Mit ZELDA WEBER steht eine erst 19 Jahre alte Sängerin in den Startlöchern des Musik-Universums. Die in Wien lebende Studentin komponiert eigene Songs, spielt Klavier und auch ab und zu Gitarre. Ihr aber wohl wichtigstes Instrument: Ihre markante, außergewöhnlich erwachsene Stimme. Im Interview mit Katharina Reiffenstuhl spricht ZELDA WEBER über Heimatsgefühl, musikalische Ehrlichkeit und die Flucht aus vorgegebenen Gesellschaftsmodellen.
Die Art von Musik, die du machst, ist angesichts deines sehr jungen Alters eher unüblich. Wie bist du denn zu diesem Genre gekommen?
Zelda Weber: Das hat sich alles sehr natürlich entwickelt, durch das was ich gehört habe und was mir gefallen hat. Ich habe früher schon immer gerne alte Jazz-Platten gehört und auch viel Billie Holiday und Amy Winehouse. Auch diese Ära der 2010er, Duffy, Adele und so, das war einfach eine tolle Ära. Ich habe auch einige Zeit lang Bigband gesungen und fand es immer sehr spannend, wie nah die Leute zu den Gefühlen waren, auch in den 30ern, 40ern und 50ern. Die Texte waren einfach total ehrlich, aber meistens auch sehr romantisch oder positiv, einfach ehrlich vom Herzen rausgeschrieben. Diese Ehrlichkeit finde ich wichtig. Ich schreibe auch gerne ehrlich und finde, das ist auch das Wichtigste an der Musik, dass man versucht, so ehrlich wie möglich mit sich selbst zu sein.
Du bist ja erst 19, das heißt du hast ja dein komplettes Berufsleben eigentlich noch vor dir. Arbeitest du darauf hin, als Sängerin Geld zu verdienen oder hast du aktuell einen Plan B?
Zelda Weber: Nein, das ist der Plan A und der bleibt jetzt erst mal auch der Plan A. Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Das gehört zu mir und ich identifiziere mich 100 Prozent damit. Ich habe nicht immer gedacht, dass ich Musikerin werde, ich habe einfach immer Musik gemacht und geschrieben. Irgendwann wurde mir klar, ich kann das auch einfach beruflich machen. Jetzt habe ich diese Freiheit, dass ich nicht mehr in irgendwelchen Institutionen drin sein muss und kann einfach daran arbeiten, was ich am liebsten mache.
Hast du die Schule dann einfach nur noch beenden wollen, damit du dich danach komplett auf die Musik konzentrieren kannst?
Zelda Weber: Ja, da geht es halt wirklich um etwas anderes in der Schule. Es sind ganz andere Themen, die dort als wichtig erachtet werden, aber es gibt eben noch so viel mehr außerhalb. Sich das Leben selbst zu gestalten ist ja gerade das Spannende.
Am 2. Februar ist deine neue Single erschienen. Worum geht es in dem Song?
Zelda Weber: Ich habe ja zwei Singles rausgebracht, „Go!” und „Oblivious”. In „Go!” geht es gerade um diese Flucht aus Institutionen, die ein gewisses Bild von einem haben, und auch um diese Zusammenkunft von Fremdbild und Selbstbild. Ich habe mich lange Zeit immer als Fremdkörper gefühlt, da ist halt die Entscheidung, ob man sich anpassen lässt oder aber auf natürlichem Wege abgestoßen wird. Das klingt jetzt irgendwie krass (lacht). Aber ich habe einfach gemerkt, ich kann mich nicht verformen, das passt halt einfach nicht. Da ist dann einfach dieses Gefühl „Go!”, diese Flucht in das eigene Leben und die eigene Vorstellung, wie das Leben zu sein hat.
Du kommst ja ursprünglich aus der Steiermark. Ist das schwierig, sich so eine Musikkarriere aufzubauen, wenn man aus einer eher ländlichen Gegend kommt?
Zelda Weber: Ich bin ja in Köln geboren und danach sind wir eben nach Burgau gezogen. Dadurch habe ich eh nie richtig dieses Heimatsgefühl gehabt. Es war für mich auch nicht schwer, einfach wegzuziehen. Ich wusste immer, ich wollte in die Stadt, weil dort einfach mehr möglich ist, auch als Musikerin. Solange man sich nicht zu sehr einen Kopf macht, geht eh alles.
Deine Stimmrange ist beeindruckend breit, du kannst hoch sowie auch sehr tief singen. Bist du mit dieser Stimme gesegnet oder hast du dir das antrainiert?
Zelda Weber: Antrainiert habe ich sie nicht (lacht), ich habe das nie so als Sport gesehen. Ich glaube, wenn du dich bei der Stimme weiterentwickeln willst, ist es einfach nur wichtig, dass du viel singst – und das habe ich immer gemacht. Eine Zeit lang habe ich auch gerne rumprobiert, ich habe ganz laut angefangen zu schreien plötzlich, oder versucht, ganz tief zu kommen. Die Klangfarbe ist irgendwie spannend, wenn das ganz bunt wird. Dadurch, dass die Songs immer von einem sehr ehrlichen Ort kommen, wollte ich die auch so charaktervoll wie möglich rüberbringen, damit man ein Gefühl dafür bekommt, wie es mir dabei ging. Mir ist es wichtig, dass man den Menschen hinter der Musik sehen kann. Beim Gesang kann man ja auch viel ausschmücken, aber es ging mir eher um dieses Kraftvolle und den Charakter.
In welchem Alter hast du begonnen zu singen?
Zelda Weber: Es gibt kein bestimmtes Alter. Es existieren ganz alte Videos, wo ich mit meinem Dad singe, er hat immer Gitarre gespielt und ich habe irgendetwas daher geträllert, da entstanden auch schon die ersten Songs (lacht). Nein, ich fand es immer lustig, wie es sich im Hals anfühlt, das ist irgendwie ein schönes Gefühl, so zu reden und eine Melodie dazuzutun.
„ES GIBT JA NICHT DIESEN EINEN WEG, WIE MAN ZU SINGEN HAT“
Hast du professionellen Gesangsunterricht auch irgendwann genommen?
Zelda Weber: Eine Zeit lang habe ich Gesangsunterricht auch genommen. Einmal bei Ursula Reichert, das ist eine Jazz-Sängerin aus Graz. Dann auch bei Sonja Lutz in einer Musikschule in Fürstenfeld. Das hat dann nochmal neue Perspektiven geöffnet, weil jeder natürlich anders an die Sache herangeht. Aber es gibt ja nicht diesen einen Weg, wie man zu singen hat, das ist alles ziemliche Selbstentscheidung, wie man damit umgeht.
Auf deiner Homepage liest man, dass das Jahr nach der Veröffentlichung von „Admit That“ sehr intensiv war. Was bedeutet dieses intensiv?
Zelda Weber: Wie ich vorhin angesprochen habe, das mit dem Fremdkörper sein in „Go!”. Damals konnte ich ja noch nicht wirklich flüchten, das war einfach ein Gefühl, mit dem ich konfrontiert war. Ich musste irgendwie lernen, mich selbst dabei nicht zu hassen. Da hatte ich jedenfalls einen Weg gefunden, darüber zu reden, das irgendwie auszusprechen. Damit ich es einfach loswerde. Ich habe es nicht unbedingt vielen Leuten gezeigt, das war eigentlich nur, damit ich es mal runterschreibe und für mich abschließen konnte.
Ist dieses Fremdkörpergefühl weg, jetzt, wo du in Wien wohnst? Hast du mittlerweile dieses Heimatsgefühl?
Zelda Weber: Naja, Heimat brauche ich eigentlich nicht wirklich. Ich finde Neuanfänge immer sehr spannend. Aber ich bin jetzt um einiges freier und mehr in meiner Welt, ich kann mir mein Leben gestalten, so wie es für mich passt. Und das ist das, was ich immer wollte.
Könntest du dir eigentlich vorstellen, mal Collabs zu machen?
Zelda Weber: Oh ja, voll gerne. Besonders mit Produzenten. Also ich schreibe gern meine Texte selbst, da fällt es mir schwer, mit anderen zusammenzuarbeiten, aber wenn man Musik und Lyrics aufteilt passt das ganz gut. Es macht voll Spaß, wenn man mal auch anfängt andere Sachen zu machen, die man noch nicht probiert hat. Es kommt ja jeder auch von einem anderen Genre.
„BEI KONZERTEN LERNT MAN SEINE MUSIK AUF EINER GANZ NEUEN EBENE KENNEN“
Hast du irgendetwas bestimmtes, was du noch gerne machen würdest? Irgendwas, das so auf deiner Liste steht?
Zelda Weber: Ganz vieles. Alles eher so Ideen, wie man etwas machen will. Aber die Hauptsache ist einfach, dass ich richtig Lust habe, Konzerte zu spielen. Darauf habe ich richtig Bock. Ich bin auch schon mit Band am Proben. Wir warten quasi nur noch auf den Startschuss. Konzerte machen einfach ultra viel Spaß. Ich habe jetzt leider lange keines mehr gehabt, ein Jahr lang. Aber ich habe das immer geliebt, besonders, wie Leute darauf reagieren. Bei Konzerten lernt man seine Musik auf einer ganz neuen Ebene kennen. Sonst war ich immer nur am Klavier mit Gesang, jetzt gerade finde ich es super spannend, einmal mit Bass und Schlagzeug zusammen zu spielen. Dadurch kann man ganz neue Klangwelten erschaffen.
Wie viel spielst du denn Klavier, so in Relation zum Singen?
Zelda Weber: Klavierspielen ist eher Begleitung. Ich habe es immer gern gemacht, aber es war nie so wie Singen. Beim Singen muss man nicht über Noten nachdenken oder über irgendwelchen Theorien, man kann einfach drauf los singen. Es gibt ja kein richtig oder falsch. Da kann man sich dann einfach loslassen. Auch diese direkte Übersetzung gibt es nur beim Singen, beim Klavier habe ich noch diese Barriere, dass es nicht so natürlich für mich ist. Emotionen kommen meiner Meinung nach beim Singen einfach direkter rüber als beim Klavierspielen.
Danke für das Interview!
Katharina Reiffenstuhl
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