Noise, Noise, Noise! Und noch viel mehr als das bietet der dritte Longplayer „Eerie Bits of Future Trips“ (Siluh Records) von MILE ME DEAF. Nach „Eat Skull“ (2012) und „Holography“ (2014) erscheint Ende April das wohl düsterste, aber vielleicht auch vielseitigste Album bisher. Gruseln muss man sich aber nicht – ganz im Gegenteil.
Im Alleingang hat Lo-Fi-Könner und Soundtüftler Wolfgang Möstl, nebenbei auch Teil der Sex Jams und zuvor der inzwischen aufgelösten Killed by 9V Batteries, die neue Platte des 2004 gegründeten Projekts Mile Me Deaf eingespielt. Auf „Eerie Bits of Future Trips“ laboriert Möstl mit Loops und Audiosamples unterschiedlichster Art, was dem Album ein unheimliches Soundspektrum verleiht. Ebenso umfassend sind aber auch die Stimmungen, die da Track für Track zum Vorschein kommen. Und was ausgelassen poppig beginnt, endet schließlich in dystopischer Anmut.
„Digital Memory File“ leitet lässig in dieses Spektrum ein und bringt definitiv Ohrwurm-Potenzial mit, wofür wohl auch das eingängige Sample mitverantwortlich ist. Direkt gefolgt von „Extended Fraud“, welches sich in Sachen Massentauglichkeit ebenfalls nicht verstecken muss. Die positive Grundstimmung wird von den folgenden drei Titeln weitergetragen. Mal klingt das dann psychedelisch und erinnert irgendwie an ausgeleierte indische Raga-Sounds, dann wieder eindeutig an klassischen Indie-Rock.
Vom klassischen Rock über Pop bis hin zu indischen Raga-Sounds
Kehrtwende. „Off The Core“ eröffnet die B-Seite – diese fordert eindeutig mehr von den HörerInnen, jedoch ohne dabei anstrengend zu werden. Die Songs lösen sich los von der zuvor entstandenen Struktur und der Noise-Level steigt – es wird unruhiger. Kurzzeitig gebrochen wird der neue Kurs von „Zodiacs“, einem kleinen Highlight, das aber doch so stark heraussticht, dass es genauso gut auf einer Experimental-Hip-Hop-Platte Platz gefunden hätte. Der letzte Streich: „Headnote#1“. Knapp zehn Minuten wummert das Stück hypnotisch und irgendwie einschüchternd vor sich hin, bevor es von – wiederum gelooptem – Hundebellen, Klirren und Regenrauschen abgelöst wird, um dann langsam auszuklingen.
„Eerie Bits of Future Trips“ ist ein starker und vielfältiger Longplayer, der durch detailreiche Sounds unterschiedlichster und teilweise kaum nachvollziehbarer Herkunft besticht. Erst nach Plan, dann erwartungsgemäß unaufgeräumt. In diesem Sinne: „Summertime’s here kitties, and it’s time to take a trip.“
„Eerie Bits of Future Trips“ erscheint am 24. April 2015 auf Siluh Records (LP + CD/CD/digital).
Alexander Schroeder
Foto Mile Me Deaf: Svetlomir Slavchev