Mühlbacher USW zu Gast in der Sargfabrik

Ein musikalisches „Großereignis“ geht am 1. Dezember in der Wiener Sargfabrik über die Bühne. „Groß“, weil es mit ziemlicher Sicherheit recht eng werden wird auf der Bühne des Jazzlokals, „Ereignis“, weil hier in der Tat musikalisch etwas Außergewöhnliches geboten wird. Schlagzeuger und Komponist Christian Mühlbacher lädt gemeinsam mit seiner fünfzehnköpfigen Formation USW Musikliebhaber zu einer abwechslungsreichen und mitreißenden Lehrstunde in Sachen Big Band Sound und Jazzmusik.

Was macht einen wirklich guten „Kapellmeister“ einer Big Band Formation aus? Ganz einfach, ihm gelingt es, eine aus herausragenden InstrumentalistInnen bestehende Gruppe zu einem funktionierenden Klangkörper zu einen. Ein manchmal nicht leichtes Unterfangen, ist es doch wichtig, ein Gleichgewicht zu halten, das spielerische Potential jedes/r einzelnen voll auszuschöpfen, ohne dabei aber Gefahr zu laufen, sich in der Unordnung zu verlieren. Einer, der es perfekt beherrscht, eine solch heterogene Gruppe in eine homogene, in sich arbeitende umzuwandeln, ist der Schlagzeuger und Komponist Christian Mühlbacher. Seit gut dreizehn Jahren betreibt der Schlagwerker nun schon seine Großformation USW, wobei es ihm ein besonderes Anliegen ist, diese nicht alleine im Jazzkontext zu sehen, agiert sie doch dafür viel zu sehr an den Schnittstellen zwischen den einzelnen Genres und Spielformen.

Wenn USW spielen, dann soll etwas Neues erschaffen werden, etwas, dass den herkömmlichen Big Band Sound einer erweiterten Interpretation zuführt. Um dieses Vorhaben voranzutreiben, werden die Grenzen zwischen den Stilen bewusst ignoriert. Zudem weiß Christian Mühlbacher, der schon bei der Großformation Nouvelle Cuisine den Takt angegeben hat, auch um das immense virtuose Potential seiner MusikerInnen, welches er vortrefflich für sich zu nutzen weiß. Er zwängt seine KollegInnen bewusst in kein vorgefertigtes Korsett, sondern lässt ihnen genügend Raum sich zu entfalten.

Stilistisch ist vieles erlaubt. So spannt sich der Bogen von Einflüssen vom Funk der 70er Jahre über Ausflüge in lateinamerikanische Musiktraditionen bis hin zum Jazz europäischer Prägung. Rhythmisch zeigt der Schlagzeuger und Komponist eine Vorliebe für kraftvolle und rockbetonte Patterns, welche auch oft mit polyrhythmischen Überlagerungen und ungewöhnlichen Taktarten kombiniert werden. Über diese legen sich die vom Ensemble mit einer gehörigen Portion Spielwitz gespielten, sich langsam aufbauenden, spannungsgeladenen und sich stets in Bewegung befindlichen Melodiebögen.

Auch für das anstehende Konzert im Porgy & Bess hat sich Christian Mühlbauer eine illustre Gruppe bestehend aus heimischen Jazzgrößen zusammengestellt, welcher unter anderem Musiker wie Gerald Preinfalk, Lorenz Raab, Martin Eberle und Martin Nitsch angehören. Bei solchen Voraussetzungen steht einem außergewöhnlichen Hörerlebnis nichts im Wege. (mt)

Foto: Viktor Brazdil