MICHAEL KAHR – „Jazz & The City … and me“

Eine musikalische Reise in die Vergangenheit und zurück. MICHAEL KAHR überträgt auf seiner CD „Jazz & The City … and me“ (Alessa Records) Graz die musikalische Hauptrolle. Der Komponist, Pianist und Trompeter erzählt gemeinsam mit seinem Ensemble in aufregenden Kapiteln die Geschichte der Stadt hin zu einem Zentrum des österreichischen Jazz mit internationaler Geltung.

Graz und der Jazz, eine heute nicht mehr wegzudenkende, wunderbare musikalische Symbiose. Die steirische Hauptstadt zeigt sich anno 2017 als ein Ort, an dem der Jazz beheimatet ist und an dem dieser in all seinen klanglichen Facetten gedeiht, sprießt und sich in vielfältiger Form immer wieder neu entwickelt. Das war nicht immer so. Es hat gedauert, bis Graz – letztlich auch dank des 1965 gegründeten akademischen Instituts für Jazz – seinen bedeutenden Platz auf der österreichischen Musiklandkarte einnehmen konnte.

Ein musikalisch mitreißendes Bild der Jazzstadt Graz

Cover „Jazz & The City … and me“

Genau dieser Entwicklung von Graz hin zu einer international anerkannten Jazzstadt widmet sich Michael Kahrs auf seiner CD „Jazz & The City … and me“. Der der 1975 in Bruck/Mur geborene und aktuell an der Kunstuniversität Graz lehrende Komponist, Pianist und Trompeter spannt den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart und zeichnet gemeinsam mit seinem Ensemble anhand eigener und ausgewählter Werke (u. a. vom Erich Kleinschuster Sextett, dem Josel Trio, dem Miklin Trio und von JazzZwio von Harry Pepl und Werner Pirchner) ein Bild der verschiedenen Strömungen und Epochen, die im musikalischen Sinne den heute vielfältigen Jazzklang der Stadt ausmachen.

Seine Annäherung an die Materie erfolgt aus dem Blickwinkel der Gegenwart, sprich in der Sprache des zeitgenössischen Jazz. Gleichzeitig ist seine Annäherung auch eine persönliche, da sein eigenes musikalisches Werden eng mit der Jazzstadt Graz verbunden ist.

Eine  sehr abwechslungsreiche Geschichte

Michael Kahrs Konzept bedingt klarerweise eine große musikalische Vielfalt. Der Bandleader und sein mit David Jahr (Trompete, Flügelhorn), Martin Harms (Flöte, Saxofon, Bassklarinette), Mario Vavti (Posaune), Wolfram Derschmidt (Kontrabass) und Jörg Mikula (Schlagzeug) hochkarätig besetztes Ensemble lassen es in einem gediegen eleganten Klang auf herrliche Weise swingen.

Das Pendel in den Stücken schlägt leichtfüßig und stilistisch ungemein abwechslungsreich zwischen großen und kleinen Formen, zwischen leiser Sanftheit und dynamischer Verspieltheit, zwischen Komposition und Improvisation, zwischen der musikalischen Vergangenheit und Gegenwart. Abgerundet wird die ganze Sache von Frank Hoffmann, der als Erzähler mit ausgewählten Texten von Autorinnen und Autoren wie Gottfried Benn, Gerald Veasley und Gerhild Steinbuch das musikalische Geschehen begleitend kommentiert.

Michael Kahr, der sich der Jazzgeschichte in Graz auch in Form einer Forschungsarbeit mit dem Titel „Jazz & the City: Jazz in Graz von 1965 bis 2015“ angenommen hat, präsentiert mit dem Album ein sehr gelungenes Porträt einer Musikstadt, die sich über die Jahrzehnte hinweg in ihrem Stil stetig entwickelt und neu erfunden hat. Der Bandleader begnügt sich auf „Jazz & The City … and me“ nicht mit dem einfachen Wiedergeben des Originalen, dem gebürtigen Steirer gelingt es, der Musik der Vergangenheit etwas Neues zu verleihen, einen erfrischend zeitgenössischen Klang, der von der ersten Sekunde an wirklich zu fesseln weiß.

Michael Ternai

Links:
Michael Kahr
Alessa Records