaften vorantreiben, den sozial-ökologischen Kampf um eine gerechtere Welt aktivistisch-kreativ bereichern und nachhaltige Infrastrukturen des Widerstands etablieren. „Bis wir alle wieder frei atmen können“, so die WIENWOCHE-Leitung.
Überschneidung von Kunst und Aktivismus
WIENWOCHE sucht Projekteinreichungen, die folgenden Kriterien entsprechen:
- hybride Formate zwischen politischer Aktion und künstlerischer Arbeit, Diskurs- und Wissensproduktion
- Zusammenarbeit von Aktivist*innen / Künstler*innen / Artivist*innen; Kooperationen zwischen verschiedenen Initiativen / Aktionsgruppen; transdisziplinäre (künstlerische) Forschungsteams
- Projekte, die das Potenzial haben, für die Gemeinschaften relevante Infrastrukturen zu schaffen
- Projekte in nicht-institutionellen, Off- und Alternativräumen sowie öffentlichen Räumen, Projekte, die institutionelle Präsentationen herausfordern/hinterfragen
- Projekte, die sich auf spezifische Orte von historischer und kultureller Bedeutung in Wien beziehen
- Projekte, die das Erbe anderer Initiativen respektieren und weiter ausbauen
„Wir laden in Wien lebende und arbeitende Kollektive, Aktionsgruppen und kooperierende Einzelpersonen herzlich ein, ihre Projektvorschläge einzureichen. Eine Jury aus externen Mitgliedern, dem Kurator*innen-Team sowie dem Vorstand des WIENWOCHE Trägervereins wird daraus die Festivalbeiträge auswählen“, erklärt WIENWOCHE-Geschäftsführerin Nataša Mackuljak.
WIENWOCHE 2025: Info & Links
- Projekte für WIENWOCHE 2025 (Konzept, Budget, evtl. Bildsujet) können entweder unter office@wienwoche.org oder über das ab Ende Oktober 2024 bereitstehende Online-Formular unter https://wienwoche.org/ eingereicht werden. Die Einreichfrist endet am Freitag, 13. Dezember 2024
- Alle Infos zum Open Call WIENWOCHE 2025 in vier Sprachen: https://wienwoche.org/
Dienstag, 12. November 2024: Online-Info-Event: WIENWOCHE 2025 Open Call Q&A: Details und Streaming Link werden zeitnah unter https://wienwoche.org/ bekanntgegeben.