Zum bereits dritten Mal wird von VIENNA INDEPENDENT SHORTS (VIS) in Kooperation mit SCREENSESSIONS, POOLINALE und MICA – MUSIC AUSTRIA der ÖSTERREICHISCHE MUSIKVIDEOPREIS vergeben. In diesem Jahr befinden sich unter anderem THALIJA mit dem von NIKOLAUS JANTSCH produzierten Video zu „Track 15“ unter den Nominierten.
Wieder erscheinen sie auf der Bildfläche. Und diesmal im wahrsten Sinne. Von der Presse werden Thalija schon seit Jahren in den Himmel gelobt und kaum eine Konzertbesucherin bzw. ein Konzertbesucher empfiehlt diese Band nicht weiter. Der breiten Masse allerdings ist die 19-köpfige Formation kaum ein Begriff. Ein Umstand, der wohl auch dem etwas passiven Marketing zu verdanken ist. Dank einer eher zurückhaltenden Öffentlichkeitsarbeit wird der Musik selbst wesentlich mehr Raum gegeben. Sie steht in diesem seltenen Fall tatsächlich im Mittelpunkt. Vor elf Jahren haben Thalija ihr erstes, gleichnamiges Album veröffentlicht, 2008 erschien unter „Thalija II“ ihr zweiter Longplayer. Nun haben sie – im Sinne der Konsequenz – ihr drittes Werk „Thalija III“ auf Pumpkin Records herausgebracht.
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Auf den Spuren von Jack Unterweger
Und auf diesem findet sich der von Nikolaus Jantsch in bewegte Bilder getauchte Song „Track 15“ – so viel zu Konsequenz durch Nummerierung. Bereits 2012 war der studierte Soziologe und Maler (Universität für angewandte Kunst Wien) als Musikvideomacher für Kommando Elefant auf der Bildfläche der heimischen Musikszene erschienen. Als Material dient Found Footage eines am Flohmarkt entdeckten 35-mm-Films namens Fegefeuer von Wilhelm Hengstler. Hengstler, ein steirischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur, erzählt in diesem 1989 erschienenen Spielfilm die Geschichte von Jack Unterweger. Ein Mörder und High-Society-Liebling, der im Zuge seiner ersten Haftzeit zu schreiben begann und als Schriftsteller weit über die Grenzen Österreichs Bekanntheit erlangte. In den Jahren hinter Gittern entstand der autobiografische Roman „Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus“, der als Grundlage für Hengstlers Film dient.
Symbiose statt Anpassung
Das Bildmaterial zeigt Szenen aus dem Schwarz-Weiß-Film, die durch gekritzelte Worte aus dem Liedtext manipuliert werden. Umrisse der ProtagonistInnen werden nachgezeichnet, Silhouetten umrandet. Die melancholische Klangwelt untermalt die Ausschnitte wie einen Stummfilm, bettet die Bilder in eine Stimmung. Ein ganz eigene Erfahrung, eine schöne Reduktion in der Zeit der dauerpenetrierten Sinne – angenehm anzusehen, ohne der Langeweile zum Opfer zu fallen. Bild und Ton begegnen einander auf Augenhöhe. Sie passen zusammen, ohne sich anpassen zu müssen. Eine wirklich gelungene Zusammenführung zweier Welten.
Die Verleihung des Österreichischen Musikvideopreises findet am 30. Mai 2015 im Rahmen der Screensessions der Vienna Independent Shorts im Metro Kinokulturhaus statt.
Lucia Laggner