Zum bereits vierten Mal wird von VIENNA INDEPENDENT SHORTS (VIS) in Kooperation mit SCREENSESSIONS und POOLINALE der ÖSTERREICHISCHE MUSIKVIDEOPREIS vergeben. In diesem Jahr befindet sich unter anderem ULRIKE SWOBODA-OSTERMANN zusammen mit ATTWENGER mit dem Video zu „Einfamilienhaus“ unter den Nominierten.
Die Oberösterreicherin Ulrike Swoboda-Ostermann lebt und arbeitet in Wien einerseits als Animationsfilmemacherin andererseits als Lehrkraft an der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt. Für das Linzer Duo Attwenger hat sie schon einmal ein Musikvideo konzipiert (zu „Japaner“), für „Einfamilienhaus“ ist sie für den Österreichischen Musikvideopreis nominiert. Die Musik von Attwenger ist in Österreich wohlbekannt – sie lassen sich zwar schwer in ein Genre einordnen, sind jedoch immer wieder für Überraschungen gut.
Einfamilienhaus (official) from uswo on Vimeo.
Kurz und knackig
Obwohl es in dem Video nicht viel zu sehen gibt, sieht man eigentlich sehr viel: eine Abfolge von Einfamilienhäusern, bei denen man merkt, wie eintönig sie sind, obwohl sie irgendwie versuchen, individuell zu sein. Der Text von Attwenger drückt es richtig aus: „Einfamilienhaus, I hoit die ned aus“. Das Zusammenspiel des Textes mit dem Video ist perfekt. Diese Darstellung der Häuser mit dem Text, der das Offensichtliche wiedergibt (das Wort „Einfamilienhaus“ bestreitet zu 80 % den Songtext), wirkt kurios, ein bisschen skurril und vor allem sehr lustig.
Das Bestreben nach Individualität mit dem eigenen Haus und Garten wird mit diesem Video ein für alle Mal zunichtegemacht, denn so sehr sich die Häuser voneinander unterscheiden, so sehr gleichen sie sich auf eine biedere Art und Weise. Attwengers letzte Worte „I hoit die ned aus“ sind die logische Schlussfolgerung aus der Darbietung und diesen letzten Satz kommunizieren sie, ohne ihn auszusprechen, das ganze Video hindurch. Man kann kaum glauben, das ein 30 Sekunden langes Video, welches nur Bilder von Häusern zeigt, eine derartige Tiefgründigkeit aufweist, aber im Zusammenspiel mit der Musik wird das Ganze stimmig. In den letzten Frames des Videos wird das Bild wie ein unerwünschtes Foto zerrissen, um den Standpunkt noch einmal klarzumachen.
Ulrike Swoboda-Ostermann hat mit dem Musikvideo ein außergewöhnliches Werk geschaffen, das vor allem durch Originalität überzeugt.
Antonia Seierl
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