Österreichs junge Komponisten & Komponistinnen: Ernst Wally

Es tut sich im Bereich der Neuen Musik in Österreich erfreulicherweise einiges. Verantwortlich für diese Entwicklung zeigt sich vor allem auch die neue Generation von KomponistInnen, die mit ihrem Schaffen das Spektrum der zeitgenössischen Musik hierzulande um bisher nicht gehörte Facetten erweitern. Diesmal in der mica Reihe „Österreichs junge Komponisten & Komponistinnen“ im Porträt der 1976 in Wien geborene Ernst Wally.

= Steckbrief =

Ernst Wally studierte Orgel (Franz Falter, Michael Radulescu) und Komposition (Michael Jarrell, Frédéric Durieux) in Wien und Paris. Nach intensiver Tätigkeit als liturgischer Organist an verschiedenen renommierten Kirchen Wiens und der Abbaye St. Marie de Paris erfolgte im Juni 2007 seine Berufung als Assistent der Dommusik an den Wiener Stephansdom.

2005 – 2010 Unterrichtstätigkeit am Franz Schubert Konservatorium, rege Tätigkeit als Konzertorganist und Komponist, Preisträger von Orgelund Kompositionswettbewerben. Aufträge u.a. von der Romano Guardini, Stiftung/Berlin, der Wiener Dommusik anlässlich des Besuches von Papst Benedikt XVI. im September 2007, des Festival Dialogues Mystiques/Wien, der Eikon-Media GmbH/Berlin und des Carinthischen Sommers.

= Porträt
=

Ernst Wally bedient sich in seinen Werken zeitgenössischer Elemente, ohne die Tradition abzulehnen. Komponierte er zunächst überwiegend atonal, wie es in dem von flirrenden Klängen geprägten Scherzo für Klavier und Ensemble zu vernehmen ist, wendet sich der ausgebildete Komponist, Organist und Kirchenmusiker seit 2007 dem freitonalen Komponieren zu. Dabei verwendete Dreiklänge dienen ihm nicht nur aus rein klanglichen Gründen in weltlichen Werken, sondern auch als Symbol der Dreifaltigkeit im geistlichen Kontext. Im gleichen Jahr wurde er zum Assistenten der Dommusik zu St. Stephan in Wien berufen, wobei er es als seine Aufgabe betrachtet, mit der Wirkung der Musik die Gemeinde beim Gebet zu unterstützen.

Im Rahmen des Gottesdienstes sind dafür auch seine improvisatorischen Fähigkeiten gefragt. Vielleicht rührt daher sein Zugang zum Komponieren, der nur bedingt auf Konstruktion beruht und vor allem auf intuitiver Herangehensweise fußt. In „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ sind es Akkordbrechungen, die das Gefühl von harmonischer Orientierung vermitteln; doch ungewöhnliche Fortschreitungen bringen Überraschung.

Immer wieder ist die Kombination von Orgel und anderen Instrumenten anzutreffen, wenn sich der mächtige Klang der Orgel in Wallys Toccata klanglich oder auch rhythmisch mit Crotales, Pauken, kleiner Trommel u.a. verbindet.
Doris Weberberger

= Wichtige Werke =

“Streichquartettsatz”
(2007) op. 17
Nach einer langsamen Einleitung entfaltet sich in der ersten Violine ein cantables Thema. Eine kurze Schlussteigerung mündet in einen aus zwei Durakkorden bestehenden bitonalen Akkord.

“Du stellst meine Füße auf weiten Raum für Mezzosopran und Klavier”
(2010) op .27
Komponiert im Auftrag der Eikon Media GmbH/Berlin ist das Werk als großes durchkomponiertes Rezitativ angelegt. Die Textauslegung spielt eine zentrale Rolle, atonale und freitonale Harmonik wechseln einander ab.