Man kennt OLIVER STEGER hierzulande als einen ungemein vielseitigen Jazzer, der in seinen vielen verschiedenen Projekten immer wieder andere musikalische Wege geht. 2016 betätigte sich der gebürtige Niederösterreicher als Autor und veröffentlichte mit „Jazz und Frieden“ sein Romandebüt. OLIVER STEGERS Geschichte erzählt von einem Musiker namens Max, der sich den kleineren und größeren Mühen des Lebens erfolgreich stellt. Man kann durchaus von einer Art Autobiografie sprechen. Vertont wurde der Roman unter dem Titel „Jazz & Peace“ (cracked anegg records) von den zwei Formationen TRIOTONIC und S.O.D.A. Der Kontrabassist und LISE HUBER, die Stimme von S.O.D.A., sprachen mit Michael Ternai.
Wann ist Ihnen die Idee gekommen, zu ihrem Roman auch ein Album zu machen?
Oliver Steger: Die Idee für ein Album ist eigentlich gleich nach dem Schreiben des Buches entstanden. Wobei ich dazusagen muss, dass die Musik eigentlich immer irgendwie im Hinterkopf herumgeschwirrt ist. Eben auch weil in dem Buch an einigen Stellen ja immer wieder Standards zitiert werden. Daher war der Bogen hin zu einem Album jetzt auch nicht wirklich ein weiter. Für mich stand dann schnell einmal fest, dass dem Buch auch ein Album folgen muss.
Und die Idee, das Album mit zwei verschiedenen Bands aufzunehmen?
Oliver Steger: Auch diese Entscheidung fiel schon früh. Im Buch werden ja, wie schon erwähnt, relativ oft Standards zitiert. Und für mich war eigentlich sofort klar, dass diese von Triotonic (Volkhard Iglseder-Piano, Bernhard Wittgruber-Schlagzeug, Marina Zettl-Gesang) eingespielt werden müssen. Die Aufgabe, die Protagonistinnen und Protagonisten der Geschichte musikalisch zu porträtieren, fiel dann meiner Band S.O.D.A. (Lise Huber-Gesang, Johannes Specht- Gitarre, Konstantin Kräutler-Schlagzeug) zu. Ich dachte mir einfach, dass dieser Gegensatz an Klangfarben der ganzen Sache guttut und sie noch interessanter macht.
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„Ich sehe es einfach als eine Art Geschenk an, dass diese Persönlichkeiten sich meinen Projekten widmen.“
Kann man sagen, dass man auf „Jazz & Peace“ alle musikalischen Seiten von Oliver Steger abgebildet sieht?
Oliver Steger: Zum Teil zumindest. S.O.D.A. und Triotonic – bei denen ich als Sideman sehr aktiv mitwirke – sind über die Jahre für mich zwei sehr wichtige Bands geworden. Und das nicht nur, weil ich mit diesen in der Vergangenheit am Öftesten gespielt habe. Viel entscheidender ist für mich, dass ich in diesen beiden Formationen mit Leuten zusammenzuarbeiten kann, die ich alle sowohl musikalisch wie auch menschlich sehr schätze. Ich sehe es daher auch als eine Art Geschenk an, dass sich alle diese Persönlichkeiten meinem Projekt gewidmet haben.
Spiegelt „Jazz & Peace“ auch den privaten Musikgeschmack von Oliver Steger wieder?
Oliver Steger: Das würde ich nicht sagen. Die Bandbreite an Musik, die ich auch privat höre, decken meine Bandprojekte nicht ab. Zu Hause höre ich doch auch andere Sachen.
Frau Huber, wie war es für Sie, gemeinsam mit einer anderen Band an einem Album zu arbeiten? Ist der Druck, sich zu beweisen, ein größerer?
Lise Huber: Eigentlich gar nicht. Die Situation hat mich sogar ein wenig von dem Gedanken entlastet, für das ganze Album etwas schreiben zu müssen. Ich fand es schön, mich auf die ausgewählten Texte konzentrieren zu können, und war auch sehr gespannt auf die Zusammenarbeit mit Triotonic. Ich war sehr neugierig darauf, zu hören, wie die beiden Bands miteinander funktionieren und in welche Klangbilder die einzelnen Geschichten gehüllt werden.
Also kein Wettstreit zwischen den Bands?
Lise Huber: Nein, überhaupt nicht. Ich fand es sogar sehr inspirierend und anregend. Außerdem ist es immer schön, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die man gut kennt. Man bereichert sich in so einem Fall einfach gegenseitig.
Worin lag für Sie die Herausforderung an diesem Album?
Lise Huber: Die Herausforderung bestand darin, für jeden Charakter einen anderen Ausdruck zu finden. Textlich wie auch musikalisch. Wie kann ich die unterschiedlichen Situationen, die Gefühle beschreiben? Und wie lassen sich meine eigenen Ideen mit den Vorstellungen, mit den Melodien, Harmonien und Grooves von Oliver verbinden?
Wie lange haben Sie an „Jazz & Peace“ gearbeitet?
Oliver Steger: Generell kann man sagen, dass es Ende 2015 losgegangen ist. In dieser Zeit sind auch die ersten drei Stücke entstanden, also noch während meiner Textarbeiten. Den größten Teil der Stücke habe ich im Frühjahr 2016 geschrieben. Im Sommer hat Lise dann begonnen, ihren Teil beizusteuern. Danach hat die Probenphase begonnen. Im November waren wir bereit für das Aufnehmen, was dann auch relativ geschwind ging.
Der Name S.O.D.A. steht für eine große musikalische Vielfalt. Ist Vielfalt das Konzept der Band? Und wie hat sich die Neubesetzung der Band auf die musikalische Linie ausgewirkt?
Oliver Steger: Das Konzept von S.O.D.A. war eigentlich immer schon, strukturiertes Songwriting mit improvisierten Teilen zusammenzubringen. Das bedingt automatisch eine größere Vielfalt. Aber ich glaube, dass sich durch die neue Besetzung nun auch die Palette an Klangfarben noch einmal erweitert hat. Auch weil jede und jeder die eigene Persönlichkeit in das Projekt einbringt. Dadurch ist die ganze Sache noch facettenreicher und interessanter geworden. Da wir uns alle super verstehen, macht es im Moment einfach wahnsinnig viel Spaß.
„Es fühlt sich im Moment einfach richtig gut […]“
Sehen Sie „Jazz & Peace“ eigentlich als eigenständiges S.O.D.A.-Album?
Lise Huber: Also für mich fühlt es sich schon so an, dass dieses Album jetzt in der neuen Besetzung unser erstes wirkliches Programm ist. Auch wenn es Standards enthält. Aber die spielen wir mit S.O.D.A in unserem eigenen Stil live ja ohnehin. So gesehen fallen diese nicht so ins Gewicht. Es fühlt sich im Moment einfach richtig gut an und es macht viel Spaß, mit der Band zu arbeiten.
Oliver Steger: Das sehe ich auch so. Bisher haben wir live sehr viele alte Sachen gespielt. Nun kommen wir zum ersten Mal ohne diese aus. Und das ist für uns als Band schon ein besonderer Schritt.
Kann man sagen, dass S.O.D.A. aktuell Ihr Hauptprojekt ist?
Oliver Steger: Von meiner Seite aus schon. Lise hat ja neben S.O.D.A. noch ihr eigenes Trio Lil Maxine. Außerdem ist sie gerade dabei, ein Kinderstück zu schreiben, zu dem wir mit dem Trio vielleicht auch etwas machen werden.
Lise Huber: Es ist halt so, dass man sich mal einem Projekt mehr widmet, mal einem anderen. Für mich steht im Moment auf jeden Fall S.O.D.A. im Fokus, einfach weil wir jetzt dieses Album aufgenommen haben und es nach Möglichkeit noch öfter präsentieren werden. Daneben laufen immer auch andere Sachen. Wie etwa Lil Maxine. Da überlege ich mir gerade, wohin es mit dem Trio gehen soll.
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft? Wohin soll die Reise gehen?
Oliver Steger: Ich hoffe schon, dass es jetzt wieder einen kräftigen Schub geben wird. Wir hatten in der Vergangenheit in der Band diverse Differenzen, viele Höhen und Tiefen und einige Besetzungswechsel. Diese Sachen sind schon auch immer wieder im Weg gestanden. Nun hat sich die Band aber stabilisiert und dem Gefühl nach passt es jetzt. Ich bin auch froh darüber, dass ich S.O.D.A. trotz der immer wieder auftretenden Probleme immer weiterverfolgt habe und wir alle große Freude an diesem Projekt haben. Insofern glaube ich schon, dass die Zeichen nicht so schlecht stehen und einiges doch in Bewegung geraten könnte.
Vielen Dank für das Gespräch.
Michael Ternai
Oliver Steger live mit S.O.D.A.
12.05. Kino Oberpullendorf, Oberpullendorf
17.05. Porgy & Bess, Wien, S.O.D.A. & Triotonic feat. Marina Zettl