Zum bereits fünften Mal wird von VIENNA SHORTS (VIS) in Kooperation mit SCREENSESSIONS der ÖSTERREICHISCHE MUSIKVIDEOPREIS vergeben. Für das aufstrebende Duo LEYYA (inklusive Regisseurin Martina Trepczyk) bietet sich unmittelbar nach dem Gewinn des FM4-Awards bei den AMADEUS AUSTRIAN MUSIC AWARDS die nächste Möglichkeit, einen Preis abzuräumen.
Die ansprechende Ästhetik der (beinahe) ersten Einstellung, die Martina Trepczyk vornimmt, ist nicht zu bestreiten – eine einsame weibliche Seele inmitten eines türkisfarbenen Sees. Vogelperspektive. Der Sprung ins Wasser: Er musste kommen. Und somit beginnt auch schon der Wettlauf gegen … Ja, gegen was eigentlich? Tatsächlich ist das nicht so wichtig, denn gegen irgendetwas müssen die meisten Leute immer wieder anlaufen, ankämpfen oder sich daran abreiben. Wenn diese Projektionsfläche angeboten wird, macht das einen breiten Querschnitt der Bevölkerung empfänglich für Popkultur. Insbesondere dann, wenn die Popkultur sowohl in Sachen Sound als auch in Sachen visueller Ästhetik dermaßen professionell und überzeugend geliefert wird.
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Mediterraner Hochglanz so weit das Auge reicht
Das Pendant zur roten Bluse im türkisfarbenen See bildet das weiße Hemd des suchenden Jünglings in der mediterranen Wildnis. Es sind wirklich beeindruckende Bilder, die hier geliefert werden (Kamera: Gabriel Hyden). Man würde sich de facto nicht wundern, solches Bildmaterial in Hollywood-Produktionen mit mehrmals multiplem Budget zu finden. Die Inklusion des orangefarbenen Sportwagens auf der verlassenen Fluglandebahn kann visuell betrachtet nur als Draufgabe verstanden werden, narrativ hingegen spitzt sich dadurch der Wettlauf motorbetrieben zu. Geschickt auf die Musik abgestimmte Glitch-Effekte zeugen nicht nur vom Können der Regisseurin, sondern führen auch dynamisch dazu, dass sich das Video wahrlich zu einem Duell der Geschlechter entwickelt – in dem auf der Zielgeraden in dieser Version die Frau die Nase respektive die Stoßstange vorn hat.
Marco Kleebauer und Sophie Lindinger sind nicht nur die Protagonisten hinter Leyya, sondern verkörpern diese auch im Video und werden ihren Rollen als nachdenkliche, aber getriebene Personen durchaus gerecht. Man ist beinahe verleitet, sie für Schauspieler zu halten. Als Musikschaffende bewegen sich Leyya jedenfalls am Puls der Zeit: etwas Melancholie, ein nichtsdestotrotz wahrnehmbarer Hoffnungsschimmer und eine Synthesizer-Melodie, die sich plangemäß im Kopf festsetzt. Leyya sind so etwas wie The XX aus Österreich.
Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich weniger ansprechendes Bildmaterial in Form von Werbung einschlägiger Mobilfunkanbieter die enorme Eingängigkeit von „Butter“ einverleibt. Bis dahin sollte man sich an der schönen Synthese von Bild und Sound, die von Leyya und Martina Trepczyk geboten wird, erfreuen.
Sebastian J. Götzendorfer
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