Der führende Dachverband für Musiktheorie in Europa, die Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH), tagt vom 30.9. bis zum 2.10.2022 an der Universität Mozarteum und widmet sich aktuellen Fragen. Neben renommierten Vortragenden wie Robert Hatten (Austin/Texas), Otfried Büsing (Freiburg), Cosima Linke (Saarbrücken), Ulrich Kaiser (München), Christian Utz (Graz), und Martin Rohrmeier (Lausanne), die ihre neuesten Arbeiten vorstellen, erhalten auch Studierende die Chance ihre Projekte vorzustellen. Wie sehr Musiktheorie in die Praxis wirkt und hörbare Resultate liefert, dürfen Musikfreunde in zwei Konzertveranstaltungen und einem Improvisationswettbewerb im Solitär bei freiem Eintritt miterleben.
Musik ist eine künstlerische Frage oder Botschaft, ein Geheimnis, das es zu entschlüsseln gilt. Handwerklich: Wie komponiert man eine Sonate im Stil der Wiener Klassik? Analytisch: Wie lässt sich dem Geheimnis auf die Spur kommen? Historisch: Wie hat Mozart komponieren gelernt und was können wir uns davon abschauen? Wissenschaftlich: Musik ist immer ein Zeugnis ihrer Zeit und für eine Erkenntnis bedarf es einer Vielfalt an Zugängen und Methoden – wie können diese aussehen? Diesen Fragen widmet sich die Fachdisziplin Musiktheorie innerhalb und außerhalb ihres pädagogischen Wirkungskreises an einer Musikuniversität. Das Fach, das man vielleicht noch als eine Reihe von trockenen Pflichtfächern kennt, hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten ordentlich gemausert. Es steht künstlerischen Fragen aller Art offen und bietet einen äußerst vielseitigen Zugang zur Musik mit „vielfältigen“ Antworten, aber auch neuen Fragen. Die Musiktheorie als Disziplin baut somit Brücken zwischen Musikwissenschaft, Forschung und musikalischer Praxis, zwischen Pädagogik, historischer wie zeitgenössischer Komposition und Improvisation. Sie umfasst einen enorm facettenreichen und weit verbreiteten Fächerkanon, der an jeder Musikausbildungsstätte benötigt wird.
Nicht nur über 200 Teilnehmende aus dem deutschsprachigen und internationalen Raum beweisen, dass Musiktheorie ein lebendiges, begeisterndes Fach ist, das kunterbunt und alles andere als verstaubt ist. Der Kongress der GMTH zeigt auch, dass die Musiktheorie sich künstlerisch, wissenschaftlich, pädagogisch und institutionell stets neu erfindet, ihre Methoden hinterfragt und sich um die Integration neuer Medien und moderner technischer Entwicklungen wie zum Beispiel Künstlicher (Künstlerischer) Intelligenz bemüht.
Unter dem etwas abstrakten Thema „Modelle“ und selbstironischen Untertiteln werden Vorträge, Workshops, Podiumsgespräche („Battaglia“), Präsentationen von neuen, computergestützten Ansätzen („Labor“) und sogar ein Meisterkurs angeboten. International führende Forscher stellen ihre neuesten Arbeiten vor und auch Studierende erhalten die Möglichkeit, ihre Projekte vorzustellen. Die Besonderheit bei der Themenauswahl der GMTH ist, dass sich alle anonym mit einer Präsentation bewerben können, ob Studierende oder internationale Größen: Bei der Auswahl zählt einzig und allein die Qualität, nicht der Name.
Öffentliche Veranstaltungen, die die beeindruckenden künstlerischen Resultate musiktheoretischer Arbeit präsentieren – die Termine:
Das Rahmenprogramm des heurigen Jahreskongresses der Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH) soll, mit Blick auf das Kongressthema „Modelle“, das Spannungsfeld zwischen Tonsatz als „historischer Satzlehre“ und „echter“ Komposition ausloten. Wo beginnt die Komposition, wo ist es „nur“ Tonsatz? Gehört beides zur Kunst oder gibt es so etwas wie „bloßes Kunsthandwerk“? Existiert ein großer Übergangsbereich oder kann man Tonsatz und Komposition klar voneinander trennen?
- Konzert „Junger Mozart“
Freitag, 30.9.2022, 20 Uhr, Solitär, Universität Mozarteum Salzburg, Mirabellplatz 1, Eintritt frei
Erkennen Sie ein Stück von Mozart unter Werken von Musiktheoriestudierenden des Mozarteums und anderer Musikuniversitäten? Unter dem Titel „Junger Mozart“ präsentieren Studierende ihre eigenen Werke, die im klassischen Stil der Musik des mittleren (und ausgehenden) 18. Jahrhunderts komponiert wurden. Untergemischt wird dabei eine Originalkomposition von Wolfgang Amadé Mozart. Das Publikum darf während des Konzerts per App abstimmen, welches der Stücke das originale ist. Die „Auflösung“ erfolgt erst am Schluss des Abends… - Keynote „Modelle in Neuer Musik“
Samstag, 1.10.22, 9.30-11.00 Uhr, Solitär, Universität Mozarteum Salzburg, Mirabellplatz 1, Eintritt frei
Die Keynote besteht aus zwei Impulsvorträgen zu typischen Wendungen und Modellen in Neuer (posttonaler) Musik. Anschließend findet eine Diskussion zwischen Podium und Publikum statt. - „Improvisationswettbewerb und Preisverleihung“
Samstag, 1.10.2022, 11 bis 13:15 Uhr und Preisverleihung 15 bis 15:30 Uhr, Universität Mozarteum Salzburg, Mirabellplatz 1, Eintritt frei
Alljährlich richtet die GMTH einen künstlerischen Wettbewerb zur Nachwuchsförderung für Studierende aus. Dieses Jahr widmet er sich dem Thema Improvisation. Die finale Runde und die Preisverleihung werden live im Rahmen des Kongresses stattfinden. Ähnlich wie in den Konzerten des Rahmenprogramms bewegen sich die Beiträge in einem offenen Spektrum zwischen Stilgebundenheit und „künstlerischer Freiheit“. - Konzert „Zwischen stilgebundenem Komponieren und Avantgarde“
Samstag, 1.10.2022, 20 Uhr, Solitär, Universität Mozarteum Salzburg, Mirabellplatz 1, Eintritt frei
Dieses Konzert bietet Ihnen mehrere Möglichkeiten, sich den eingangs gestellten Fragen mit lauschendem, neugierigem, kritischem Ohr zu nähern. Fünf am Mozarteum beschäftigte Komponisten und Musiktheoretiker präsentieren Ihnen Kompositionen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.
Die genannten Veranstaltungen sind bei freiem Eintritt zu besuchen. Für die Teilnahme an den übrigen Veranstaltungen des Kongresses ist eine Anmeldung erforderlich: https://www.gmth.de/veranstaltungen/jahreskongress/anmeldung.aspx
Das vollständige Kongressprogramm finden Sie unter: https://www.gmth.de/veranstaltungen/jahreskongress/programm.aspx
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Links:
Dachverband für Musiktheorie in Europa, die Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH)
Universität Mozarteum Salzburg