Wirklich jedem Song zum passenden Sound zu verhelfen, und das preiswert und in allerhöchster Qualität. Genau mit diesem Anspruch starteten VLADO DZIHAN und STEPHANIE ZAMAGNA vor wenigen Monaten ihr eigenes Studio MILKSHOP MASTERING. Die beiden sprachen im Interview mit Michael Ternai über die Idee hinter dem Studio und die Wichtigkeit der Einbeziehung der Acts in den Prozess der Produktion.
Ihr Studio Milkshop Mastering existiert nun seit ein paar Monaten. Welches Konzept steht hinter Ihrer Arbeit?
Vlado Dzihan: Man muss sagen, dass ich eigentlich nicht aus dem klassischen Tontechnikermetier komme. Ich bin hauptberuflich Musiker und Musikproduzent, der seit nunmehr fast zwanzig Jahren auch Musik produziert. Mit dem Mastern von Musik habe ich mir nun einen weiteren Arbeitsbereich eröffnet.
Produzieren und Mastern sind ja zwei Dinge, die eigentlich relativ eng beieinanderliegen. Alle, die einen Song machen, haben auch eine Vision davon, wie dieser klingen soll. Beim Mastern bekommt einen Mix, der zwar schon sehr viel vorgibt, aber gleichzeitig immer noch die Möglichkeit bietet, soundtechnisch einiges rauszuholen. Man kann die Sache nun rein technisch betrachten und versuchen, einen Song so hinzubekommen, dass er auf allen Medien gleich gut funktioniert. Und das war‘s. Damit ist aber noch nicht gesagt, dass das Ergebnis tatsächlich das ist, das die Vision der Künstlerinnen und Künstler am besten wiedergibt.
Wir wollen dahingehend einen Schritt weiter gehen. Und zwar mit der Einbindung der Künstlerin bzw. des Künstlers in den Prozess. Unser Konzept ist danach ausgerichtet, dass wir die Wünsche und Vorstellungen der Künstlerinnen und Künstler soundtechnisch und vor allem künstlerisch auf ein höheres Level heben. Musikerbezogenes Mastering auf einem hohen technischen Niveau.
Das heißt, der Austausch zwischen Ihnen und der Künstlerin bzw. dem Künstler ist essenziell für Ihre Arbeit.
Vlado Dzihan: Es war mir immer schon ein großes Anliegen, dass man das Mastering mit einer gewissen Art von Beratung verbindet. Dass man den Track nicht nur stur technisch bearbeitet, sondern als Produzent – wenn notwendig – der Künstlerin bzw. dem Künstler auch hilfreiche Ratschläge und professionelles Feedback anbietet. Und ich glaube, in diesem Punkt unterscheidet sich Milkshop Mastering auch von manch anderen Studios.
Ab wann schwirrte in Ihrem Kopf eigentlich die Idee herum, ein Masteringstudio einzurichten? Und welche Motivation steckte hinter dem Plan?
Vlado Dzihan: Die Idee, ein Masteringstudio aufzubauen, hatte ich schon länger. Ganz genau ab 2003. Damals wollte ich gemeinsam mit meinen beiden damaligen Labelpartnern ein solches realisieren. Ich war zu der Zeit sehr aktiv und habe auch wirklich viel produziert. Dabei konnte ich viel Erfahrung sammeln, ganz besonders im Bereich Mastering. Doch irgendwie hat sich die ganze Sache dann aus verschiedenen Gründen doch in die Länge gezogen, sodass ich erst vor wenigen Monaten mit Milkshop Mastering an den Start gehen konnte.
„Mir hat besonders das Spezielle gefehlt, dieses Mehr-in-die-Tiefe-Gehen, das über die reine Dienstleitungserfüllung hinausgeht.“
Stephanie Zamagna: Wir sind mit unseren Musikprojekten, wenn es ums Mastern gegangen ist, in der Vergangenheit immer nach London oder Berlin ausgewichen, da dort die bekannten Top Mastering Studios zu Hause sind. Ich habe mir so ein Masteringstudio immer auch für Wien gewünscht, da diese große Distanz auch zu anonym war, und es keine Möglichkeit gab am Prozess teilzunehmen. Somit war es zum einen unser Wunsch und unser Ziel auch Wien zu einer Metropole für Mastering zu machen, und zum anderen heimischen Acts die Möglichkeit zu höchster Qualität in greifbarer Nähe anzubieten.
Vlado Dzihan: Ausschlaggebend ist der Zugang, mit welcher Intention man an die Sache herangeht. Natürlich gibt es auch andere Masteringstudios, vor allem unzählige Onlinemasteringstudios. Es gibt mittlerweile auch schon digitalisierte und automatisierte Masteringstudios. Du schickst einen Track dorthin und bekommst nach einer halben Stunde eine vom Computer bearbeitete Version zurück, mit der du mehr oder weniger leben musst. Wir dagegen wollen bei jedem Track das wirkliche Optimum herausholen, der Vorstellung bzw. der Vision der Künstlerin bzw. des Künstlers so nahekommen wie möglich.
Können Künstlerinnen und Künstler aller Genres Ihren Dienst in Anspruch nehmen oder sagen Sie bei manchen Sachen Halt?
Vlado Dzihan: Ich denke, dass wir diesbezüglich schon sehr breit aufgestellt sind. Letztendlich geht es in der Musik um Emotionalität. Ob ein Song jemanden erreicht. Es geht um den Puls in der Musik. Und hat die Musik einen solchen, ist es egal, ob sie aus der Klassik, dem Pop und Rock oder Hip Hop kommt. Ich habe in der Vergangenheit aber das Glück gehabt, dass ich in den verschiedensten Richtungen arbeiten und mit eine gewisse Feinfühligkeit Verschiedenem gegenüber entwickeln konnte. Und das hilft natürlich. Der Prozess beim Produzieren wie auch beim Mastering setzt eine permanente Bewertung voraus. Ob das Konzept tatsächlich wirklich auf den Punkt gebracht ist.
“Wenn das Ergebnis der Künstlerin oder dem Künstler am Ende gefällt, ist es super.”
Gehen Sie eigentlich auch auf Leute zu? Wenn Sie zum Beispiel eine Aufnahme zu hören bekommen und meinen, dass Sie das besser hinbekommen?
Vlado Dzihan: Es wäre, glaube ich, eine Anmaßung, wenn man meint, dass man alles besser hinbekommt. Natürlich gibt es immer Produktionen, bei denen man der Künstlerin oder dem Künstler sagt: „Komm, schick mir die Sachen einfach einmal und hör dir dann an, was ich daraus gemacht habe.“ Aber man kann seinen Dienst nur anbieten. Wenn das Ergebnis der Künstlerin oder dem Künstler am Ende gefällt, ist es super. Dann zeigt es, dass man die gleiche Vorstellungen gehabt hat. In der Regel aber arbeiten wir viel mit Leuten zusammen, die wir seit Langem kennen und mit denen wir eine Vertrauensbasis haben. Sie wissen, wie wir arbeiten.
Die österreichische Musikszene steht seit geraumer Zeit auch im internationalen Fokus. Lange Zeit sah es nach einer solchen positiven Entwicklung nicht aus. Hat sich Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren die Qualität gesteigert?
Stephanie Zamagna: Ich denke, die Qualität war schon immer da. Nur wurde diese nie wahrgenommen. Es hat halt letztlich den internationalen Erfolg von ein oder zwei Bands [Wanda, Bilderbuch, Anm.] gebraucht, der die Leute dazu veranlasst hat, ihre Scheinwerfer wieder auf die österreichische Szene zu richten. Jetzt ist Musik aus Österreich für viele wieder interessant.
Diese positive Entwicklung war für uns auch ein Grund, mit dem Masteringstudio zu starten. Die jungen, aufstrebenden heimischen Künstlerinnen und Künstler sollen nämlich fürs Mastern ihrer Tracks ins Ausland gehen müssen. Sie sollen dies auch hier in derselben Qualität tun können. Sie sollen denselben professionellen Standard auch hier vorfinden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Michael Ternai