Nur Venezuela und Neuseeland senden weniger Musik aus eigener Produktion Wien (KMSfB/ÖGB) – Die stärkere Berücksichtigung von Musik aus Österreich in österreichischen Rundfunkprogrammen war das Hauptthema am Nachmittag der ganztägigen Musik-Enquete im Parlament am Dienstag, den 3. Juni 2008. Die Gewerkschaft verlangt unverzügliche Verhandlungen.
Mit einem Paukenschlag beendete ORF-Hörfunkdirektor Dr. Willy Mitsche seinen Vortrag vor der im Plenarsaal des Parlaments und auf der Zuschauergalerie versammelten österreichischen Musikszene und Musikwirtschaft. Der ORF setze sich sehr für die heimischen Musikschaffenden ein, betonte Mitsche, und sei zur Aufnahme von Verhandlungen über mehr Musik aus Österreich bereit – nach dem Sommer. “Eine freiwillige Vereinbarung nach dem Vorbild der ,Charta für Schweizer Musik’ ist für mich als Lösung denkbar”, so der Hörfunkdirektor. Zuvor hatten Musikschaffende den niedrigen Anteil von Musik aus Österreich und die in den letzten Jahren fehlende Gesprächsbereitschaft des ORF angekreidet. Für eine gesetzliche Quotenregelung sprachen sich unter anderen Peter Legat (Count Basic)
und Georg Tomandl (Obmann des Österreichischen Musikfonds) aus.
Schaden durch gesetzliche Quote?
“Schlechter kann es nicht mehr werden”, entgegnete Peter Paul Skrepek (Kulturgewerkschaft) auf die Befürchtungen Mitsches, eine Quote könne sich auch als Bumerang herausstellen und der österreichischen Musik schaden. “Wir laden die ORF-Geschäftsführung und die Vertreter aller anderen Programmanbieter ein, die Verhandlungen sofort zu beginnen”, schloss Skrepek und fügte hinzu: “Der ORF soll das Thema zum Gegenstand einer öffentlichen Debatte machen und in seinen Programmen live diskutieren.”
Neben Musikerpräsident Skrepek werden u. a. Georg Tomandl, Dr. Werner Müller (Wirtschaftskammer, Fachverband der Audiovisions- und Filmindustrie) und Dr. Harald Müller (Präsident des Österreichischen Musikrats) mit der ORF-Geschäftsführung und Vertretern der “Privatradios” verhandeln.
Die Quotenfrage sorgt seit rund 15 Jahren für Aufregung. “Erst der ,blaue Brief’ der EU-Kommission hat die ORF-Geschäftsführung offensichtlich zu einer Änderung ihrer bisher strikt ablehnenden Haltung bewogen», schloss Skrepek, “denn bei Nichterfüllung des Kulturauftrages sind die Einnahmen aus Rundfunkgebühren gefährdet.”
Österreich liegt an weltweit drittletzter Stelle, was die Sendung von Musik aus dem eigenen Land betrifft. Nur Venezuela und Neuseeland senden weniger Musik aus eigener Produktion.
ÖGB, 4. Juni 2008
Quelle: APA-OTS; 04.06.2008
Aussender: KMSfB – Die Kulturgewerkschaft
Die mica-Serie: “Parlamentarische Enquete Musik – Die Reaktionen” ist eine Artikelreihe von mica-music austria, die Reaktionen und Presseaussendungen zur Enquete “ZukunftsMusik” auf der Website präsentiert. MusikerInnen und KomponistInnen sind eingeladen ihre Positionen und Meinungen an mica-music ausrtia zu schicken. Die an uns gesendeten Texte werden im Rahmen dieser Serie veröffentlicht.
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Betreff: parlamentarische Enquete: Reaktionen