Die Musikbranche in Österreich hat im Laufe der Jahre zahlreiche talentierte und beeindruckende Künstler:innen hervorgebracht, die in verschiedenen Genres und auf unterschiedlichen Ebenen ihren Platz gefunden haben. Diese haben nicht nur die Musiklandschaft des Landes geprägt, sondern auch eine bedeutende Rolle bei der Förderung von Vielfalt und Kreativität im Musikbusiness gespielt. Stefanie Werger, Marianne Mendt, Christina Stürmer, Mathea, OSKA, Melissa Naschenweng, Soap&Skin, Avec, Anna Friedberg oder Mira Lu Kovacs und natürlich aus anderen unterrepräsentierten Gruppen Conchita, Lou Asril oder Kerosin95 sind nur einige Namen, die in diesem Zusammenhang spontan einfallen.
Von Klassik bis zu zeitgenössischer Popmusik – österreichische Musiker:innen haben in einer breiten Palette von Genres Erfolg erlangt und ihre eigene künstlerische Identität entwickelt. Und doch spiegelt die Anzahl der Frauen und anderer unterrepräsentierter Gruppen innerhalb der Branche die gesellschaftliche Geschlechterverteilung nicht wider. Obwohl es zahlreiche Studien gibt, die eine höhere Resilienz von Unternehmen mit einer der Gesellschaft entsprechenden Verteilung aller Gruppen untermauern, ist dies nicht in der Musikbranche angekommen.
Trotz der Erfolge und Fortschritte, die im österreichischen Musikbusiness erzielt wurden, gibt es immer noch Herausforderungen, die überwunden werden müssen. Geschlechterungleichheit in der Musikindustrie, sei es in Führungspositionen oder bei der Sichtbarkeit von Künstler:innen, bleibt ein Anliegen. Die Spiegelung der Malisa-Recherche* nach Österreich hat ergeben, dass der Anteil von Frauen und anderer unterrepräsentierter Gruppen sehr gering ist. Die Airplaycharts 2022 zeigen unter den österreichischen Acts bei 9 männlichen und 3 weiblichen Acts die Musikerin OSKA als erste Frau auf Platz #73.
Auch Single und Album Verkaufscharts weisen ein sehr ähnliches Bild. 2022 finden sich 2 Alben von Melissa Naschenweng in den Top 100 dafür aber 20 Alben von männlich gelesenen Acts aus Österreich. In den Single Charts findet sich keine einzige Künstlerin. Unter den Nominierten der Amadeus Awards 2023 waren 37 männlich gelesene, 12 weiblich gelesene, 4 gemischt gelesene und 2 divers gelesene Acts. Auf vielen großen Festivals fehlt immer noch ein klares Bekenntnis zur „Gender Equality“ mit dem Argument es gäbe zu wenig Vertreter:innen, die engagiert werden können. Anträge für Förderungen beim Österreichischen Musikfonds liegen bei gerade einmal 30 % oder darunter. Die AKM veröffentlicht in ihrem Jahresbericht 2022, dass lediglich 17,7 % Frauen gemeldet sind. All das ermutigt natürlich dazu, den Arbeitsauftrag anzunehmen und hier noch weiter für die Rechte der Frauen und anderer unterrepräsentierter Gruppen im österreichischen Musikbusiness einzutreten.
Unterschiedliche Initiativen bemühen sich in diesem Zusammenhang um eine weitere Vernetzung der Frauen untereinander und darum den Frauen im Österreichischen Musikbusiness zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen (female pressure, sisters of music, music women Austria, MuFA – Musik für alle, ein neugegründeter Verein, der sich nach Vorbild der FC Gloria** für die Steigerung des Anteils von Frauen und anderer unterrepräsentiert Gruppen in der Musikindustrie einsetzt) und einiges hat sich auch schon verändert. Es gibt zum Beispiel einen von der LSG und der IFPI gesponserten 1.000,– EUR Bonus für die FLINTA*-Gruppe. Ein Tropfen auf dem heißen Stein? Ja vielleicht, aber auch ein wichtiger Tropfen!
Ein von mica – music austria für den 19. Oktober 2023 geplantes Netzwerk Treffen soll ein noch engeres Band der Zusammenarbeit zwischen diesen Initiativen schaffen.
Die Musikbranche in Österreich profitiert zweifellos von der kreativen Vielfalt und dem Engagement talentierter Frauen und diverser Gruppen. Diese Künstler:innen haben nicht nur herausragende Musik geschaffen, sondern auch als Role Models und Pionier:innen fungiert, die die Türen für zukünftige Generationen von Musiker:innen öffnen. Was bleibt ist die Hoffnung, dass in allen Bereichen der Wirtschaft die gesellschaftliche Geschlechterverteilung eines Tages Realität wird.
Am Freitag den 8. September wird die Initiative MuFA im Rahmen des Waves Festivals vorgestellt.
MuFA – Music for All – Gender Equality Initiative
Ort: Library 2, West Space, Augasse 2-6, 1090 Wien
Zeit: 08.09.2023, 15:15 – 16:15
Vortragende: Tina Ruprechter, Barbara Stilke, Annemarie Reisinger-Treiber
Links:
Musik Für Alle
Malisa Stiftung
FC Gloria
female pressure
sisters of music
women music austria (Facebook)