NI – foxtrott

Was passieren kann, wenn man sich einmal allen musikalischen Standards verweigert, zeigt die Formation NI, das neue heiße Eisen aus dem Haus den Interstellar Records, auf ihrem soeben erschienenen neuen Album „foxtrott“.  Was die in der heimischen Underground-Alternative-Szene nicht allzu unbekannten Gigi Grat, Manuel Mitterhuber, Tobias Hagleitner und Martin Flotzinger den Hörern vorwerfen, ist ein wildes klangliches Spektakel der allerfeinsten Sorte. Richtig schön ungestüm, erfrischend chaotisch und ungemein abwechslungsreich an die Sache herangehend, werden von der vierköpfigen Formation alle musikalischen Barrieren niedergerissen, um sich auf diesem Wege den Raum für eine ureigene Interpretation des Begriffs Rock zu eröffnen. Das Gewöhnliche klingt definitiv anders.

Eines kann man nach dem ersten Mal Durchhören dieses doch sehr eigenwilligen Stücks Musik mit Sicherheit sagen. „foxtrott“ hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Die Art und Weise nämlich, wie die Formation NI mit den verschiedensten Elementen und Spielformen der gitarrenorientierten Musik umzugehen weiß, mit den Versatzstücken herumjongliert und diese in einer neuer Form aufgehen lässt, fällt doch sehr stark aus dem Rahmen des Herkömmlichen. Von den vier Musikern werden jegliche Konventionen schlicht und einfach außer Kraft gesetzt. Es werden Pfade beschritten, die von den traditionellen Standards und Deutungen des Rock weit weg führen und in einer bisher nur selten gehörten Klangsprache münden.

NI – H3 by mica

Stilistisch kommt das von Gigi Grat (Gitarre), Manuel Mitterhuber (Gitarre), Tobias Hagleitner (Gitarre) und Martin Flotzinger (Schlagzeug) musikalisch Dargebotene einer rasenden Achterbahnfahrt gleich. Irgendwo zwischen avantgardistisch angehauchtem und hartem Indierock, experimentellem Sludge und Doom, ohrenbetäubendem Noise und virtuosem Free-Jazz agierend, formen sich NI einen unverwechselbaren Sound, der in seinen wilden und ausufernden Momenten nicht selten an John Zorns Projekt „Painkiller“ erinnern lässt. Heftige und intensivste Grindcore-Passagen liefern sich mit schräg anmutenden und disharmonischen Gitarrenläufen und immer wieder kehrenden Ausflügen in die Welt des Freien Spiels einen permanenten Wettstreit.

„foxtrott“ rumpelt ordentlich vor sich hin, wirkt aber gerade aus diesem Grund  ab einem bestimmten Zeitpunkt regelrecht hypnotisch und auch anziehend. Irgendwie fühlt man sich gezwungen, trotz aller Komplexität sich der Herausforderung zu stellen, die insgesamt sechs Stücke vom Anfang bis zum Ende durchzuhören. Tut man dies, eröffnet sich einem ein immens fesselndes Klangerlebnis, das auf faszinierende Weise nachwirkt. Auf jeden Fall ist das Album genau das Richtige für all jene, die einmal eine andere Hörerfahrung machen wollen. (mt)


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