NIKLOUDS – „RESILIENCE“

„RESILIENCE“ ist ein losgelöstes Jazz-Album des talentierten NIKLOUDS 4tet, das durch seine Vielseitigkeit und Tiefe überzeugt. Zu hören ist melodischer und experimenteller zeitgenössischer Jazz sowie Hip-Hop mit Lo-Fi-Beats. Improvisatorische Elemente sind verwoben mit harmonischen Kompositionen und fusioniert mit der virtuose Instrumentierung zu einer charmanten Ästhetik.

Niklouds ist ein Vierergespann, bestehend aus Simon Raab (Tasteninstrumente), Tobias Vedovelli (Kontrabass), Matheus Jardim (Schlagzeug, Becken) und dem Gründer der Band Nikolaus Holler (Komposition, Holzblasinstrumente). Während der Coronapandemie beschäftigte Holler sich mit Lo-Fi Hip-Hop und wurde damit über zehn Millionen Mal gestreamt, doch Streams sind für den 29-Jähren offensichtlich nicht alles. Er sehnte sich nach dieser Phase nach einer organischen Band und so kam es zum Niklouds 4tet. Das Album beinhaltet Features der Künstler Motherdrum, Raphael Käfer, Danylo Dmyterko und AdyB.

Das Ergebnis ist ein klangvoller zeitgenössischer Jazz, dessen Geschwindigkeit ebenso variiert wie die Länge der einzelnen Stücke. Saxophon, Schlagzeug, Klavier und Kontrabass verschmelzen zu einem harmonischen Ganzen, das sich traut frei und unkonventionell zu sein. Energiegeladen und melodisch beginnt „Halbenrain 130“, und entwickelt sich im zweiten Drittel zu einem ruhigen und verführerischen Stück. Das etwa einminütige Stück „Do you know Simon Raab“, beginnt mit schnellem Klavierspiel, die Instrumente verlieren sich klangvoll und finden wieder zueinander. Ein berührender Höhepunkt des Albums ist „Mahsa Amini“, ein Tribut an die junge iranische Frau, die vor zwei Jahren im Polizeigewahrsam ihr Leben verloren hat. „Dieses Stück wurde komponiert, während Gina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam gehalten wurde. Ein seltsames Gefühl des Erschreckens kam in mir auf, als ich zum ersten Mal von den Gründen für die Verhaftung von Mahsa Amini hörte. Sie trug keine religiöse Mode, wie es das iranische Gesetz vorschreibt. Wie so oft wandelte ich die Sprachlosigkeit in Musik um und schuf eine Art hoffnungsvolle Melodie auf einem nachdenklichen, aber melancholischen Harmoniesatz“, lautet ein Statement dazu von Nikolaus Holler.

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„Kardamena // Delimitation“ist langsam, gefühlsvoll und introvertiert. Die längste Nummer „Teufelskreisküchensuite“ ist ein aufregendes Hörerlebnis das zwischen eleganter und experimenteller Instrumentierung changiert. „I love Matheus Jardim“ ist eine sphärische Würdigung des Bandkollegen am Schlagzeug mit elektronischen Elementen, die ein bisschen so klingt als würde man sich in einem Videospiel befinden. „Hiatus 小“ ist bewegend und schnell, der Titel beinhaltet das japanische Zeichen für „klein“. Zärtlich, entspannt und unaufgeregt ist eine der längeren Nummern „Desperate Perfidy“. Mit seinem Bandkollegen Tobias Vedovelli hat Nikolaus Holler „Tobi or not Tobi“ geschaffen und damit eine Hommage an alle Tobis dieser Welt. „Elho 67“ beginnt gemächlich, wird zunehmend experimentell und wechselt launisch das Tempo, das Zusammenspiel der Instrumente webt einen vielseitigen Klangteppich. Der stilsichere Hip-Hop-Track „Chronicles of Resilience ft. AdyB & Mez Beats & Danylo Dmyterko“ mit seinem Lo-Fi-Sound stellt eine unerwartete Wendung in “Resilience” dar und erinnert an Mac Miller. In “Hiatus for Raphael Käfer” ist ein jazzig-ungezwungenes Gitarrensolo von Raphael Käfer zu hören. Die letzte Nummer präsentiert eine wohlige Melange aus Lo-Fi und Zitaten verschiedener Personen in verschiedenen Sprachen, wie: “Musik ist meine Liebessprache” (“ありがとうございます Monnom”).

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Mit jedem Stück erzählt Niklouds eine neue Geschichte. Es ist junger, losgelöster Jazz, der mal introvertiert, mal energiegeladen das Publikum auf eine Klangreise mitnimmt. Die Titel der Songs spiegeln den Humor einer jungen Band wider, die ein beeindruckendes Maß an musikalischem Können vereint. „Resilience“ ist eine dynamische Momentaufnahme des modernen Jazz.

Sophia Olesko

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