MUSIKTHEATERTAGE WIEN – Festival für eine Art Oper

Die vom 3. bis zum 24. Juni 2018 im Werk X stattfindenden MUSIKTHEATERTAGE WIEN sind ein Festival für neue musikdramatische Projekte. Gegründet 2014 vom Musiktheatermacher Thomas Desi und dem Kulturmanager Georg Steker, versteht sich das Festival als Ort zur Begegnung von KünstlerInnen und ProduzentInnen mit dem lokalen Publikum in Wien. Gesellschaftsrelevante Themen bilden den inhaltlichen Zusammenhang des Programms, das Opernfreunde ebenso ansprechen will, wie an neuen Theaterformaten Interessierte.

Oper und Tabu

Unter dem Motto „Wovon man nicht sprechen kann, davon muss man singen“ thematisiert der künstlerische Leiter und Kurator der MUSIKTHEATERTAGE WIEN 2018 Thomas Desi heuer die enge Verbindung zwischen Oper und Tabu.

Das vielfältige Programm aus mehr als zehn internationalen Produktionen steht im thematischen Spannungsfeld zwischen „Aufklärung“ und „Privacy“. Aktuelle Enthüllungen wie etwa zu Facebook zeigen die dramatische Auflösung unserer Privatsphäre und die Notwendigkeit, das Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.

Das Eröffnungsstück der MUSIKTHEATERTAGE WIEN, „TABU KOLLEKCIÓ“ am 3. Juni, ist eine „Catwalk-Oper“. Alltägliche Tabuthemen werden mit den singenden Models der Gruppe Soharóza zu einem bildstarken und auch humorvollen Musiktheater mit teils fantastischen, teils bizarren Kostümen.

Programmübersicht

TABU KOLLEKCIÓ
Eröffnungsstück

Sonntag, 3. Juni, 19 Uhr

Erotische Träume. Menstruation. Hautkrankheiten. Das sind Dinge, die man bei einem festlichen Abendessen eher nicht bespricht. Dass daraus aber sehr bildhaftes und aufregendes Musiktheater werden kann, zeigen vierundzwanzig singende Models der Gruppe Soharóza mit fantastischen, teils bizarren Kostümen.

TABU KOLLEKCIÓ ist eine Modeschau-Oper am Catwalk, konzipiert von der außergewöhnlichen Fruzsina Nagy, Kostümbildnerin des Jahres 2016, deren fesselnde Outfits moderne Technologien wie 3D-Prints oder LED-Leuchten nutzen, und von der dynamischen Musikerin Dóra Halas, einer Pionierin des kollektiven Komponierens, sowie ihrem vielseitigen Chor Soharóza. Derzeit einer der angesagtesten Acts in Budapest.

LITTLE WIRE GIRL
Dienstag, 5. Juni, 20 Uhr

Ljubljana, Maribor, Berlin, Paris, Brüssel, Amsterdam, Rom, Zagreb, Skopje … Wien.
Ein junges Mädchen vom Balkan mit einer Geige auf der Suche nach einem Platz in Europa. Marjan Necak nimmt uns mit auf eine virtuelle Reise zwischen Kino und Oper nach dem Märchen „Das Mädchen mit den Streichhölzern“ von Hans Christian Andersen.

Eine Produktion des Slowenischen Nationaltheaters

LOS CABALLEROS DE LA MESA REDONDA
Donnerstag, 7. Juni, 20 Uhr

Die alte politische Elite siecht dahin, der alte König will die Macht übergeben, aber die Jungen weigern sich, das System mit zu übernehmen. Sie haben aber keine Alternativen…

„Die Ritter der Tafelrunde“ von Christoph Hein – entstanden als Polit-Parabel im Zusammenbruch der DDR – begeben sich auf die Suche nach einem politischen „Gral“. In der Hand des kubanischen Regisseurs und Theaterimpresario Freddys Nuñez Estenoz wird diese Geschichte zur pulsierenden Travestie-Komödie in einem energetisch karibischen Parforce-Ritt durch das junge Kuba.

mit: Teatro del Viento, Camagüey (Kuba)

GRASLAND
Sonntag, 10. Juni, 16 Uhr

Ein musikalisches Märchen über György Ligeti. Für Kinder, Familien und ihre Freunde.

Die belgische Theatergruppe Usine à Neige gestaltete ein Märchen über Musik und Leben des Komponisten György Ligeti. Ein Hase gibt sich größte Mühe, einer Umgebung, in der hinter jeder Ecke ein Feind lauert, zu entkommen. Zentrale Themen sind das Entdecken neuer Dinge, das Ausleben der eigenen Fantasie und der Mut zum Wagnis/Experiment.

In „Grasland“ treten auf: ein Pianist, ein Maler, ein Videokünstler, ein Hase und ein Kinderchor. Ziel von Grasland ist es, Kindern mit ihren Familien die Musik und das Leben György Ligetis spielerisch und visuell-musikalisch nahezubringen.

Diese Produktion von Usine à Neige wurde zum Teil während einer Residenz für das Feniks Festival der Musiktheatergesellschaft Walpurgis in Mortsel, Belgien, entwickelt.

SONG FROM THE UPROAR – The Lives and Deaths of Isabelle Eberhardt
Mittwoch, 13. Juni, 20 Uhr
Freitag, 15. Juni, 20 Uhr

Die zwanzigjährige Schweizerin Isabelle Eberhardt reist als Mann verkleidet nach Algerien. Dort konvertiert sie zum Islam und nimmt den Namen Si Mahmoud Saadi an. Was äußerst aktuell klingt, hat sich bereits vor etwas mehr als hundert Jahren zugetragen. Die US-amerikanische Komponistin Missy Mazzoli hat aus den Tagebucheintragungen dieser Frau eine mittlerweile mehrfach produzierte Oper komponiert, die nun erstmals auch in Europa aufgeführt wird.

Eine Koproduktion von Teatro della Tosse, Genua mit den MUSIKTHEATERTAGEN WIEN 2018

COMEDÌA (INFERNO)
Samstag, 16. Juni, 21 Uhr

Sonntag, 17. Juni, 20 Uhr

Gilt heute noch Dantes Vision der Liebe, die Sonne und Sterne zu bewegen vermag? In gesprochener und gesungener Sprache werden Originaltexte aus der „Göttlichen Komödie“ in einer immersiven Kammeroper für Stimmen, Live-Electronics und Videos zu einem vielfältigen, synästhetischen Erlebnis.

Eine Produktion von Et in Arcadia Ego (IT)

THE NUDE FRAME / FÜR REN HANG
Samstag, 16. Juni, 22:30 Uhr

Musik & Idee: Hang Su (China)

Im März 2017 erschien auf dem Blog des chinesischen Kultfotografen Ren Hang, geboren 1987 in Changchun, Jilin, China, eine Notiz, dass der Poet der chinesischen Fotografie am 24. Februar beschlossen hat, seinem Leben ein Ende zu setzen.

In einer musik-theatralen Hommage an die komplexe Persönlichkeit Ren Hang werden die Widersprüche Chinas in der Konfrontation mit dem internationalen Kunstmarkt als Zusammenspiel eines Stimm-Performers und einer Qin – die traditionelle 7-saitige chinesische Zither – sichtbar gemacht. Eine facettenreiche Performance über existenzielle Fragestellungen eines bedeutenden Künstlers, der China nicht verlassen wollte.

Begleitend zu der Performance wird eine Fotoprojektion aus ausgewählten Bildern der Fotoserie von Peter Coeln „Ren Hang, Making-Of Shooting, Wienerwald 2015“ gezeigt.

Eine Produktion der MUSIKTHEATERTAGE WIEN 2018 in Kooperation mit OstLicht. Galerie für Fotografie

ATELIER und KONFERENZ
KONFERENZ / PRODUCERS MEETING
Samstag, 16. Juni, 11 Uhr

MUSIKTHEATERTAGE WIEN und Austrian Music Export bringen am 16. Juni Theaterleiter, Dramaturgen und Künstler zusammen, die zum Thema „Musiktheater von der Musik her gedacht“ unter anderem zehn neue Musiktheaterprojekte präsentieren sowie in Talks und Gesprächen Erfahrungen austauschen, netzwerken und Kontakte knüpfen können.

Ausgewählt wurden die Produktionen mittels einer Ausschreibung. Drei der ausgewählten Werke werden im Rahmen von kurzen Präsentationen bei den Operadagen Rotterdam vorgestellt, sieben weitere beim Producers Meeting bei den Musiktheatertagen Wien: Die Jury, bestehend aus Guy Coolen (Operadagen Rotterdam), Thomas Desi (Musiktheatertage Wien) und Veronica Kaup-Hasler (Kulturmanagerin), entschied sich dabei für Werke, bei denen die Musik eine besonders bedeutsame Rolle einnimmt.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Doris Weberberger unter weberberger@musicaustria.at oder +43 1 52104 41.

REIHE ATELIER
SEMMELWEIS
Oper für Solostimmen, Frauenchor und Ensemble

von Raymond J. Lustig und Matthew Doherty (USA)

Ignác Semmelweis wurde vor zweihundert Jahren geboren. Seine Erforschung und schließlich erfolgreiche Behandlung des Kindbettfiebers, das vielen Müttern und Kindern das Leben retten konnte, traf nicht auf ungeteilte Begeisterung. Semmelweis’ Arbeit und Leben ist ein Paradebeispiel dafür, in welchem Ausmaß die Erkenntnisse der Wissenschaft die moralischen Maßstäbe der Gesellschaft in Frage zu stellen vermag.

Die neue Oper von Raymond Lustig und Matthew Doherty basiert auf historischen Texten und Ereignissen aus dem Leben des Arztes, der vor allem in Wien wirkte und den weltberühmten Ruf der damaligen Wiener Medizinischen Schule mitbegründet hat.

Der Komponist wird sein neues Werk mit Beispielen vorstellen.

DIE MÄUSEFALLE
Libretto von Mfilinge Nyalusi (TZ)

Eine Geschichte über den alltäglichen Kampf einer Afrikanerin aus Bagamoyo in Wien und ihrer Entscheidung, sich den damit verbundenen Herausforderungen zu stellen. Ein durchaus auch heiteres Stück über das Leben in der Fremde von dem in Wien lebenden Tansanianer Mfilinge Nyalusi.

Eine Erst-Lesung des gesamten Textes mit Begleitung durch afrikanische Perkussionsklänge. Gedacht als Ausgangspukt einer möglichen, in Wien entstandenen Oper.

Besuch der ATELIER Präsentationen frei zugänglich.

TRASCRIZIONE DI UN ERRORE
Donnerstag, 21. Juni

Freitag, 22. Juni
Samstag, 23. Juni
Jeweils um 20 Uhr

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Der Angang

Dieses Musiktheaterstück spielt mit absichtlich gesetzten Fehlern in einer Theateraufführung. Sieben Mitwirkende aus verschiedenen Ländern stellen eine Situation her, die der Realität täuschend nahekommt und die mit unseren mentalen Impulsen spielt, allem eine Bedeutung geben zu wollen. In dieser „Erforschung des Jetzt“, des Alltäglichen und des gleichermaßen Absurden, entsteht ein unmittelbares und genussvolles Erlebnis zwischen spontanem Lachen und Verunsicherung: „Ist das echt?“, bewegt.

Unterstützt durch Norsk Kulturrådet. Das Projekt ist eine internationale Kooperation zwischen den Musiktheatertagen Wien (Uraufführung), dem Stanislavsky Electrotheatre Moskau und dem Theater HochX München.

VLIESSSTOFF
Sonntag, 24. Juni, 18 Uhr

VLIESSSTOFF (Das Goldene Vlies reloaded) – eine „Überschrei(b)ung“ der Trilogie „Das Goldene Vlies“ von Franz Grillparzer als musikalisches Live-Hörspiel.

URAUFFÜHRUNG der 2. Fassung

DAS GOLDENE VLIES – ein Mythos der Antike – diente Franz Grillparzer als Vorlage zu seiner Trilogie. Ein zeitloser Stoff über Verrat, Macht, Gier, Flucht und „Clash“ der Kulturen. Die „Überschrei(b)ung“ des gesamten Textes durch Thomas Desi transformiert die in den Originaltexten angelegte universelle und politische Tendenz in eine zeitaktuelle Sprache mit Live Electronics, Sopran, Sprechstimmen und Sprechchor.

In Koproduktion und Kooperation mit KUGEL, Nickelsdorf und Die Argonauten, Wien, Zoon, Wien, und MUSIKTHEATERTAGE WIEN

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