Zuhören als Kern von Kulturprojekten

Zuhörprojekte sind nicht einfach Vermittlungsformate für eine bestimmte Kunstform. Zuhören ist per se kein künstlerisches Genre. Zuhören ist eine Kompetenz und ein Bildungselement. Und darum eignet es sich auch so gut als Schlüssel, um Kindern in der Schule Künstlerisches näherzubringen. Franziska Breuning, Geschäftsführerin von „Zuhören Schweiz“, sprach im Rahmen der Präsentation der Hörminute am 13. November 2019 über die Bedeutung des (Zu-)Hörens bei Schulprojekten und für den Unterricht.

„Die Kunst des Zuhörenkönnens kennen immer mehr nur noch vom Hörensagen.“ Ernst Ferstl [i]

Vielleicht kennen Sie diesen Aphorismus Ihres Landmannes Ernst Ferstl. Möglicherweise erinnert der Satz vor allem die Lehrenden unter Ihnen auch an ihren Unterrichtsalltag. Die Feststellung, Schulkinder hörten nicht mehr richtig zu, hören auch wir oft. Studien wie etwa der Deutsche Bildungstrend 2016 zeigen, dass es tatsächlich signifikante Rückgänge bei der Zuhörkompetenz von Kindern gibt.[ii] Ob es daran liegt, dass der Alltag und die Freizeit der Kinder sehr visuell geprägt sind, dass immer viel los ist und sie sich leicht ablenken lassen oder dass im Klassenzimmer Unruhe herrscht – ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.

Zuhören will gelernt sein und wird doch oft als gegebene Fähigkeit vorausgesetzt. Wie die Lesekompetenz aber kann man das Zuhören im Unterricht durchaus fördern. Wir möchten Ihnen mit unserem Beitrag ein wenig aus der Situation in der Schweiz und aus unserer Arbeit berichten. Das Zuhören als Basiskompetenz, die Schülerinnen und Schüler in der Volksschule erlernen sollen, führte in der Schweiz lange ein etwas stiefmütterliches Dasein.

Nun gibt es aber seit wenigen Jahren den neuen sogenannten „Lehrplan 21“. Dieser ist nicht nur Teil einer Bildungsreform, mit der die zum Teil recht unterschiedlichen Bildungssysteme der 21 Deutschschweizer Kantone harmonisiert werden sollen. Der „Lehrplan 21“ beinhaltet eine zentrale Neuerung, indem er nicht mehr primär auf einem Kanon an Bildungsinhalten aufbaut, sondern individuelle Kompetenzen in den Vordergrund stellt. Und innerhalb dieser Kompetenzorientierung erhielt das Hören einen weit größeren Raum als dies bisher der Fall war. Die Hörkompetenz betrifft im Grundsatz alle Fächer, spielt aber besonders in Deutsch und Musik eine wichtige Rolle. Musik und Zuhören sind ohnehin eng beieinander.

Die Hörkompetenz betrifft im Grundsatz alle Fächer ... (c) Tabea Hüberli
Die Hörkompetenz betrifft im Grundsatz alle Fächer … (c) Tabea Hüberli

Beim Fach Deutsch geht es um Hörverstehen, um literarisches Verstehen, auch um phonologische Bewusstheit und Sprachentwicklung. Den Anforderungen des neuen „Lehrplan 21“ entsprechend ist zum einen klar, dass das Zuhören in der Schule mehr Anerkennung gewinnt.

Zum anderen heißt es aber auch, dass die Lehrkräfte gefordert sind, diesen Anspruch im Unterrichtsalltag umzusetzen. Da herrscht zwar mitunter eine gewisse Ratlosigkeit. Es gibt aber auch einen Schwung und Motivation, sich dem Zuhören verstärkt zu widmen und Möglichkeiten zu suchen, wie es als Kompetenz gestärkt werden kann. Der Zuhörprozess, das muss man sich immer wieder vor Augen halten, ist ein komplexer Vorgang. Er stellt an Schülerinnen und Schüler hohe Anforderungen. Besonders gut lässt sich das Zuhören an einem Modell der Mainzer Psychologin und Bildungswissenschaftlerin Margarete Imhof nachvollziehen. Sie umschreibt im sogenannten S-O-I-Modell, was alles passieren muss, damit Zuhören gelingt[iii]. Demnach steht am Anfang des Zuhörens immer eine Bereitschaft bzw. Intention: Man muss zuhören wollen. Das S im S-O-I-Modell steht für „selektieren“, d. h. um die Auswahl von verbalen und nonverbalen Signalen (Was sage ich? Und wie sage ich es?). Sind die Laute einmal erfasst, identifiziert und sortiert, geht es im Gehirn um das O wie Organisieren:

Worte erkennen, Bedeutungen zuweisen und Zusammenhänge herstellen. Und dann erst kommt das I wie Integrieren im Sinne von schlussfolgern und mit Vorwissen verknüpfen. Auf diesem ganzen Weg werden vom Zuhörenden gleichzeitig alle als verzichtbar erachteten Signale und Informationen verworfen. Nur das Wichtigste bleibt. Dieses Modell zeigt uns, dass das Zuhören ein aktiver Vorgang ist und keineswegs ein rein passives Aufnehmen von Inhalten.

Und es kommt noch etwas anderes hinzu: Das, was wir hören, vollzieht sich in aller Regel nicht im akustisch sterilen Raum. Umgebungsgeräusche sind im Prinzip immer vorhanden. Daher sind wir alle, vor allem auch Kinder, darauf angewiesen, aus der Hörumgebung im Moment des Zuhörens Störendes auszublenden, um uns auf das konzentrieren zu können, was wir gerade hören wollen oder sollen. Wenn wir das Zuhören fördern möchten, müssen wir uns also bewusst sein, dass dieses erstens gar nicht so leicht ist, dass es zweitens ein aktiver Prozess ist und dass es drittens eine Intention voraussetzt. Zuhören basiert auf der Bereitschaft, einem Inhalt, einem Musikstück oder auch nur einer Geräuschkulisse zu folgen. Da Zuhören in der Vermittlung schulischer Inhalte ausnehmend wichtig ist, passt es auch als Thema kultureller Projekte mit Kindern besonders gut in die Schule. Und es ist ein wunderbares Scharnier zwischen Unterricht und künstlerischen Genres.

Zuhören Schweiz

Die Welt des Akustischen in den Mittelpunkt musikalischer und anderer kultureller Projekte zu stellen, war unser zentrales Anliegen bei der Gründung von Zuhören Schweiz. Sylwia Zytynska und ich kommen beide aus dem Bereich der zeitgenössischen klassischen Musik und wir sprachen während unserer früheren Zusammenarbeit bei Musikproduktionen immer mehr über die gemeinsame Faszination für das Hören. Sie als Musikerin und Musikpädagogin, ich selbst als Musikwissenschaftlerin, die sich seit langem mit kultureller Bildung befasst.

Ein Ausgangspunkt für unsere Projekte ist denn auch eine Beobachtung, die in genau die gegenteilige Richtung geht wie die vorhin genannte Feststellung, Kindern falle das Zuhören immer schwerer, denn: eigentlich hören Kinder wahnsinnig gerne zu. Wie gerne lauschen Kinder einer Gutenachtgeschichte. Wie gerne lassen sie sich Geschichten erzählen, seien es vorgelesene oder sogar selbst erfundene. Oder Hörspiele: Stunde um Stunde können Kinder dasitzen und sich Hörbücher oder Hörspiele anhören, immer und immer wieder.

Ein Projekt, das die Freude am Geschichtenhören zum Ausgangspunkt nimmt, heißt Hörclubs. Seit 2015 führen wir in der Schweiz dieses Angebot, das ursprünglich von der Deutschen Stiftung Zuhören erfunden wurde. Die Grundidee war, dass sich Volksschulkinder im Rahmen eines freiwilligen und regelmäßigen Angebots – ähnlich wie Theater-AG oder Schulchor – einmal wöchentlich für eine Stunde mit Hörgeschichten beschäftigen. Diese werden nicht einfach durchgehört, sondern mit verschiedensten Aktivitäten wie Rätseln, Bildermalen, Hörspaziergängen, basteln oder auch mit dem Erfinden eigener Geschichten verbunden. Die Lehrpersonen erhalten eine Weiterbildung und eine HörSpielBox mit CDs und zahlreichen Ideen zur Gestaltung eines Hörclubs, so dass dieser über längere Zeit an der Schule stattfinden kann.

Diese Idee wollten wir auch in die Schweiz tragen. Mehrere Lehrkräfte sagten uns damals aber, das Curriculum in der Primarschule sei ohnehin schon so voll und eine Stunde pro Woche über eine längere Zeit sei nicht machbar. Daher erprobten wir die Hörclubs zunächst in einem Bereich, in dem Zeit noch keine Mangelware ist: In der neu boomenden Nachmittagsbetreuung der Schulen. 20 Institutionen richteten in einer Pilotphase eigene Hörclubs ein. Viele der Clubs produzierten im Laufe eines Schuljahres sogar ein eigenes Hörspiel, zum Teil alleine, zum Teil mit Unterstützung von Hörspiel- und Radioprofis. Einzelne Elemente aus dem Club, wie zum Beispiel das Definieren eines „Geräuschs“ der Woche oder akustische Rituale fanden auch den Sprung in den übrigen Betreuungsalltag und führten dort – etwas niederschwelliger – zu mehr Bewusstsein über die Geräusche, welche die Kinder im Alltag umgeben.

HörSpielZeit von Zuhören Schweiz

Seit neuestem gibt es die Hörclubs auch bei uns als Angebot für den Schulunterricht: Unter dem Titel HörSpielZeit entwickelten wir eine Unterrichtseinheit, mit der 1. bis 4. Klassen im Zeitraum von vier bis sechs Wochen verschiedene Arten von Hörliteratur kennenlernen und mit Spiel, Theater, Musik und Gespräch verbinden können. Diese Unterrichtseinheit ist eng an die Anforderungen des „Lehrplan 21“ angebunden, so dass keine Lehrperson ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn sie mehr als sonst üblich mit Hörgeschichten unterrichtet. Im Gegenteil berichteten uns Lehrerinnen aus der Pilotphase, dass sie mit diesem Format in der Erfüllung ihres Unterrichtsauftrags sogar weitergekommen sind als bisher.

Wie bei anderen Projekten der Kulturvermittlung geht es auch bei unseren Angeboten um den Zugang zu den Künsten – diese kennenzulernen und etwas über die Entstehung von künstlerischen Arbeiten zu erfahren. Und es geht darum, eine Faszination und die Freude am Zuhören zu wecken; die Kinder bei dem abzuholen, was sie gerne tun: Geschichten hören, Musikhören und Musikmachen, singen und rätseln. So eröffnet sich den Kindern die Welt des Akustischen: eine Welt, in der sich unendlich viel entdecken lässt.

Allein die Geräusche im Klassenzimmer sind ein wahrer Schatz! Neben fließendem Wasser, Kreide auf der Wandtafel (sofern es sie noch gibt) oder einer knarrenden Tür gibt es viel Spannendes: Stühlerutschen, das Wischen der Füße unter dem Pult, das Geräusch der Bleistifte beim Schreiben oder zeichnen, oder das mehr oder weniger unauffällige Flüstern, wenn während des Unterrichts noch schnell etwas zu besprechen ist. Diese Geräusche kann man nutzen und etwas daraus machen: ein kleines rhythmisches Stück, ein Geräuscherätsel oder ein Hörtheater. Man ist erstaunt, wieviel in einem Klassenzimmer steckt, und man ist noch mehr erstaunt, wie sensibel Kinder im Anschluss an eine solche Aktion auf Nebenher-Geräusche reagieren, wenn sie ihnen erst einmal bewusst geworden sind.

Aus dieser Beobachtung hat Sylwia Zytynska ein Projekt gestaltet namens Hörrätsel-Domino. Mit mehreren Basler Schulklassen hintereinander nahm sie Geräusche aus dem Klassenzimmer auf und formulierte mit den Kindern Rätselfragen. Diese Hörrätsel stellten wir auf unsere Website (https://www.zuhoeren-schweiz.ch/de/raetsel/hoerraetsel-domino.html). Von dort wurden sie von den nächsten Klassen gelöst, die wiederum neue Rätsel erfanden und das Domino fortführten. In einer Klasse hatten die Kinder die Idee, neben den vorgefundenen Geräuschen auch Lieder zu „verrätseln“.

„So tönt unsere Welt“

Eines unserer bisher größten Zuhörprojekte erstreckte sich auf die ganze Schweiz und alle Sprachregionen. Es hieß: „So tönt unsere Welt“. Der Titel könnte auch „So klingt unsere Welt“ heißen, doch entspricht „es tönt“ etwas mehr dem helvetischen Sprachgebrauch. Den Titel gab es natürlich auch auf Französisch und Italienisch. In allen 26 Kantonen der Schweiz besuchten wir je einen exemplarischen Ort und gestalteten zusammen mit Schulklassen eine Hörlandkarte der Schweiz.

Dabei leitete uns folgende Überlegung: Wie hören Kinder ihre Umwelt? Wie würden sie ihren Wohnort jemandem, der diesen Ort nicht kennt, in einer akustischen Hörpostkarte beschreiben? Welche typischen Geräusche, welche Lieder, welcher Dialekt prägt diesen Ort? Wir wollten erfahren, was die Kinder hören, wie sie hören und was SIE als typisch für ihren Ort erachten. Wichtig dabei war das gemeinsame Hinhören, das Bestimmen, das Finden und Verwerfen von Hörereignissen. In drei bis vier Projekthalbtagen entwickelten die Kinder zusammen mit Musikerinnen und Tontechnikern ganz subjektive 5- bis 10-minütige Hörporträts.

Zwei interessante Erfahrungen haben wir bei diesem Projekt gemacht. Erstens: Die Art, wie jemand von außen einen Ort akustisch wahrnimmt und wie es die Kinder tun, die dort wohnen, sind häufig zwei Paar Schuhe. Am beeindruckendsten war dies im Dörfchen Donat in der Bergwelt Graubündens. Dort gibt es eine kleine Schule mit nur einer altersübergreifenden Klasse, alle sprechen noch das alte Romanisch. Es gibt keinen Laden, nur eine Käserei, bei der man klingeln muss, wenn man einkaufen möchte. Im Zentrum steht die Dorfkirche. Das Muhen der Kühe, der regelmäßige Glockenschlag der Kirche, ab und zu ein Traktor … in unseren Ohren klang das Dorf genauso wie es aussah. Nicht aber für die Kinder. Nach typischen Geräuschen und Klängen befragt, nannten sie zuallererst die – relativ weit entfernte – Autobahn, vielleicht noch ein Hundegebell, auch das einmal am Tag eintreffende Postauto wurde genannt. Geschlagene zwei Tage lang hat aber kein Kind die Kirchenglocken als prägenden Klang dieses Ortes erwähnt. Manchmal hört man DAS mehr, was nicht als selbstverständlich erfahren wird.

Eine zweite Erfahrung war, dass die Beschäftigung mit dem Zuhören sowohl bei den Kindern als auch bei ihren Lehrerinnen und Lehrern eine nachhaltige Wirkung zeigte: Wenn Sie ein Kind unvermittelt fragen, was es morgens auf dem Weg zur Schule gehört hat, wird es vielleicht ein, zwei Dinge nennen können. Vielleicht die Kirchturmuhr, mit deren Geläut es abschätzen kann, ob es noch rechtzeitig zur Schule kommt. Vielleicht den Straßenverkehr mit seinem Rauschen. Fragen Sie das Kind aber am zweiten Tag, was es gehört hat, wird es vielleicht auch das kleine Bächlein nennen, an dem es jeden Tag vorbeikommt, das es aber noch nie bewusst wahrgenommen hat.

Den eigenen Wert der Künste hochhalten

Wichtig bei Kulturangeboten für Schulen scheint uns, dass diese nicht ausschließlich aus singulären Leuchttürmen bestehen. Natürlich ist es großartig, wenn Kinder auf Musiker*innen, Komponist*innen, Schauspieler*innen, Autor*innen oder Tänzer*innen treffen. Sie werden in jedem Fall von der Begegnung mit diesen Menschen profitieren. Jedoch erhöht sich die Nachhaltigkeit, wenn die Lehrkräfte aktiv mitwirken oder einzelne Elemente aus einem Kulturprojekt im Unterrichtsalltag weiterführen können. Bei „So tönt unsere Welt“ war der Wunsch der beteiligten Lehrkräfte groß, Methoden aus dem Projekt im Unterricht beizubehalten. Sylwia Zytynska entwickelte aus diesem Anliegen heraus Übungskarten mit Klanggedichten, die sich leicht in den Schulalltag integrieren lassen.[iv]

Zuhörprojekte sind nicht einfach Vermittlungsformate für eine bestimmte Kunstform. Zuhören ist per se kein künstlerisches Genre. Zuhören ist eine Kompetenz und ein Bildungselement. Und darum eignet es sich auch so gut als Schlüssel, um Kindern in der Schule Künstlerisches näherzubringen. Die Herausforderung, vor der alle Initiativen stehen, die mithilfe der Künste Bildungsarbeit leisten, ist, dass man die Kunst nicht instrumentalisiert, nur um einen Bildungseffekt zu erzielen, sondern dass man den Künsten – der Musik – ihren eigenen Wert erhält und hochhält.

Klanggedichte von Sylwia Zytynska und Christopher Zimmer © Christopher Zimmer/Anke Häckell

Eines lässt sich aus unserer Erfahrung ganz klar sagen: Allein die Tatsache, dass man das Akustische zum Thema macht, wird dazu führen, dass die Kinder aufmerksamer hören und dass sie dies als etwas Bereicherndes erleben. Selbst wenn es in der Fülle des Schulalltags wenig Raum gibt für Kulturprojekte: auch kleine regelmäßige Zeitfenster machen einen Unterschied.

Die Hörminute

Die Hörminute ist gerade in dieser Hinsicht bestechend: Mit der Reduktion auf kurze Abschnitte und einfache Aufgaben lässt sie sich wunderbar in den Unterricht einbauen. Die Hörminute berücksichtigt, dass das Hören mit Bild, Sprache und eigenem Tätigsein verbunden werden sollte.

Das Tollste aus unserer Sicht, da wir aus dem Bereich kommen: die Hörminute bringt zeitgenössisches Musikschaffen in die Schule. Neue Musik kann man nicht früh genug kennenlernen. Es ist gut und wichtig, dass experimentelle Musik nicht nur vor Fachpublikum stattfindet, sondern einen Weg in die Selbstverständlichkeit des Schulalltags findet. Kindern die Freude am Zuhören zu vermitteln, ist daher nicht nur im Interesse der Bildungspolitik, sondern auch im Interesse von denjenigen, die professionell Musik machen. Und wir hoffen natürlich, wie Sie alle vermutlich auch, dass es nicht bei der einen Minute bleibt, die Schulkinder gerne und aufmerksam neuen Klängen lauschen.

Ein weiterer Pluspunkt der Hörminute ist das gemeinsame Hören. Gemeinschaftliches Hören als Kulturtechnik geht etwas verloren unter den vielen Kopfhörern dieser Welt. Die Freude am Hören zu teilen und über Gehörtes zu sprechen kann sehr beglückend sein. Wir kennen das aus Konzertabenden, Kinobesuchen mit Freunden oder Ausstellungsbesuchen, bei denen man sich im Anschluss über das Erlebte austauscht. Wenn Kinder das schon im Grundschulalter lernen, wird ihnen diese Fähigkeit später die Teilhabe am Kulturleben erleichtern.

[i] Ferstl, Ernst: Zwischenrufe. Vechta-Langförden 2004.

[ii] Institut für Qualität in der Bildung Berlin: Bildungstrend 2016, S. 134 ff.

[iii] Imhof, Margarete: „Zuhören lernen und lehren. Psychologische Grundlagen zur Beschreibung und Förderung von Zuhörkompetenzen in Schule und Unterricht“. In: Zuhörkompetenz in Unterricht und Schule. Hrsg. von Volker Bernius und Margarete Imhof, Göttingen 2010, S. 15ff.

[iv] Zytynska, Sylwia / Zimmer, Christopher / Häckell, Anke: „Vier mal vier mal Tier“. 16 Klanggedichte für Schulklassen. Hrsg. von Zuhören Schweiz. Basel 2018.

Franziska Breuning (c) Tabea Hueberli

Dr. Franziska Breuning ist in Süddeutschland nahe Stuttgart aufgewachsen. Sie studierte Angewandte Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Musik an der Universität Lüneburg und promovierte mit einer Dissertation über das Text-Musik-Verhältnis in Werken des italienischen Komponisten Luigi Nono.
In den Jahren 1999-2002 war Franziska Breuning Leiterin nationaler Modellprojekte bei der deutschen Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung in Remscheid und von 2002-2008 Programmleiterin für schweizerisch-baltischen Wissenschaftsaustausch bei der Gebert Rüf Stiftung in Basel. Im Anschluss arbeitete sie mehrere Jahre als Geschäftsführerin für die Kinderkonzertreihe gare des enfants und wirkt bis heute im Management des Festival Neue Musik Rümlingen mit. Als Musikwissenschaftlerin hat sie daneben immer wieder über zeitgenössische Musik geforscht und publiziert.
Franziska Breuning ist Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Zuhören Schweiz.

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Präsentation: Hörminute