Musikleben mit Kindern – wie geht es Musiker*innen im Berufsalltag? Teil 1: Maiken Beer

In der Serie „Musikleben mit Kindern“ geht mica – music austria der Frage nach, wie es professionellen Musiker*innen geht, wenn sie Kinder haben. MAIKEN BEER (Studio Dan, Fraufeld, Black Page Orchestra) gibt uns im ersten Teil der Serie Einblick in ihren Berufsalltag mit Kind: Vor welchen Herausforderungen stehen Musiker*innen mit Kindern und (wie) lassen sich Beruf und Familienalltag vereinbaren? Wo gibt es Verbesserungsbedarf?

Maiken Beer: Erstmal danke an euch für das Aufgreifen dieses so wichtigen Themas.

Was hat sich für dich verändert, seitdem du Mutter geworden bist?

Maiken Beer: Bekanntlich verändert sich erstmal alles. Es fordert uns heraus mit unserer neben der Elternschaft zur Verfügung stehenden (Rest-)Zeit sehr effizient zu werden. Effizienz hat natürlich auch Vorteile, führt aber auch zu einem durchgetakteten Leben. Für einige Jahre bedeutete es für mich, überhaupt nur noch zwischen Arbeit und Kinderbetreuung zu wechseln. Dazu kommt auch das Thema Schlafmangel. Und es gab einfach zu wenig freie Ressourcen, um für notwendigen Ausgleich zu sorgen. Unser Beruf verlangt Körper und Geist aber einiges ab. Daher müsste man, um gesund und kreativ bleiben zu können, auch in diesen Jahren besser auf sich schauen können, sonst rutscht man leicht in ein unbeseeltes Funktionieren. Abgesehen davon, dass der kreative Output darunter leidet, muss ich an dieser Stelle auch ehrlich sagen, dass so manche körperlichen Beschwerden und allgemeine Erschöpfung bei mir auch die Folge dieser ersten intensiven Jahre der Elternschaft waren.

Werden Mütter in der Musikszene anders behandelt als Väter?

Maiken Beer: Ja. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass es vor allem bei männlichen Kollegen an Verständnis für eine aktive Vaterrolle fehlte. Das hat mich geärgert! Wir sind beide Musiker*innen! So als ob es selbstverständlich die Aufgabe der Frau wäre, z.B. bei Krankheit der Kinder einzuspringen … Da muss in den Köpfen mancher Leute wirklich noch einiges passieren.

Auf Tour mit (kleinen) Kindern? Abends im Konzert und Kinderbetreuung? Welche Netzwerke nützen Musiker*innen?

Maiken Beer: Zu meiner Zeit hatte ich nur private Ressourcen. Also Oma, Babysitter*in und, in seltenen Fällen, auch Freunde. Mir sind keine anderen bekannt.

„Ich finde, man sollte dieses Bild, Karriere und Kinder wären mühelos zu vereinen, nicht aufrechterhalten – die Vereinbarkeitslüge sozusagen.“

Was würdest du dir von Veranstalter*innen wünschen und wo muss man dringend etwas verändern?

Maiken Beer: Ich denke, bessere Gagen (zum Glück geht es diesbezüglich gerade in die richtige Richtung) führen dazu, dass man sich Kinderbetreuung überhaupt leisten kann. Ich habe damals manchmal für eine Probe 30 Euro bekommen und musste der Babysitterin 10 Euro die Stunde bezahlen. Bin also teilweise mit null oder einem Minus ausgestiegen. Ich habe das trotzdem gemacht, weil ich meinen Beruf ausüben wollte. Aber eine Babysitterin für ein paar freie Stunden war da eben nicht oft drinnen. Ich denke, es würde sich hier sehr lohnen, über alternative Konzepte nachzudenken. Leider hat man, wenn man da mittendrin ist, keine Kraft dazu.

Braucht es allgemein mehr Sensibilität in der Szene? Was fehlt? Wird auf Special Needs eingegangen?

Maiken Beer: Ja, braucht es. Ich finde, man sollte dieses Bild, Karriere und Kinder wären mühelos zu vereinen, nicht aufrechterhalten – die Vereinbarkeitslüge sozusagen. Das macht enormen Druck. Es ist der richtige Weg, sich einzugestehen, dass es mit mehr Hilfe für uns alle besser wäre. Abgesehen von vereinzelten Kolleginnen und Kollegen habe ich nicht erlebt, dass auf meine bzw. unsere Special Needs eingegangen wurde.

Die Zeiten haben sich geändert, Social Media bedient das Privatleben als auch das professionelle Umfeld. Wie gehst du damit in Hinblick auf deine Doppelrolle als Mama und Musiker*in um?

Maiken Beer: Ich selber bin gar nicht auf den sozialen Medien. Natürlich muss ich mich als Mutter aber mit diesem Thema beschäftigen.

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