Open Air Goes Big City

Mit einem abwechslungsreichen und dabei stets treffsicher geschmackvollen Programm hat sich das Ottensheim Open Air längst als eines der wichtigsten Festivals des Jahres etabliert. Um nicht immer ein langes Jahr lang auf das nächste Festival warten zu müssen, wurde jetzt kurzerhand am 22. Februar, zur Halbzeit quasi, ein weiteres ins Leben gerufen – Open Air Goes Big City.

Stattfinden wird dieses Festival von 22. bis 23. Februar und da es um diese Jahreszeit natürlich draußen noch viel zu kalt ist, wurde der Schauplatz kurzerhand am 22.2. in die Linzer Kapu, bzw. am Tag darauf in die Stadtwerkstadt verlegt. Damit wäre man dann aber auch schon wieder am Ende der kurzen Liste mit Veränderungen gegenüber dem Sommer Open Air angelangt. Die musikalische Vielfalt und Qualität lässt nach wie vor nichts zu wünschen übrig.

 

Gleich am ersten Tag bieten Soap & Skin eine seltene Kombination aus musikalischer Virtuosität und visueller Ausdruckskraft. Klavier und Stimme sind dabei die tragenden Elemente, Beats und Einspielungen vom Laptop bilden das Grundgerüst für die Musik. Die Kompositionen sind persönlich-melancholisch und erinnern an die fragile Schönheit von großen Helden wie Nick Cave oder Diamanda Galas.

 

Eine komplett andere Richtung schlagen dann Landmine Spring ein. Die tschechische Band klingt wie direkt aus Washington/DC eingeflogen – aufgezogen mit Fugazi, groß geworden mit At The Drive-In, wird hier ausgefeilter Hardcore der Extraklasse geboten.

 

Der Auftritt von Merker TV bietet dann einen weiteren Stilwechsel. Elektronische Rhythmen, Samples von Jazz bis HipHop, gepaart mit knalligen Gitarrenriffs aus dem Heavymetal-Nachlass ergänzen sich mit poppigen Melodien der Vocals. Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt ist da alles drinnen. Insgesamt jedenfalls ein erfrischend unberechenbarer und vor allem tanzbarer Electronic/Rock-Hybride.

 

Tags darauf bietet sich gleich die Gelegenheit, alte Bekannte wieder zu treffen. Binder & Kriegelstein waren bereits letzten Sommer beim Open Air Festival zu Gast und werden auch diesmal, einmal mehr, ihren Ruf als eine der momentan besten Live-Bands Österreichs untermauern. Elektronik, Blasmusik, Pop, Reggae und HipHop werden hier sehr gekonnt und unverkennbar unten einen Hut gebracht.

 

Bulbul und Tumido muss man Noiserock-Freunden wohl nicht mehr großartig vorstellen. Für dieses Festival jedoch haben sich beide Bands zu einem äußerst fetzigen Lärmquintett formiert, das mit knackigem Brachial-Noise und lauschigem Free-Krach zum Angriff auf sämtliche Trommelfelle bläst.

 

Abgerundet wird der zweite Festival-Tag schließlich mit dem experimentellen US-amerikanischen Singer/Songwriter-Pop der Rivulets, bei denen noch einmal die leisen, fragilen Töne ganz im Vordergrund stehen.(mm)