Österreichs junge Komponisten & Komponistinnen: Manuela Kerer

Es tut sich im Bereich der Neuen Musik in Österreich einiges. Verantwortlich für diese Entwicklung zeigt sich vor allem eine neue Generation von KomponistInnen, die mit ihrem Schaffen das Spektrum der zeitgenössischen Musik hierzulande um bisher nicht gehörte Facetten erweitern. Ohne Zweifel zu den hoffnungsvollsten JungkomponistInnen zählt die in Südtirol geborene Manuela Kerer.

Steckbrief
Manuela Kerer, geb. 1980 in Brixen (Südtirol), beendete 2007 das Kompositionsstudium bei M. Lichtfuss am Tiroler Landeskonservatorium mit Auszeichnung, 2004 das IGP-Studium Violine und das Studium der Rechtswissenschaften, 2005 das Psychologiestudium an der Universität Innsbruck. Weiterführende Kompositionsstudien bei Alessandro Solbiati (Mailand). Manuela Kerer schreibt hauptsächlich Musik, daneben aber auch an ihren Dissertationen (PhD) mit Forschungsschwerpunkt „Das musikalische Gedächtnis bei Patienten mit leichter Demenzerkrankung“ (Psychiatrie Innsbruck) und zum Thema „Die Entwicklung der Rechte der Komponisten in Österreich“ (Rechtswissenschaftliche Fakultät Innsbruck).

Porträt
Woher Manuela Kerer ihre Energie nimmt, mag man sich wohl fragen, denn neben  Komposition und Instrumentalpädagogik (Violine) hat sie auch Psychologie und Jus studiert. All dieses Wissen fließt auch in ihre Kompositionen ein, wenn sie beispielsweise Teile des italienischen Strafgesetzbuches in Musik setzt oder sich mit neuropsychologischen Vorgängen auseinandersetzt. Trotz dieser rationalen Bezugspunkte kommt auch die Sinnlichkeit in ihren Werken nicht zu kurz. Dabei hegt sie eine besondere Vorliebe für ungewohnte Klänge, wenn sie z.B. überlegt, ein Stück für zehn elektrische Zahnbürsten zu schreiben. Und obwohl das keineswegs als Witz gedacht ist, will sie die Neue Musik mit Humor aus ihrer all zu ernsten Ecke holen.

Um das Publikum mit dem Ungewohnten vertraut zu machen, kombiniert sie dies gerne mit Bekanntem, um von da aus in unbekanntere Gefilde zu führen. Da kann es auch vorkommen, dass eine Fanfare mit anderen Mitteln wie gehauchten Stimmen, dissonanten Akkordeonklängen, und Poppigem kombiniert wird. Aber auch Alltagsgeräusche, feine Streicherklänge und elektronisch Verändertes sind in ihrer Musik zu erkunden. Damit sich das Publikum dabei nicht in eine passive Hörweise zurückzieht, bezieht sie es gelegentlich in ihre Werke mit ein. So unternimmt sie bei den Klangspuren Schwaz Spaziergänge mit Kindern und Jugendlichen, um sie auf die Klänge des Alltags und somit einen wichtigen Aspekt der zeitgenössischen Musik neugierig zu machen.
Doris Weberberger

 

Wichtige Werke

“plas”: Reise durch das Gehirn (2008/2009)
Konzert für Violine und Ensemble
UA: Oktober 2009, Schönberg Center Wien,
Bojidara Kouzmanova, Violine, Ensemble reconsil, Dirigent: Roland Freisitzer

“tickende polli” (2008/2009)
Durchgeknallte Kurzoper, inspiriert von einem Besuch der Komponistin im italienischen Senat…
UA: Juni 2009, Reaktorhalle München, Festival
A*DEvantgarde München, musikalische
Leitung: Ulrich Nicolai, Regie: Antje Schupp

“IMPOS” (2010)
Für 10 elektrische Zahnbürsten, weiteres unmögliches Instrumentarium und Stimme
UA: Oktober 2010, Festival transart Bozen,
Maja Ratkje und Percussion Group conTakt