mica-Serie Parlamentarische Enquete Musik die Reaktionen: Hannes Eder (Universal Music Austria): ORF erfüllt seinen Programmauftrag nicht
Wien (OTS) – Zur parlamentarische Enquete “Zukunftsmusik – Aktuelle Herausforderungen und musikalische Entwicklungsperspektiven in Österreich”
Dienstag 3.Juni 2008, Nationalrats-Situngssaal
Parlamentarische Enquete “Zukunftsmusik” offenbart erhebliche Mängel beim ORF. Schwere Vorwürfe der gesamten Branche: ORF erfüllt seinen Bildungsauftrag nicht. Programmdirektor schwer unter Beschuss. Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur Erarbeitung einer “Charta” mit einer Quote für Musik aus Österreich nach der Sommerpause angekündigt.
Unter dem Motto “Zukunftsmusik – Aktuelle Herausforderungen und musikalische Entwicklungsperspektiven in Österreich” hat am Dienstag der Nationalrat auf Initiative der “Präsidentenkonferenz Musik” zu einer parlamentarischen Enquete geladen. Musiker und Musikschaffende, vertreten durch die verschiedenen Verbände und Interessensgruppen, erörterten mit Abgeordneten und zuständigen Ministern eine Standortbestimmung und Zukunftsperspektiven der “Musiknation” Österreich.
Im Beisein von Unterrichts- und Kulturministerin Claudia Schmid sowie Forschungs- und Wissenschaftsminister Hahn verfolgte das gut gefüllte Plenum eine Vielzahl fundierter Impulsreferate zu einer großen Anzahl von Themen, von der Situation von Musikpädagogen über die Manifeste zum “Recht auf Musik” bis hin zu den scheinbar nahen aber noch sehr diffusen Chancen des Internets für neue
Marktstrukturen im Musikbereich.
Das dominierende Thema des Tages, das alleine rund die Hälfte der insgesamt achtstündigen Veranstaltung beherrschte, war das Verhalten der heimischen Rundfunksender in Bezug auf österreichische Musikproduktionen und hier wesentlichen vor allem des dominierenden und marktführenden öffentlich rechtlichen Senders ORF.
ORF Hörfunk-Programmdirektor Dr. Willy Mitsche sah sich einer, in selten dagewesener Einigkeit verbundenen Branche gegenüber, die keinen Zweifel daran ließ, dass der ORF, allen voran das “Flaggschiff” Ö3, den gesetzlich verankerten Bildungsauftrag sowie die in der UNESCO Charta zur Bewahrung der kulturellen Vielfalt festgeschriebenen Vorgaben in eklatanter Weise verletzt. Auch das vorsorglich von den ORF Verantwortlichen mitgebrachte Promotion-Video konnte an dieser Einschätzung nichts ändern. Zu deutlich ist die Sprache der Zahlen und Fakten, welche die gut präparierten Redner präsentierten:
Mit rund 15% durchschnittlichem Anteil österreichischer Musikproduktionen im gesamten Rundfunkmarkt belege Österreich im europäischen Vergleich mit immensem Abstand den letzten und selbst im weltweiten Vergleich reiche es nur für den drittletzten Platz. Mit einem Anteil von gerade einmal 5% österreichischer Musik auf dem mit über 70% marktführenden Sender Ö3 sorge der ORF nicht nur für eine – so wörtlich – “beschämende” Situation, sondern er füge einer ganzen Branche schweren wirtschaftlichen Schaden zu, der diese an den Rande der Existenzfähigkeit brächte, so die übereinstimmende Meinung aller Diskutanten, deren Ansicht u.a. auch vom Abgeordneten und ehemaligen Kulturstaatssekretär Franz Morak vehement unterstützt wurde.
Angesichts der Sparten übergreifend demonstrierten Entschlossenheit diese, einer Kultur- und Musiknation “unwürdige Situation” nicht länger akzeptieren und diese baldmöglichst durch eine gesetzliche Quotenregelung, wie sie in beinahe allen Ländern der EU schon seit einiger Zeit die Regel sei, beseitigen zu wollen, sah sich Hörfunk-Programmdirektor Dr. Mitsche veranlasst, den Branchenvertretern die zeitnahe Einsetzung einer Arbeitsgruppe anzubieten. Diese solle schon nach der Sommerpause zusammenkommen und eine freiwillige aber verbindliche Lösung für “das Problem ORF und Ö3”, wie es der Enquetevorsitzende wörtlich nannte, zu erarbeiten und umzusetzen.
Quelle: APA-OTS; 04.06.2008
Aussender: Fachverband der Audiovisions-und Filmindustrie
Die mica-Serie: “Parlamentarische Enquete Musik – Die Reaktionen” ist eine Artikelreihe von mica-music austria, die Reaktionen und Presseaussendungen zur Enquete “ZukunftsMusik” auf der Website präsentiert. MusikerInnen und KomponistInnen sind eingeladen ihre Positionen und Meinungen an mica-music ausrtia zu schicken. Die an uns gesendeten Texte werden im Rahmen dieser Serie veröffentlicht.
Zusendungen bitte an: office(at)musicaustria.at
Betreff: parlamentarische Enquete: Reaktionen