Österreichs junge Komponisten & Komponistinnen: Thomas Wally

Im Bereich der Neuen Musik scheint im Moment einiges im Entstehen zu sein. Mitverantwortlich dafür zeigt sich eine junge Generation von KomponistInnen, die mit ihrem Schaffen das Spektrum der zeitgenössischen Musik hierzulande um bisher nicht gehörte Facetten erweitern. Diesmal im mica-Porträt der im vergangenen Jahr vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur mit dem „outstanding artist award” ausgezeichnete Komponist Thomas Wally.

Thomas Wally legt sich nicht auf eine bestimmte Kompositionsweise fest, sondern entwickelt immer wieder neue Herangehensweisen. Bei „meer, teich, schwefelquelle“ für sechs Instrumente und Caprice für Streichtrio ist es, wie es August Stringberg in „Der andere Strindberg“ beschreibt, das intuitive Schaffen aus dem Moment heraus. Kurze aufbrausende Läufe und Glissandi führen beispielsweise bei letzterem Werk zu hervorbrechenden Phrasen, die eben so schnell wie sie gekommen sind, auch wieder in leise Momente mit Flageoletts und gehaltenen Tönen münden. Bei anderen Werken hingegen dient als Ausgangspunkt eine  klar eingegrenzte, systematische Idee. Diese kann während des Komponierens im Zuge des dialektischen Prozesses auch wieder adaptiert werden, denn das klangliche Resultat steht nicht im Dienste des Systems, sondern umgekehrt. Ausgangsmaterial für „impressions … en relief II“ für Klavier und elf Instrumente sind: Triller, Cluster, rasche Figur und Intervall.

Thomas Wally – Caprice for Stringtrio by mica

In abwechselnden Abschnitten setzt Wally diese blockartig nebeneinander oder lässt sie ineinander übergehen. Wenn auch der Klang schon immer eine wesentliche Rolle gespielt hat, erweitert Wally seine jüngeren Werke zudem um mikrotonale Kompositionsweisen. Was all diese Werke verbindet, ist der Gedanke des Verzweigens, bei dem sich ein musikalisches Element aus dem vorhergehenden entwickelt. Neben den klanglichen Parametern verwendet er dazu auch Tempomodulationen, so dass sich organisch anmutende Gebilde ergeben, die oft von einem melancholischen Gestus geprägt sind.
Doris Weberberger

Thomas Wally