OLGAS BORIS Langspieler heißt „Ja So War Das“ (Feber Wolle Records) . Die beiden Musiker haben sich auf die Fahne geschrieben, mit den Anforderungen dieser Zeit zu brechen. Da kommt man an Kapitalismuskritik schwer vorbei. Zu kritisieren gibt es viel in der Welt. Vor lauter Selbstoptimierung fehlt aber vor allem Zeit für wesentliche Dinge, wie beispielsweise die „schöne Nachbarin“…
Das ganze Album klingt demnach natürlich auch nicht nach typischer Pop-Produktion. Man fühlt sich eher in ein Theater versetzt. Könnte auch der Soundtrack eines Arthouse-Films sein. Oder anders gesagt Kraftwerk meets Stubenmusik???
Die Lieder sind grundsätzlich aber der Kategorie Singer Songwriter zuzuordnen. Die Geschwindigkeit dirigieren allerdings sequenzierte Synthesizer Bässe oder Drum Computer. Total im binären Rhythmus der Digitalisierung. Schlag auf Schlag schieben sie in hoher Geschwindigkeit alles vor sich her in Richtung Zukunft. Ablenkung erspart einem das Reflektieren. Zum Beispiel darüber, ob wir in so einer Zukunft überhaupt leben wollen. Ganz zu schweigen davon, ob es sich in dieser überhaupt als Mensch noch wohnen lässt. Wer das kritisch betrachtet, ist schnell erschöpft.
Die Stimmung klingt irgendwo zwischen Liebestraum und Burnout. Die gehauchten Stimmen von Olga on the Rocks und Boris Burnout hinterfragen diesen technoiden Marsch in eine unbestimmte Zeit, und entschleunigen gleichzeitig die Musik mit lieblichen naiv fragenden Melodien. Unterstützt wird dieser Gegenpol mit zahlreichen traditionellen Instrumenten, die so oft wechseln, das gerade diese Abwechslung zu einem Stilmittel werden und das Album aus einem Guss erklingen lässt.
Wer aber alles hinterfragt, wird in einem komplexen Zeitalter schnell überfordert. Der Körper antwortet mit Müdigkeit und gerät in eine gefährliche „galesistegal“ Dauerschleife. Wir sind heute frei, alles zu tun. Das ist natürlich auch anstrengend. Glücklicher machts auch nicht wirklich. Aber wer gegen den Strom schwimmen möchte, sollte nicht aufhören zu rudern. Oder einfach aus dem rauschenden Fluss klettern und „Aussteigen“?
Dominik Beyer
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