Morbidelli Brothers – Five Hours To Weather The Dark

Man stelle sich vor, Nick Cave würde in der sengenden Hitze auf einem lahmen Gaul und einer Gitarre in der Hand gemeinsam mit einer ebenso desillusionierten Gruppe im Schlepptau die Prärie mit dem einzigen Ziel durchqueren, im nächsten Kaff den versifften Salon aufzusuchen, um sich dort mit viel, viel Alkohol und leichten Mädchen den Frust für diesen einen Moment vergessen zu machen. Zumindest setzt sich dieses Bild unweigerlich im Kopf fest, hört man sich durch das neue Album „Five Hours To Weather The Dark“ (Trost Records) der Wiener Band Morbidelli Brothers. Klanglich im Americana –Stil eher reduziert an die Sache herangehend, gelingt es der Truppe rund um den Sänger und Gitarristen Andreas Dauböck, vor allem mit ausgefeilten Arrangements zu punkten. Die von tiefster Melancholie  getragenen Spannungsbögen erwachsen aus der Unaufgeregtheit heraus zu schaurig schönen und abwechslungsreichen Musikgeschichten, die soundtechnisch  alles andere als glattpoliert, ihren ganz eigenen Charme entwickeln.

Die musikalische Welt der Morbidelli Brothers ist eine von allen strahlenden Farben befreite. Ein Soundtrack des Optimismus hört sich definitiv anders an.  Und dennoch, weinerlich oder selbstmitleidig wird es auf dem von Gregor Tischberger (Kreisky) produzierten Album nie. Und genau in diesem Punkt liegt auch die besondere Fähigkeit dieser Band. An der Stelle, an der viele vergleichbare Formate Gefahr laufen, sich im klischeehaften Pathos zu verlieren, genau dort zeigen Andreas Dauböck und Günther Woess (Piano, Mundharmonika), Herbert Zgubic (Gitarre/ Banjo/ Akkordeon), Werner K. (Bass) und Florian Hulan (Schlagzeug) Humor. Schwarzen Galgenhumor zwar, aber doch einen Anflug von Ironie, der dem Ganzen diese bestimmte morbide Atmosphäre verleiht.

Musikalisch irgendwo zwischen den Stühlen Folk, (Post) Rock, Americana, Country und ein wenig New Wave Platz nehmend, verstehen es die Morbidelli Brothers ihre ganz eigene und zum Teil schräg anmutende Klangsprache zu formen, in welcher düster-balladeske Momente genauso zum klanglichen Inventar zählen, wie Passagen, in denen in schönster Punk-Manier richtig Gas gegeben wird. Zudem verzichtet man erfreulicherweise auf irgendwelche Schnellschüsse. Die Band lässt den Songs die Zeit, welche sie benötigen, um ihre atmosphärische Wirkung voll entfalten zu können.

„Five Hours To Weather The Dark“ ist ein sehr stimmungsvolles und leidenschaftliches Album geworden, dass seinen Reiz vor allem aus dem Umstand bezieht, dass eben nicht alles perfekt klingt, dass sehr wohl auch die dreckigen Ecken und Kanten zugelassen werden. Präsentieren werden die Morbidelli Brothers ihr neues Werk am 27. Oktober im Wiener Fluc.  (mt)

 

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