Die Preisträger:innen des ÖSTERREICHISCHEN KUNSTPREISES 2021 und des HANS-HOLLEIN-KUNSTPREISES für Architektur stehen fest. Er wird heuer in den Sparten Bildende Kunst, Film, Kulturinitiativen, Künstlerische Fotografie, Literatur, Medienkunst und Musik vergeben. Der KUNSTPREIS ist mit je 15.000 Euro dotiert. Auch der HANS-HOLLEIN-KUNSTPREIS für Architektur ist mit 15.000 Euro dotiert. Erstmals gibt es auch einen Österreichischen Kunstpreis in der Sparte Darstellende Kunst.
„Gerade die Zeit der globalen Krise hat gezeigt, wie wichtig Kunst für uns Menschen ist – ganz persönlich, aber auch als Stütze der Gesellschaft. Künstlerinnen und Künstler zeigen uns Alternativen zu unseren Lebensentwürfen auf und regen kritische Auseinandersetzungen an – und das brauchen wir Menschen. Der Österreichische Kunstpreis ist eine große Auszeichnung für die künstlerische Arbeit dieser für uns alle wichtigen Persönlichkeiten. Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern des Österreichischen Kunstpreises 2021 recht herzlich. Ohne Kunst – insbesondere auch dieser herausragenden Künstlerinnen und Künstler – können wir zwar überleben, aber unser Mensch-Sein könnte das nicht”, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.
Der Österreichische Kunstpreis wird etablierten Künstler:innen und Institutionen für ihr Gesamtwerk zuerkannt und jährlich vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) vergeben. Mit dem Preis wird sowohl ein facettenreiches Kunstschaffen, ein umfassendes Oeuvre als auch die kontinuierliche inhaltliche Weiterentwicklung in der künstlerischen Arbeit gewürdigt.
Die Auswahl der Preisträger:innen erfolgt durch unabhängige Expertenjurys, eine Bewerbung ist nicht möglich. Die Preisüberreichung findet im Rahmen eines Festakts Anfang Dezember 2021 statt.
Österreichischer Kunstpreis – Preisträger:innen 2021
Bildende Kunst:
Künstlerkollektiv Gelatin
Das international renommierte österreichische Künstlerkollektiv wurde Anfang der 90er Jahre gegründet. Das Künstlerkollektiv besteht aus Ali Janka (geb. 1970) und Tobias Urban (geb. 1971) sowie aus dem gelernten Raumplaner Florian Reither (geb. 1970) und Wolfgang Gantner (geb. 1968), Politologe und Publizist. Ein wesentliches Merkmal der künstlerischen Praxis bilden die Verschmelzung von Architektur und Skulptur sowie der Einfluss dadaistischer Elemente. Gefundene oder recycelte Stoffe dienen häufig als Material. Charakteristisch für die Werke der Künstlergruppe ist schließlich auch die Einbindung der Betrachter:innen in die Inszenierung. Das Publikum wird spielerisch dazu animiert, an den Arbeiten teilzuhaben und so neue Kunsterfahrungen und -erkenntnisse zu sammeln. Nicht zuletzt zeugen die Werke von Gelatin aber von der ungebrochenen Begeisterung für das, wofür alle Künstler:innen stehen sollten: die Kunst selbst.
Darstellende Kunst:
Karl Regensburger und in Memoriam Ismael Ivo
Karl Regensburger, geboren 1954 in Wien, begann Anfang der 80er Jahre als Manager beim damaligen Tanzforum Wien. Nach einer Begegnung mit dem brasilianischen Tänzer Ismael Ivo holte er diesen als Gastlehrer zum Tanzforum Wien. Gemeinsam gründeten sie 1984 die Internationalen Tanzwochen Wien. 1988 wurde die Veranstaltung in ImPulsTanz-Festival umbenannt. Ismael Ivo, geboren 1955 in Sao Paulo, verstorben im April 2021. Studierte in den 70er Jahren zunächst Sozialwissenschaft und Psychologie sowie Philosophie und Soziologie. Ab 1976 absolvierte er aber parallel eine Tanzausbildung im Dance Center Ruth Rachou. 1984 gründete er gemeinsam mit Karl Regensburger die Internationalen Tanzwochen Wien.
Obwohl sich sein Aufgabengebiet stets veränderte und erweiterte, blieb Ismael Ivo dem ImPulsTanz immer verbunden. 2013 wurde Ismael Ivo Gastprofessor am Wiener Max-Reinhardt-Seminar. Von 1996 bis 2005 leitete er das Tanztheater des Deutschen Nationaltheaters in Weimar und 2005 bis 2012 die Sektion Tanz der Biennale Venedig. Zuletzt hatte Ismael Ivo 2017 die Leitung des Bale da Cidade de Sao Paulo übernommen. Dort stieg er noch im gleichen Jahr zum Ko-Intendanten des Opernhauses auf.
Film:
Billy Roisz
Billy Roisz, geboren 1967, lebt und arbeitet in Wien. Seit den 90er Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit Video und Soundperformance und gehört seitdem zu den fixen Größen in der experimentellen Szene Österreichs.
Ihr Schaffen konzentriert sich dabei vor allem auf die Verbindungen und Differenzen zwischen visueller und auditiver Wahrnehmung. Ihre Arbeiten werden auf zahlreichen internationalen Festivals und in renommierten Galerien und Museen wie dem Tate Modern und dem Centre Pompidou präsentiert.
Kulturinitiativen:
Offenes Kunst- und Kulturhaus Vöcklabruck
Das OKH Vöcklabruck ist kultureller Nahversorger und gleichzeitig Möglichkeitsraum für Zukunftsmodelle in der Region: Der kulturelle Austausch und die Vielfalt zeitgenössischer Kunst bilden ein Stück “urbaner Insel” mit Ankerfunktion an der Vöckla. Am Areal des alten Krankenhauses werden seit dem Jahr 2012 überregionale Impulse gesetzt – getragen, belebt und weiterentwickelt durch das gemeinnützige Engagement Vieler.
Organisiert wird das OKH vom Verein Kunst- und Kulturhaus Vöcklabruck: Dieser gründete sich 2007 mit dem Ziel, ein kulturelles Präsentations- und Produktionszentrum in Vöcklabruck zu schaffen. Sein kontinuierliches Programm hat das OKH als lebendige Kulturstätte zwischen Linz und Salzburg etabliert und öffnet seither Zugänge zur Zeitkultur, die es in dieser Form im Großraum Vöcklabruck nicht gäbe.
Künstlerische Fotografie:
Gerald Domenig
Geboren 1953 in Villach, Studien an der Kunstakademie in Düsseldorf und an der Städelschule in Frankfurt/Main. Lebt und arbeitet in Frankfurt/Main. Seine bevorzugten Medien sind die Fotografie, die Zeichnung und das Schreiben. Bereits seit den 1970er-Jahren arbeitet er mit diesen Mitteln und hat ein umfassendes Oeuvre geschaffen, das durch formale Strenge und thematische Offenheit gekennzeichnet ist.
In Hinblick auf eine Konstruktion von Wirklichkeit verwendet der Künstler Zeichnung und Fotografie quasi diametral entgegengesetzt. Die Zeichnungen sieht er als Entwürfe oder Vor-Zeichnungen für seine Fotografien: Während die Arbeit mit dem Bleistift als eine Annäherung an die Welt begriffen werden kann, sind die meist schwarzweißen Fotografien eben kein Festhalten eines Moments, nicht bloß ein Abbild der Realität. Sie sind immer mehr als das, nämlich eigenständige Bilder einer Situation, eines Ortes. Gerald Domenig, der stets analog fotografiert, die Filme selbst entwickelt und die Vergrößerungen herstellt, versteht Fotografie als Technik der Bildkonstruktion, der Überführung von Raum in die Fläche, als Auflösung des Abgelichteten ins Bild.
Literatur:
Barbara Hundegger
Geboren 1963 in Hall in Tirol, studierte Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften in Innsbruck und Wien, arbeitete bis 2002 als Redakteurin, Korrektorin und Lektorin bei einer Tageszeitung und ist seit Anfang der 1980er Jahre Teammitglied in zahlreichen feministischen Arbeitsgruppen und Projekten. Seit 1990 ist Hundegger mit der Planung und Organisation von kulturpolitischen und literarischen Veranstaltungen in Österreich befasst. Barbara Hundegger lebt und arbeitet als freie Schriftstellerin in Innsbruck und ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung.
Medienkunst:
Christa Sommerer und Laurent Mignonneau
Christa Sommerer (geb. 1964 in Gmunden) und Laurent Mignonneau (geb. 1967 in Angoulême, Frankreich) arbeiten mittlerweile seit 30 Jahren zusammen. Sommerer studierte Biologie und Botanik bevor sie an die Akademie der bildenden Künste in Wien wechselte, um dort Skulptur zu studieren. Mignonneau studierte angewandte Kunst und später Video- und Computergrafik in Frankreich. Nach ihren Studien besuchten sie gemeinsam das Institut für Neue Medien an der Städelschule in Frankfurt bei Peter Weibel und arbeiten seit 1992 gemeinsam.
Das Künstlerduo arbeitet im Zwischenfeld von Kunst, Naturwissenschaft und Technologie. Auf der Basis von Simulationen zu künstlichem Leben entwickeln sie kreative Environments zur Interaktion und beteiligen BesucherInnen am Werkprozess. Die Konfrontation von realen und virtuellen Systemen fordert eine bewusste Interaktion und verdeutlicht die Wechselwirkung und Kooperation beider Modelle. Derzeit sind beide als Professoren an der Kunstuniversität in Linz beschäftigt und führen dort das 2004 gegründete Department für Interface Culture im Institut für Medienkunst.
Musik:
Mia Zabelka
Mia Zabelka, geboren 1963 in Wien, ist E-Violinistin und Komponistin und lebt und arbeitet in der Südsteiermark und in Wien. Sie studierte unter anderem bei Ernst Kovacic, Kurt Schwertsik und Dieter Kaufmann, und positionierte sich schon in jungen Jahren international durch Kollaborationen mit Pauline Oliveros, Alvin Curran, David Moss und vielen mehr, sowie durch Medienkunstkollaborationen wie CHIP-Radio. Als Violinistin ist sie international gefragt. Als Kuratorin hat sie die österreichische Kulturlandschaft mit diversen langjährigen Initiativen geprägt, wie dem biennalen Phonofemme-Festival in Wien, der Klangzeit Serie in der Südsteiermark, sowie mit europäischen und internationalen interdisziplinären Kooperationsprojekten.
Mia Zabelkas Oeuvre folgt einer eigenen musikalischen Logik, die sich in einer avantgardistischen Offenheit für diverse Klangwelten manifestiert. Das Kontinuum zwischen ihren akustischen Solo-Improvisationen und ihren radikalen elektronischen und intermedialen Kollaborationen ist einzigartig in der österreichischen und internationalen Musiklandschaft. 2015 wurde sie Präsidentin der Society for Sound Art, Free Improvisation and Experimental Music Austria (SFIEMA). Seit 2019 ist Mia Zabelka Vize-Präsidentin des Österreichischen Komponistenbundes (ÖKB).
Hans-Hollein-Kunstpreis für Architektur – Preisträger 2021
Günther Feuerstein
Architekt und Architekturtheoretiker Günther Feuerstein wurde 1925 in Wien geboren. Feuerstein ist ein wesentliches Sprachrohr der visionären Architektur und hat deren radikale Kraft als Teil der Bewegung analysiert, gelehrt und weitergetragen. Seine Publikationen über inzidente und visionäre Architektur haben den Blick auf die österreichische Architekturgeschichte verändert und sie international kontextualisiert und positioniert.
In seiner Lehre hat er den Brückenschlag zur Kunst gesucht und einige der international erfolgreichsten Architektinnen und Architekten dieses Landes mitgeprägt. In seiner eigenen architektonischen und urbanistischen Arbeit hat er Experiment und Alltag verknüpft. Der Jahrhundert-Chronist Günther Feuerstein hat sich immer mit unermüdlichem Engagement und großem persönlichen Risiko für eine visionäre Haltung eingesetzt und gilt als zentrale Figur der Architekturgeschichte.
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Link:
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport