mica-Serie: Parlamentarische Enquete Musik die Teilnehmer: Musiker-Komponisten-AutorenGilde

Auf Antrag aller im Parlament vertretenden Parteien findet am 3. Juni 2008 im Nationalrats-Sitzungssaal des Parlamentsgebäudes eine parlamentarische Enquete mit dem Thema “ZukunftsMusik. Aktuelle Herausforderungen und musikalische Entwicklungsperspektiven in Österreich” statt. Für die Präsidentenkonferenz, eine auf Initiative von mica-music austria gegründete regelmäßige Zusammenkunft von Organisationen des österreichischen Musiklebens, ist damit ein lange vorbereiteter Wunsch in Erfüllung gegangen. Durch die im Vorfeld von mica – music austria koordinierten Vorbereitungen ist ein historisch einmaliger Themenkatalog im Konsens mit allen am österreichischen Musikleben beteiligten Organisationen von KomponistInnen, MusikerInnen und VertreterInnen der Wirtschaft entstanden. Ein Themenkatalog, der auch über die Enquete hinaus ein Arbeitsprogramm darstellt.mica – music austria präsentiert im Rahmen dieser Artikelserie die teilnehmenden Organisationen.

Über die Musikergilde
Die Musikergilde ist eine parteipolitisch unabhängige Organisation aktiver Musikerinnen und Musiker und die größte Interessenvertretung für freiberuflich Musikschaffende in Österreich. Seit 1987 setzen wir uns für eine Verbesserung der oft katastrophalen Lage “noch lebender” Musiker, Komponisten und Texter aller Musikrichtungen ein.
Im Augenblick nutzen bereits rund 2.500 Mitglieder aus allen Musiksparten die Vorteile einer gemeinsamen Organisation:
– kostenlose Beratung in Rechts-, Steuer- und Sozialversicherungsfragen (Vertragsüberprüfung, abgesagte Konzerte, Gagenprobleme, AKM, etc.) durch das Büro der Musikergilde unter steuer.recht musikergilde.at oder telefonisch unter (01) 544 5599
– Übernahme der Gerichtskosten im Streitfall (auf Vorstandsbeschluß)
– Musterverträge und -Honorarnoten für Konzerte und Studioarbeit
– Gratis-Homepage für jedes Mitglied zur Präsentation vor Publikum und Veranstaltern – mit online hörbaren Musikbeispielen (siehe auch “Thema Internet”)
– Vernetzung mit Veranstaltern in ganz Österreich
– Konzerttermine selbst eintragen und ankündigen, wir leiten sie an die Presse weiter
– Musiker/innen-Datenbank für Studios und Produzenten – im Musikatlas und im Internet
– Zeitschrift CODA mit aktuellen, unzensierten Informationen
– Soforthilfe in sozialen Notfällen
– günstiger Mitgliedsbeitrag: 30 Euro, gilt für zwölf Monate ab Beitritt. Wir stellen vor allem den Musikprofis, aber sowohl Neueinsteigern als auch ambitionierten Amateuren unser Service zur Verfügung.

Geschichte der Musikergilde in drei Absätzen
Am Anfang, im Dezember 1987, stand die Absicht, sich selbst zu helfen. Eine Gruppe von Begleitmusikern wollte sich nicht länger von Vermittlern und Managern gegeneinander ausspielen lassen, sondern strebte nach einheitlichen Mindestgagen und Standardverträgen. “Hast Du genug Jobs, und kannst Du davon leben?” lautete der erste Satz eines Schreibens, das Peter Paul Skrepek damals an rund 200 Musikerinnen und Musiker in seinem Bekanntenkreis sandte. Die Reaktion war überwältigend. Als Ergebnis wurde erstmals eine Musiker- und eine Mindestgagenliste in der legendären, heute nicht mehr existierenden Zeitschrift TschinBumm veröffentlicht.
Eineinhalb Jahre später, am 31. Mai 1989, wurde die Musikergilde offiziell als Verein gegründet. Zur im September folgenden Generalversammlung kamen etwa hundert Musikschaffende in den Wiener Live-Club “Titanic”, um zum ersten Mal in großem Kreis miteinander zu diskutieren. Es war die eigentliche Geburtsstunde der Musikergilde; die Verwirklichung der Idee, sich selbst um die Lösung der Probleme zu kümmern – nachdem wir erkannt hatten, daß es niemand sonst für uns tun würde. Aus der bis dahin losen Gemeinschaft entstand die “Musiker-Komponisten-AutorenGilde” mit nun bereits mehr als zweitausend Mitgliedern aus ganz Österreich, eine Organisation, in der sich Musikschaffende aller Stilrichtungen wiederfinden und die – abgekürzt – als Musikergilde mittlerweile weithin bekannt ist.
Im ersten Jahrzehnt haben wir – finanziert von unseren Mitgliedern und wesentlich unterstützt vom SKE-Fonds der AustroMechana sowie der Österreichischen Interpretengesellschaft – eine wirkungsvolle Selbsthilfeorganisation aufgebaut, die vor allem durch ihr Angebot an Musterverträgen und Mindesthonorarlisten zu einer merklichen Verbesserung der Arbeitsbedingungen beigetragen hat. Die Frage nach den Rechten, die Musikschaffenden zustehen, ist nach wie vor Thema zahlreicher Anfragen, ebenso wie viele wissen wollen, wo sie Förderungen für ihre Projekte erhalten können.

 

 

Woran arbeitet die Musikergilde?
Erfolgreich waren wir in der Frage einer erschwinglichen Sozialversicherung für Musikschaffende. Seit dem Jahr 1991 gab es ständige Kontakte mit Ämtern und Behörden, ab 1997 verhandelten wir unsere Vorschläge mit der damaligen Regierung – vorerst ohne greifbares Ergebnis. Erst mit dem neuen Staatssekretär, Franz Morak, konnten wir innerhalb weniger Monate einen Zuschußfonds ausverhandeln und eine Lösung erreichen, die zumindest die schlecht und mittelmäßig verdienenden Musikschaffenden sozial besser absichert: Sie erhalten einen Zuschuß zur verpflichtenden Pensionsversicherung von 73 EURO pro Monat. Das ist ein Anfang.
Ebenso heftig umstritten ist die Rolle des ORF und der Privatradios, die das heimische Musikrepertoire immer weniger berücksichtigen. Hier muß es uns gelingen, die Tür für Musik aus Österreich wieder weit zu öffnen, denn eine Musikszene ohne Präsentationsmöglichkeiten verschwindet aus dem Bewußtsein des Publikums und ist zum Untergang verurteilt.
Diese zentralen Probleme erfordern unseren ständigen Einsatz, um auch nur etwas Bewegung in die oft behäbige Kulturpolitik zu bringen. Wir fordern nachdrücklich:
– Anerkennung der heutigen Musik jeder Spielart als Kulturträger
– strukturelle Unterstützung im Rahmen der Kunstförderung
– erschwingliche soziale Absicherung für alle Musikschaffenden

Zur Durchsetzung unserer Forderungen arbeiten wir mit anderen Organisationen zusammen, z.B. mit der Musikergewerkschaft, zu deren Präsident der Obmann der Musikergilde, Peter Paul Skrepek, 1998 gewählt worden ist, mit der AKM und der ÖSTIG/LSG, mit dem Österreichischen Musikrat, dem Österreichischen Komponistenbund und der Wirtschaftskammer. Gemeinsam werden wir den Druck auf Politik und Medien solange erhöhen, bis die Diskriminierung heimischer Musik beendet ist.