NETNAKISUM – "Hoamweh"

Es ist in der jüngeren Vergangenheit etwas ruhig um diese Formation geworden. Doch nun, genau rechtzeitig zum zehnjährigen Bestehen, melden sich Netnakisum mit neuem Material zurück. Und das auf eine wirklich umwerfende Art. “Hoamweh”, so der Titel des mittlerweile vierten Albums, offenbart sich nämlich als genau jener große Wurf, den man von diesem Damentrio eigentlich immer schon irgendwie erwartet hat. Was deeLinde, Claudia Schwab und Marie-Theres Härtel, die drei Köpfe hinter diesem Trio, bieten, ist Musik, die auf vielfältigste Weise, von tief-melancholisch, über bildhaft-lyrisch bis hin zu schräg-verspielt, die Emotionen der Hörerschaft zu wecken weiß.

Herkunft, Verwurzelung und Geborgenheit

Die Musikantinnen deeLinde (Cello, Gesang), Claudia Schwab (Violine, Gesang) und Marie-Theres Härtel (Viola, Gesang) waren ja noch nie wirklich bekannt dafür, dass sie sich über stilistische Fragestellungen allzu viele Gedanken gemacht hätten. Immer schon in konsequenter Weise die kunstvollen musikalischen Grenzüberschreitungen praktizierend, waren ihre Nummern seit Anbeginn von einer sehr vielschichtigen und abwechslungsreichen Note geprägt. Was sich klarerweise auch auf dem neuen Album „Hoamweh“ nicht geändert hat.

Aber trotzdem,  im Vergleich zu den bisherigen Veröffentlichungen verhält sich doch einiges anders. Das Trio ist in den vergangenen Jahren viel in der Welt umher gekommen und hat die Ferne und das Wegsein von zu Hause erlebt. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Themen Herkunft, Verwurzelung und Geborgenheit suchend, erklingen die neuen Stücke von Netnakisum von der Stimmung daher her deutlich persönlicher und nachdenklicher als noch die der früheren Phasen. Eine Neuorientierung, die sich auch musikalisch bemerkbar macht.

Einflüsse aus allen Richtungen

War es früher noch vorwiegend die Volkmusik aus Österreich, die die Basis der Nummern bildete, lässt sich das keinem Experiment abgeneigte Dreiergespann auf “Hoamweh” dieses Mal hörbar von Musiken, Liedern und Klangtraditionen aus allen Himmelsrichtungen inspirieren. So kann es schon vorkommen, dass ein Stück im eher kammermusikalischen Kontext beginnt und dann plötzlich eine Richtungsänderung zu einer Art alpinem Country-Folk vollzieht (“Wul üba d`Alm”). An anderer Stelle wiederfährt dann wiederum einem steirischen Landler eine seltsam schräge musikalische Begegnung mit rhythmischen Tihais („Kugelatz Tanz“). Regelrecht zum Träumen und Wegschweben in eine andere Dimensionen lädt das von Nenad Vasilic komponierte “Day by Day” ein. Mit ruhiger Note startend steigert es sich in schwermütigen melancholischen Wellen hin zu einer wirklich packenden “Weltmusik-Rocknummer”.

“Hoamweh” ist ein Album geworden, das, je öfter man es sich anhört, mehr und mehr wächst und an Intensität gewinnt. deeLinde, Claudia Schwab und Marie-Theres Härtel bringen Klänge zu Gehör, die auf magische Weise berühren, anziehend wirken und auch nach mehrmaligen Durchläufen nichts von ihrem Reiz verlieren.. Wirklich empfehlenswert.
Michael Ternai

 

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