Gerald Resch zählt ohne Zweifel zu den hoffnungsvollsten jungen Komponisten, welche im Moment in Österreich am Werken sind. Trotz seiner erst 35 Jahre kann der gebürtige Linzer auf bereits zahlreiche aufsehenerregende Aufführungen seiner Werke im In- und Ausland zurückblicken. Grund genug also ihn im Rahmen der mica-Reihe „Österreichs junge Komponisten & Komponistinnen“ näher vorzustellen.
Steckbrief
Gerald Resch studierte in Wien Komposition bei Michael Jarrell sowie Musikwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität. Studienaufenthalte in Köln, Berlin, Paris und Rom förderten eine musikalische Poetik, die sich eng mit unterschiedlichsten Einflüssen aus nichtmusikalischen Bereichen (Architektur, Geologie, Sprachwissenschaft, Textilkunst usw.) auseinandersetzt. Die Kompositionen von Gerald Resch sind durch Farbigkeit, Organik und Dramaturgie sowie durch eine Offenheit für unerwartete Verlaufe gekennzeichnet.
Porträt
Das Betrachten des Gleichen aus unterschiedlichen Blickwinkeln ist ein Aspekt, der oftmals in Werken von Gerald Resch anzutreffen ist. Dazu kombiniert er diverse Spieltechniken und Kompositionsweisen. Diese Heterogenität führt zu einer kontrastreichen Vielfalt, die stets einer stringenten Dramaturgie folgt. Das Spiel mit bedachtsam gewählten Klangfarben bringt weitere, oft sehr subtile Facetten. Anregung dazu bieten dem Komponisten meist außermusikalische Bezüge wie ein Gedicht von Heiner Müller bei „Schleifen“, die Malereien von Sigmar Polke bei „Zerrissene Zeit/Verschattung“ oder Essays über Ästhetik bei „Fünf Versuche nach Italo Calvino“.
Die Zusammenarbeit mit Interpreten ist zentral: Dem Fagottisten Robert Buschek sind die spieltechnisch wie musikalisch anspruchsvollen Werke „Passagen“ und „Knoten“ zugedacht. In Letzterem mischt sich das Fagott an manchen musikalischen Strängen mit Instrumenten des Ensembles zu aufregenden Klangfarben, führt zu dicht verknoteten Passagen und auch wieder von diesen weg in reduziertere Abschnitte, bis am Ende des Stückes ein fragendes Motiv zum Weiterdenken des Gehörten anregt.
Reschs Stücktitel geben dem Publikum gerne Anhaltspunkte an die Hand, die Freiraum für eigene Assoziationen und Bilder entstehen lassen. Davon zeugen Titel wie „Schlieren“ für Violine und Orchester (Patricia Kopatchinskaja gewidmet), „Fenster“ oder „Spin“ für Kammerorchester, in dem er zwei am Beginn des Werkes stehenden Tönen musikalischen Drall verleiht.
Gerald Resch – grounds by mica
Wichtige Werke
Schlieren für Violine und Orchester
(Auftrag Wien Modern),
UA Wiener Konzerthaus 2005
Knoten für Fagott und Kammerorchester
(Auftrag Wiener ConcertVerein),
UA Musikverein Wien 2007
Cantus Firmus. Sinfonie für Orchester und Chor
(Auftrag Festspielhaus St. Pölten),
UA Musikverein Wien 2010
Gerald Resch © Anna Stöcher
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