Die Wiener Band NEUSCHNEE veröffentlicht mit „Schneckenkönig“ am 1. April 2016 ihr drittes Album. Als Vorboten und Appetitanreger gibt es vorab schon einmal die Single „Des Kaisers neue Kleider“ (Problembär Records).
Die um Hans Wagner formierte siebenköpfige Band, die 2008 ihr Debutalbum herausbrachte, besticht ihre ZuhörerInnen vor allem durch das ungewöhnliche Zusammenspiel von Pop und Kammermusik. Auf ihrer Website bezeichnen sich Neuschnee als „Crossover Kammermusik“, was ihre Musik recht treffend beschreibt. Man stelle sich eine Mischung aus „Queens of the Stone Age“ und einem Wiener Streichquartett vor – das Ergebnis ist Neuschnee. Die Verbindung zweier Musikrichtungen, die eher gegensätzlich erscheinen, ist der Wiener Band äußerst gut gelungen. In der Single „Des Kaisers neue Kleider“ darf man sich auf eine rockige Gitarre, ein poppiges Schlagzeug und aufregende Geigen freuen – nicht zu vergessen: Hans Wagners Stimme, die einen fast satirischen Text über Österreichs feine Gesellschaft singt.
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„Wir sind krass, krasser als Karl-Heinz Grasser.“
Der Kaiser bekommt endlich neue Kleider, oder? Bei Neuschnee ist das nicht so sicher, rechnen sie doch auf kunstvollste Weise mit allen Machthabern, Posern und Möchtegerns ab, die an der Börse mit Aktien wedeln. Dass Karl-Heinz Grasser Wein trinkt und Wasser predigt, weiß die Band nur zu gut und deswegen schenken sie ihm mit dem Lied reinen Wein ein. Die Lyrics haben epische Reime, gesungen von Hans Wagner, dessen Stimme ein bisschen an die von Chris Cornell (Audioslave) erinnert. Der Anfang des Liedes ähnelt stark dem von „No one knows“ (Queens of the Stone Age), jedoch unterscheidet sich das Lied von jeglicher anderer Musik in seiner Kombination aus Streichquartett und Pop-Rock.
Im ganzen Track findet man öfters Gitarren- oder Geigensoli, was sowohl abwechslungsreich als auch aufregend ist. Mitunter wird die Musik sogar von einem Backgroundchor begleitet. Insgesamt verbreitet der Song eine Aufbruchsstimmung, man bekommt Lust, Österreichs gesellschaftliche Landschaft zu revolutionieren und dabei lässig mit dem Kopf zu nicken. Die intensiven Geigenparts, die mit Fortschritt des Liedes immer wilder und ungestümer werden, erfüllen ihre Arbeit und verleihen dem Lied Exklusivität – je öfter man den Track hört, desto besser gefällt er, hat vielleicht Lieblingsliedpotenzial.
Der Vorbote für das neue Album ist laut und lässt trotzdem Platz für mehr Lieder dieser Art – der April kann nicht schnell genug kommen. Derweilen muss man sich mit „Des Kaisers neue Kleider“ begnügen, aber bei dieser musikalischen Qualität kann man sich nicht beschweren.
Antonia Seierl