Der Flötist Juan Carlos Diaz aus Kolumbien und der Vorarlberger Akkordeonist Raphael Brunner musizieren seit einigen Jahren im Duo DAS KOLLEKTIV miteinander. Wer die beiden live erlebt hat, ist fasziniert von der musikalischen Tiefe ihres Zusammenspiels und dem Klangfarbenreichtum der ungewöhnlichen Duobesetzung. Raphael Brunner und Juan Carlos Diaz sind kreative Geister, ihr Markenzeichen ist die Improvisation. Im Gespräch mit Silvia Thurner erzählen Raphael Brunner und Juan Carlos Diaz von ihren musikalischen Interessen und berichten über Zukunftspläne.
Mit originellen Arrangements machen sie sich verschiedenste Werke zu eigen, ein wichtiges Standbein ist auch die Komposition. Viel Beachtung schenkt das Duo einer fantasiereichen Konzertplanung, dies stellten die kurz vor ihrem Abschluss am Vorarlberger Landeskonservatorium stehenden Musiker beim Konzertdesign-Wettbewerb der „Montforter Zwischentöne“ eindrücklich unter Beweis. Ihr aktuelles Projekt nennt sich „Timeless“. Darin werden eine Installation aus drei Uhren, Musik, Video und Texte miteinander verbunden. Im Gespräch mit Silvia Thurner erzählen Raphael Brunner und Juan Carlos Diaz von ihren musikalischen Interessen und berichten über Zukunftspläne.
Ihr nennt euch DAS KOLLEKTIV . Eigentlich impliziert dieser Begriff eine größere Gruppe und nicht ein Duo. Was assoziiert ihr mit diesem Ensemblenamen?
Raphael Brunner: Wir wollen dem Publikum vermitteln, dass die Musik nicht nur von zwei Musikern entsteht, sondern auch von zwei Instrumenten. Unser Ziel ist es, den Zuhörenden ein kollektives Miterleben zu bieten.
Akkordeon und Flöte bieten sehr viele Möglichkeiten. Was ist für euch das Spannende an dieser Besetzung?
Brunner: Es ist immer wieder amüsant, wenn wir gefragt werden, ob Akkordeon und Flöte überhaupt zusammen passen. Wir finden, dass diese Kombination perfekt harmoniert. Die variablen Klangfarben des Akkordeons mischen sich wunderbar mit dem flexiblen Ton der Flöte. Es ist eine große Vielfalt an Dynamik und Spieltechniken vorhanden, die uns sehr reizen. Wir versuchen, alle Möglichkeiten unserer Instrumente komplett auszuschöpfen und sind immer wieder auf der Suche nach neuen Klängen.
Alle Freiheiten ausschöpfen
Ein Markenzeichen eurer gemeinsamen Spielart ist, dass ihr sehr gut aufeinander abgestimmt seid und mit einem großen gegenseitigen Einverständnis improvisiert. Wie wichtig ist die Improvisation in eurem Musizieren?
Juan Carlos Diaz: Kommunikation, aktives Zuhören und eine schnelle Reaktionsfähigkeit im Spiel ist für uns das Wichtigste, um die Musik in den Vordergrund zu stellen. Die Improvisation ist uns beiden sehr wichtig. So können wir alles ausprobieren, was uns einfällt. Es gibt weder Einschränkungen noch Regeln. Hier kann man einfach am besten sich selbst sein. Zum Spaß denken wir uns immer wieder verschiedene komplexe Rhythmen aus und versuchen darüber zu improvisieren. Bei jedem Konzert werden unsere Stücke anders vorgetragen. Wir lassen uns da viele Freiheiten.
Brunner: Wir wurden kürzlich von einem Zuhörer nach einem Konzert angesprochen, der uns sagte, dass man bei unserem Spiel überhaupt nicht unterscheiden kann, was Improvisation und Notiertes ist.
Das musikalische Feeling Lateinamerikas
Welches musikalische Genre spricht euch besonders an?
Diaz: Wir finden beide, dass jede Art von Musik, jede Stilrichtung wertvoll sein kann und auf ihre Art beeindruckend ist. Wir sehen uns als sehr offene Zuhörer. Uns spricht am meisten die Balkan- und lateinamerikanische Musik an. Mit dieser Musik können wir uns am besten identifizieren.
Brunner: Mir selber hat die Lateinamerikanische Musik schon zu Beginn meines Akkordeonunterrichtes sehr gut gefallen. Dies war auch ein Grund, wieso ich Akkordeon studiere, damit ich die Fähigkeiten besitze, diese komplexe Musik zu spielen. Natürlich hat es seinen Vorteil, dass Juan aus Kolumbien stammt, da kann man sehr viel vom Musikstil lernen.
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Eigenes schaffen
Welchen Stellenwert nimmt das Komponieren im Rahmen eurer musikalischen Tätigkeit ein?
Brunner: Das Komponieren hat für uns beide eine entscheidende Bedeutung. Es ist wichtig für uns, dass die Musik, die wir spielen unseren eigenen Stil hat. Derzeit sind wir beide für unser Duo am Komponieren und Arrangieren. Es ist ein Prozess, in dem wir uns gegenseitig helfen.
Habt ihr auch schon Kompositionen zur Uraufführung gebracht, die für euch komponiert worden sind?
Diaz: Bis jetzt haben wir leider noch kein Stück uraufgeführt, das für uns speziell komponiert wurde. Aber wir würden uns natürlich sehr darüber freuen, wenn wir die Möglichkeit hätten, eine Komposition uraufzuführen. Vielleicht spricht uns ja mal jemand darauf an.
Einladungen und Engagements via Facebook
Wohin hat euch euer gemeinsames Musizieren bereits geführt?
Diaz: Das Jahr 2016 war für uns sehr spannend. Im März traten wir in der Reihe Talente im Funkhaus ORF in Dornbirn auf, da Raphael 2015 den Solistenwettbewerb im Vorarlberger Landeskonservatorium für sich entscheiden konnte. Im Sommer führte unsere erste Tournee nach Kolumbien. Sie startete in Bogota und endete in Bucaramanga, meiner Heimatstadt.
Brunner: Für mich war das natürlich ein wahnsinniges tolles Erlebnis nach Südamerika zu reisen, die Kultur, Menschen, Musik und auch die Familie von Juan kennenzulernen. Des Weiteren war es auch interessant für die Kolumbianer ein Akkordeon zu sehen bzw. zu hören, denn in dem Land gibt es fast keine Akkordeons.
Als wir unsere Tournee beendet hatten, waren wir in Cartagena an der Küste und machten Urlaub. Ein Mann kontaktierte uns via Facebook mit einem Link zu einem Festival in Georgien. Zunächst dachten wir an eine Spam Meldung. Jedoch stellte sich heraus, dass es sich eben um ein Musikfestival handelt. Die Organisatoren haben uns auf Youtube gehört und gleich eingeladen. Somit sind wir dann im Oktober nach Georgien gereist und hatten dort eine tolle Zeit.
Des Weiteren führte uns unsere Musik schon nach Nürnberg, Friedrichshafen, Berlin, Singen, St.Gallen und in verschiedene Orte in Vorarlberg.
Weiter auf dem Weg nach oben und eine neue CD
Welche Pläne habt ihr 2017?
Diaz: 2017 wird für unser Duo ein ganz spannendes interessantes Jahr, da wir beide vor unseren Diplomabschlussprüfungen stehen und anschließend Aufnahmeprüfungen für ein Masterstudium antreten werden. Im März und Juni werden wir unsere erste CD Aufnahme „Timeless“ starten. Im Juli sind wir zur Konzertreihe der Salzburger Kammermusikfestspiele eingeladen. Im Oktober werden wir auch in Oldenburg sowie beim Siggener Kultursommer der Alfred Töpfer Stiftung zu hören sein.
Danke für das Gespräch.