MONO UND NIKITAMAN – „Im Rauch der Bengalen“

MONO UND NIKITAMAN haben die österreichische Musiklandschaft geprägt, das steht außer Frage. Und dass sie immer fleißig an neuem Material oder an fulminanten Bühnenauftritten gearbeitet haben, wissen ihre Fans am besten. Aber als sie sich vor fünf Jahren zurückzogen, sah es fast so aus, als würde es kein nächstes Album mehr geben. In dem Sinne haben Beziehungstrennungen auf Zeit und Pausen von musikalischen Karrieren eins gemeinsam: In beiden Fällen ist ein Comeback eher ungewöhnlich. Doch aus der Pause des Duos ist das Album „Im Rauch der Bengalen“ entstanden.

Auf der musikalischen Seite hat sich auch einiges getan, besser gesagt: einiges verändert. Reggae und Dancehall sind in den Grundtönen zwar noch herauszuhören, spielen aber nicht mehr die erste Geige. Dies heißt aber nicht, dass sich Sängerin Mono und Rapper Nikitaman nicht treu geblieben sind. Vielmehr ist diese Veränderung wie ein evolutionärer Schritt aufzufassen. Schließlich teilen wir Menschen auch viele Ähnlichkeiten mit den Affen, aber niemand würde uns miteinander verwechseln.

Die Evolution von M&N

Aber um bei musikalischen Vergleichen zu bleiben, kann man sagen, dass M&N jetzt eher nach deutschem Pop-Hip-Hop à la Casper klingen als nach Seeed. Und auch die Thematik teilt sich das österreichische Duo mit dem oben genannten Rapper. Die Aufbruchsstimmung ist das vorherrschende Gefühl auf diesem Album. Man will ausbrechen. Einerseits aus den einengenden Gedankenkonstrukten unserer Gesellschaft und andererseits aus den Konventionen. Es soll zurückgehen in die Natur, wobei die hier für ein einfacheres und ehrlicheres Leben steht.

M&N besingen auf „Keine Schuhe“, wie schön es wäre, mal nicht erreichbar zu sein. Dazu spielt eine langsame Dancehall-Melodie und die Vocals sind durchaus beschwingt. Auf „Mensch“ geht es um den Glauben an sich selbst und die eigenen Möglichkeiten, die Welt zu verändern. Der Stilkniff mit den Aufzählungen zieht sich durch mehrere Songs auf diesem Album. Am besten auf den Punkt bringt die gesamte Aufbruchsstimmung aber der Opener „Alles zurück“. Die Instrumentierung ist eher elektronisch, aber üppig. Es sind große Gefühle zu einer großen Melodie – eigentlich der perfekte Eröffnungssong für eine Platte über Selbstfindung.

Einmal Aufbruchsstimmung, bitte.

Diese Kraft, die von der ersten Sekunde an spürbar ist, verliert sich im Laufe des Albums ein wenig. Songs wie „Ein Haus ist kein Zuhause“ oder „Weit Weg“ haben das Herz zwar am rechten Fleck, hinterlassen aber einen eher faden Eindruck. Man merkt, es geht da stark um den Text, aber das ist kein guter Grund dafür, die Musik in die Monotonie abgleiten zu lassen. Dafür lässt der Song „Irgendwie und Ich“, der als drittletzter Song zu den Schlusslichtern gehört, die kraftvollen Emotionen wieder aufkommen. Es ist ein Liebeslied, in dem die Liebe vielleicht nicht ganz unproblematisch ist. Die Musik ist eher langsam, aber rhythmisch und die Stimmen stehen eindeutig im Vordergrund.

Noch immer passen die Vocals von Mono und Nikitaman perfekt zusammen, obwohl über die Stimme der Sängerin manchmal ein störender, weil zu echolastiger Vocal-Effekt liegt. Ansonsten ist es wieder eine schöne Kombination aus modernem Rap und gefühlvollem Gesang. Dass an „Im Rauch der Bengalen“ viel getüftelt wurde, wenn auch eher im Sinne der Selbstreflexion und nicht im Sinne der Studiozeit, hört man sofort raus. M&N liefern mit diesem Album ein gelungenes Comeback.

Anne-Marie Darok

Mono und Nikitaman live:
31. Dezember 2015: Österreich, St. Pölten. Warehouse
6. Jänner 2016: Österreich, Innsbruck, Treibhaus
14. Jänner 2016: Österreich, Graz, PPC
15. Jänner 2016, Österreich, Wien, Arena
16. Jänner 2016, Österreich Linz, Posthof
5. März 2016, Österreich, Salzburg, ARGE Kultur
Foto Mono und Nikitaman (c) Dejan Patic

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