In bisher ungehörte, höchst vielschichtige und experimentelle Musikwelten entführt Multiinstrumentalist Alexandr Vatagin sein Publikum am 23. November im Rahmen der “Mittwoch Exakt”-Konzertreihe in der Grazer Postgarage. Es ist das Spiel mit dem Phänomen des Klanges, das Entwerfen aberwitziger Soundcollagen, was der in der Ukraine geborene und in Österreich lebende Musiker bis hin zur Perfektion zelebriert.
Über mangelnde Auslastung kann sich Alexandr Vatagin nicht beklagen. Nicht nur, dass er einer der führenden Köpfe der Experimentalband Tupolev ist, bedient er noch den Bass bei Slon und spielt Cello bei Werner Kitzmüller. Aber offenbar dürfte dem vielseitigen Musiker selbst das zu wenig sein. Auf jeden Fall hat Aleksandr Vatagin vor einigen Jahren auch noch ein Solo-Projekt in Angriff genommen, welches anfangs eher aus Spaß betrieben wurde, sich aber in Folge recht schnell zu einer ernstzunehmenden Sache entwickelt hat. Zu hören war das Ergebnis auf dem Album “Valeot”, welches sich im Stil doch recht deutlich von dem unterschieden hat, was der gebürtige Ukrainer in den anderen Formationen sonst an den Start gebracht hat. Nicht anders verhielt es sich mit seinem 2009 erschienenen Zweitlingswerk “Shards”.
An den Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Stilrichtungen, Spielformen und -techniken (ua. Field Recording) agierend, ist es vor allem die Neugier nach dem Neuen, noch Unbekannten, nach bisher ungehörten Klängen und Ausdrucksformen, welche Alexandr Vatagin dazu antreibt, sich immer wieder neuen künstlerischen Herausforderungen zu stellen. Beheimatet fühlt sich der gebürtige Ukrainer im experimentellen Umfeld der Improvisation genauso wie in der Elektronik, im Jazz, im Rock und Noise oder im Singer/Songwritertum. Sein Ziel ist es, sein Publikum dahingehend zu motivieren, mit traditionellen Hörgewohnheiten zu brechen, um sich auf diesem Wege für neue akustische Erfahrungen freizumachen. So reicht das Spektrum seiner Musik von knappen Statements und sich schnell entwickelnden Geschichten bis hin zu statischen, fast schwebenden Klanglandschaften.
Bei solchen Vorzeichen können die BesucherInnen zwei höchst interessanten und abwechslungsreichen Hörerlebnissen entgegenblicken. Wer also Musik abseits herkömmlicher Konventionen präsentiert bekommen will und sich gerne auch mal auf vollkommen neue Sound-Erlebnisse einlässt, sollte sich das Konzert in der Linzer Postgarage auf keinen Fall entgehen lassen. (mt)
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Alexandr Vatagin