In den späten 1990ern hielten ein paar freche Jungs die Musikszene so richtig auf Trab. Ihre Musikrichtung hieß Pop-Punk und ihr Motto war, so viel Spaß wie möglich zu haben. Auch wenn der Hype um dieses Genre wohl schon abgeebbt ist, tauchen immer wieder neue Bands auf, die sich dem Pop-Punk widmen. So auch die Band MINDBLIND, die nun ihr Debütalbum „Barely Illegal“ veröffentlicht hat.
Und schon der Titel des Albums verrät viel Ironie. Als kaum illegal bezeichnen die drei Burgenländer Harald Leitner (Vocals, Bass), Markus Leitner (Gitarre) und Leon Lederer (Schlagzeug) ihre Musik und spielen damit auf die Grundeinstellung aller Punkbands überall an: Wir machen, was wir wollen, ob es ein bisschen illegal ist oder nicht. Aber auf der Platte von Mindblind hat man es nicht mit den Extremen des Hardcore-Punks zu tun, sondern mit der gemäßigteren, zugänglicheren Version von Punk.
Pop-Punk und seine Meister
Diese Art der Musik kultivierten vor allem Green Day mit ihrem Album „Dookie“ oder auch Blink 182 mit „Enema of State“. Auf diesen Alben wurden zwar punkübliche Dinge gemacht, wie wilde Gitarren zum Kreischen gebracht, blitzschnell und energetisch gesungen und natürlich viel Trommelwirbel veranstaltet, dazu kamen aber auch Elemente, die eher popüblich waren. Die Songs wurden länger, bekamen das klassische Strophe-Refrain-Strophe-Format und hatten eine zugängliche Melodie, die zum Mitsingen einlud.
Diese Mischung bringen auch Mindblind in ihrer Musik unter. Man hört sofort heraus, dass sie ihre Instrumente lieben und Spaß haben wollen. Deswegen sind ihre Songs von einer heiteren Note durchzogen, obwohl auch Balladen auf dem Album zu finden sind. Wie etwa „If Only“, das zwar nicht minimalistisch instrumentiert ist, aber sich durch seinen nachdenklichen Unterton als Ballade kennzeichnet. Frontmann Harald Leitner singt von einem Lied, das nicht nur den Weltfrieden bringen, sondern auch den Hunger in der Welt beenden soll. Dabei ist natürlich eine leise Ironie zu spüren.
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Diese Ironie zieht sich durch viele Texte des Albums. Auch das auf Deutsch gesungene Lied „Ned Mei Tog“ ist die humoristische Abhandlung des Mottos „Alles geht schief, was schiefgehen kann“. Zu gut gelaunten Gitarren brüllt Leitner seine Wut raus und erinnert so ein wenig an die Attitüde von Campino, Sänger der Toten Hosen. Nach dem Hören dieses Songs ist es schon ein wenig schade, dass nicht mehr Lieder auf Deutsch sind, denn man hat fast das Gefühl, dass der Frontmann in seiner Muttersprache noch mehr Emotion reinbringt.
Emotionen und Balladen
Trotzdem gibt es auch mal emotionale Momente der anderen Art auf „Barely Illegal“. Der Closing-Track „Sober Thoughts On Love“ ist wieder eine Ballade, diesmal im Duett gesungen und zuerst nur von einer Akustikgitarre unterstützt. Irgendwie ist die Melodie ziemlich kitschig und das abwechselnde Singen von Mann und Frau hat man auch schon oft gehört. Aber da kommt diese nostalgische Note durch, die einen an die frühen 2000er denken lässt. Damals sang der vermeintlich harte Fred Durst von Limp Bizkit „Behind Blue Eyes“ so herzzerreißend schön, dass man gar nicht mehr an das Böse-Buben-Image glauben wollte. Und auch hier ist das der Fall: Trotz offensichtlichem Kitsch ist „Sober Thoughts Of Love“ keine schlechte Ballade, sondern geht ziemlich ins Ohr.
„Barely Illegal“ ist ein sehr solides Pop-Punk-Album, das zwar viele Anleihen an die alten „Meister“ des Genres birgt, aber durch eigene Ideen und individuelle Melodien aufgepeppt wurde.
Anne Marie Darok
Mindblind live
19.12. Bergwerk, Neusiedl
Foto Mindblind (c) Vicky Löb