Novi Sad – Almond Trees & Roses

Wirklich groß vorstellen muss man die Band Novi Sad Kennern der heimischen Musikszene nicht mehr wirklich. Die fünfköpfige Formation rund um die Sängerin Evelyn Blumenau darf nach weit mehr als 20 Jahren im Geschäft durchaus als eine bedeutende Institution im österreichischen Musikzirkus betrachtet werden, auch weil es nicht allzu viele Bands wirklich schaffen in eine so späte Karrierephase vorzudringen. Warum gerade Novi Sad ein so lange Leben beschieden ist, liegt vor allem an der seit Anbeginn hohen Qualität ihrer Musik, die nie an irgendwelchen angesagten Sounds (dieser gab es in den letzten zwei Dekaden zu Hauf) angelehnt war, sondern immer ihren eigenständigen Charakter bewahrt hat. Nicht anders verhält es sich auf der nun erscheinenden neuen CD „Almond Trees & Roses“, die am 26. Juli im Rahmen der Platzkonzerte im Wiener WUK erstmals live präsentiert wird.

Hat es tatsächlich noch irgendeines letzten schlagenden Beweises für die besonderen songwriterischen Fähigkeiten von Novi Sad bedurft, so ist dieser mit ihrem Album definitiv geliefert. Einmal mehr zeigt die fünfköpfige Wiener Truppe wie es geht, wie man Lieder aus den Ärmeln schüttelt, die vom ersten Moment an zünden, viel Atmosphäre entfalten und darüber hinaus überaus abwechslungsreich aus den Boxen schallen. Novi Sad waren ja noch nie eine Band, die sich auf einen einzelnen Stil versteift und uninspiriert alte Ideen immer wieder neu hervorgekramt hat. Alle ihre Lieder hatten stets ihren eigenen Charakter, ihre eigene Note, die zwischen Beschwingtheit und Melancholie ein doch recht weites Spektrum an Stimmungen abgedeckt hat. Auch auf „Almond Trees & Roses“ ist dieser sehr individuelle und bewusst eigenständige Zugang hörbar.

Evelyn Blumenau und ihre Kollegen Manfred „moonday“ Scharf (Akkordeon), Paris 1914 (Gitarre), Robert „wurli“ Worel (Bass) und Stephan Lanner (Schlagzeug) wandeln wie schon in der Vergangenheit abseits jedes angepassten Mainstreamsounds auf eigenen musikalischen Pfaden. Mal verschlägt es die Wiener Band dabei in den akustischen Indie-Folk, mal lässt der Fünfer die Gitarren etwas lauter und rockiger werden, um im nächsten Moment dann plötzlich, einen Schwenk zu einem etwas mehr experimentelleren Songentwurf zu vollziehen. Hin und wieder klingen in leichten und wohl dosierten Ansätzen zudem Einflüsse aus Jazz und dem Klezmer durch, was dem Ganzen zusätzliche spannende Facetten verleiht. Erstmals in ihrer Geschichte wagen es Novi Sad auch, sich auf das Terrain des Wienerlieds zu begeben, der Versuch einer Stilerweiterung, der, wie auch das Lied „bissl leben“ schön zeigt, wirklich gelungen ist.

„Almond Trees & Roses“ ist ein Album geworden, das erneut zeigt, zu welch schönen Taten die Wiener Band befähigt ist. Novi Sad haben über die Jahre hinweg nichts verlernt und unterstreichen auch dieses Mal eindrucksvoll, dass sie noch lange, lange nicht zum Alten Eisen gehören und immer noch nur so vor kreativer Energie strotzen. (mt)