Auf Antrag aller im Parlament vertretenden Parteien findet am 3. Juni 2008 im Nationlrats-Sitzungssaal des Parlamentsgebäudes eine parlamentarische Enquete mit dem Thema “ZukunftsMusik. Aktuelle Herausforderungen und musikalische Entwicklungsperspektiven in Österreich” statt. Für die Präsidentenkonferenz, eine auf Initiative von mica-music austria gegründete regelmäßige Zusammenkunft von Organisationen des österreichischen Musiklebens, ist damit ein lange vorbereiteter Wunsch in Erfüllung gegangen. Durch die im Vorfeld von mica – music austria koordinierten Vorbereitungen ist ein historisch einmaliger Themenkatalog im Konsens mit allen am österreichischen Musikleben beteiligten Organisationen von KomponistInnen, MusikerInnen und VertreterInnen der Wirtschaft entstanden. Ein Themenkatalog der auch über die Enquete hinaus ein Arbeitsprogramm darstellt. mica – music austria präsentiert im Rahmen dieser Artikelserie die teilnehmenden Organisationen.
Die Internationale Gesellschaft für neue Musik IGNM / ISCM / SIMC wurde auf Initiative von Bartok, Berg, Hindemith, Honegger, Koday, Milhaud, Ravel, Respighi, Schönberg, Strawinsky, Webern, Wellesz und anderen im Beisein von 24 internationalen Komponisten, am 11. August 1922 in Salzburg während der Festspiele gegründet. Sie war zu Beginn die allererste und ist heute die bedeutendste internationale musik-kulturelle Gesellschaft der Welt und umfasst derzeit 57 nationale Sektionen in allen Kontinenten. Sie fördert neue Musik ohne Rücksicht auf ästhetische Anschauungen, Nationalität, Rasse, Religion oder politische Einstellung.Haupt-Anliegen der Gesellschaft: Förderung der Verbreitung von Werken der Komponistinnen und Komponisten aus den nationalen Sektionen weltweit.
Über uns
84 Jahre – »Internationale Gesellschaft für neue Musik«
Aus einer Wiener Subkultur heraus entstand die ISCM ,International Society for Contemporary Music’, mit ihren zahlreichen Ländersektionen in alle Kontinenten ist sie heute die bedeutendste musikkulturelle Gesellschaft der Welt.
Die Statuten bestimmten die Förderung zeitgenössischer Musik, ohne Rücksicht auf ästhetische Anschauungen, Nationalität, Rasse, Religion, politische Einstellung – sie gelten auch heute in allen Mitgliedsländern.
Ausgegangen von einer Wiener Subkultur, verbreitete sich die Idee innerhalb weniger Jahre weltweit. Musikfreunde, Künstler aller Arten, Wissenschafter, Philosophen schlossen sich an. 1923 wurde in London ein Dachverband gegründet, es entstand die erste internationale musikkulturelle Gesellschaft der Welt. Die Wiener und Salzburger Initiativen beeinflussten den weiteren Verlauf der Musikgeschichte.
IGNM in Österreich: 1938 Auflösung – 1945 Neubeginn
Nach informeller Gründung 1922 in Salzburg, nach offizieller Installierung als ,Verein’ 1926, Veranstaltung hunderter Konzerte und dreier IGNM- Weltmusikfeste (1923 und 1924 Salzburg, 1932 Wien) wurde die IGNM im März 1938, mitten in ihrer ersten ,großen Zeit’, von den Nationalsozialisten wegen ihrer ,suspekten Internationalität’ zwangsweise aufgelöst. Engagierte Mitglieder wie Josef Polnauer, Erwin Ratz, Alfred Schlee und Friedrich Wildgans verbargen, damals bei eigener Lebensgefahr, von der angeordneten Verbrennung bedrohte Original- Partituren und Schriften ,entarteter’ und jüdischer Komponisten in den Depots der Universal-Edition und im Gebälk einer Wiener Bäckerei, erretteten sie der Nachkriegswelt.
20. April 1945: Acht Tage nach Ende der Kampfhandlungen in Wien, noch vor Kriegsende, nahmen dieselben engagierten Mitglieder die Tätigkeit der IGNM wieder auf. Schon Mitte Mai gab es im von Granaten beschädigten, fensterlosen Wiener Konzerthaus die erste Veranstaltung.
Die österreichische IGNM:
Mit ihrer von Jahr zu Jahr ansteigenden Zahl von Veranstaltungen – 2005 bereits 120 – mit Programmierungen von Schönberg bis zur neuesten Elektronik, nimmt sie nicht nur hierzulande die führende Position ein:
Ziele: Musik-Förderung, Musik- Export, CDs und Tonbänder
Im Vordergrund der IGNM-Tätigkeiten stehen hauptsächlich Förderungen der neuen Werke heimischer Komponisten und Komponistinnen und deren weltweite Verbreitungen. Ein großer Teil der Konzerte wird vom ORF mitgeschnitten und gesendet, die restlichen sorgfältig aufgezeichnet. Die professionell hergestellten Tonträger und CDs werden laufend an ausländische Rundfunkstationen, Musikverlage und Konzert-Veranstalter versendet – Kenntnis und Akzeptanz heimischer Werke steigen von Jahr zu Jahr, die Tantiemen-Rückflüsse gehen via der hiesigen AKM den Komponisten zu.
Zahlreiche ambitionierte, initiative, aktive Mitglieder:
1946 verhalfen hochrangige österreichische Diplomaten, damals auch Vorstands-Mitglieder der Wiener IGNM, dem internationalen IGNM- Dachverband ISCM zur Aufnahme in die UNESCO. Sie vertraten die Idee, die Institution, unser Land. 1949 wurde die ISCM zur Mitbegründerin einer weiteren UNESCO-Organisation: »Conseil International de la Musique«. 1960 installierten einige IGNM- Mitglieder in Wien eine lokale Sektion, den »ÖMR- Österreichischer Musikrat«. 1961 initiierten IGNM-Mitglieder ein »Internationales Musikzentrum«. Dieses »IMZ« entwickelte sich unter Ägide der UNESCO alsbald zur internationalen Schnittstelle für neue Musik-Theater- und Tanz- Events im Audio- und Videobereich. 1971 reformierte Prof. Dr. Franz Eckert, österreichischer Rechtsanwalt, die internationalen Statuten der ISCM. Dr. Eckert ist bis heute ISCM- Vorstandsmitglied, Ehrenmitglied der ISCM und der hiesigen IGNM.
Neue Ensembles, Institutionen, Festivals
Viele der Mitglieder wirkten bei den Gründungen spezialisierter Ensembles für Aufführungen neuer Musik mit, z.B. bei den von den Wiener Jeunesses Musicales initiierten Gruppen »ensemble die reihe«, »Kontrapunkte« und »Wiener Solisten«, aus denen später das »Alban Berg-Quartett« hervorging. Sie gründeten u.a. »Arnold Schönberg-Chor«, »ÖENM«, »neues ensemble Linz«, »K&K-Experimentalstudio«, VOX NOVA«, »Ensemble Kreativ«, »Ensemble des XX. Jahrhunderts«, »Klangforum Wien«, »ticom«, »Janus-Ensemble«, »Ensemble Wiener Collage«, »NewTonEnsemble«, »Nouvelle Cuisine«, »Music On Line«, »Gegenklang«, »Ensemble Musikfabrik Süd«, »Low Frequency Orchestra«, »ensemble reconsil vienna«.
Andere Mitglieder initiierten Institutionen, Festivals und Events, wie z.B. , , , , die schon legendär gewordene alljährliche , die ORF-Sendereihen und , <Hörgänge>, , , , , , , , , , , , <Kärntner Meisterkurse für aktuelle Musik>, , , , das , , , die alljährliche , , , , die dreitägigen , die IGNM / ORF- CD-Reihe »unerhört«.
Die alljährlichen ISCM- Weltmusikfeste:
Wegen ihrer internationalen Vorrangstellung wurde unter den 57 Mitgliedsländern bisher nur die IGNM- Österreich mit der Veranstaltung von gleich sieben der bislang 80 ISCM- Weltmusikfeste beauftragt:
1923, 1924 und 1952 Salzburg
1932 und 1961 Wien
1972 und 1982 Graz
IGNM und die östlichen Nachbarländer
Umfangreiche Verbindungen, regelmäßige Gastspiele gab es bis 1938, spärliche 1946-1948, danach nur mehr ,politisch Genehmigte’, nur mehr zumeist per Schlafwagen-Schaffner geschmuggelte Noten, Partituren, Tonbänder, Kassetten. 1989, noch vor der ,Öffnung’, initiierte Wilhelm Zobl neue Verbindungen, realisierte später Lothar Knessl ,IGNM-,KontaktKonzerte – Musik der Nachbarn’ mit ,im Westen’ und hierzulande noch unbekannten Werken. Seither boomen Kontakte, Gastspiele, Musik-Export. Auf Drängen der österreichischen IGNM wurden die Weltmusikfeste 2003 in Slowenien und 2005 in Kroatien abgehalten.
Größere IGNM- Symposien
1988: »Ideen, Ideologien und Wirklichkeiten«: Gertraud Cerha, György Ligeti, Katarina Noever leiteten ein umfangreiches und weithin beachtetes Symposion, zu dem sich Künstler aller Sparten zusammenfanden.
1991: »Schönberg und seine Zeit«: Museum des XX.Jahrhunderts:
Zur Schönberg-Ausstellung in Memoriam des 40. Todesjahres initiiert
http://www.ignm.at/