mica-Porträt: .Mile

.Mile setzt den Punkt. Michael Lechner gibt seiner Stimme den Vortritt. Die Gemeinsamkeiten entspringen einer Person, die sich aufgemacht hat Texte zu schreiben und sie festzuhalten, einer Sehnsucht nachzugehen, die plötzlich in ihr Leben trat und stetig mehr Platz zu erobern scheint.

.Mile ist eine Entdeckung, ein glücklicher Zufall, ein Rettungsanker. Gefunden von Michael Lechner, als er erfuhr, dass die Höhenflüge des Leistungssports am Kreuzband (ab)reissen können. .Mile nimmt den Stift in die Hand und schreibt los. In ihm zirkuliert die Freiheit Bob Marleys, der Schwermut Tracy Chapmans, der Charme eines Elvis Presley und das Selbstvertrauen eines Kanye West.

 

.Mile rappt. HipHop wäre zu kurz gegriffen. .Mile schreibt, erzählt aus dem Leben und kommt ohne konventionelle Textzeilen aus. .Mile ist der Stift, den Michael Lechner in seiner Hand hält, das Mikrofon in das er rappt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass man lächelt, hinhört, zuhört und Gefallen findet, an seinem Sound. .Mile ist sympathisch, weil Lechner es ist, weil beide ohne Selbstüberschätzung und Hochmütigkeit/Hochmut auskommen, indem sie die Sache ernst und leidenschaftlich nehmen.

Und so entstehen Nummern, die Interesse wecken, weil sie spürbar der Intuition eines jungen, klaren Geistes entspringen. In den ersten Zeilen von “I Was Born” erzählt .Mile von (s)einer Kindheit in “Nigeria” und stellt stimmliche Klarheit, rhythmische Genauigkeit und melodisches Feingefühl unter Beweis. Mit “Sleepwalking” setzt er auf elektronische Beats und öffnet die Türe zu tanzbarem Clubsound. Spätestens mit “Got to Wait” beweist Lechner die Vielfältigkeit seines Alter Ego. Ungemein weich, schmeichelnd, mit der Gabe den erzählerischen Wellen der eigenen Sprache zu folgen, kombiniert .Mile sein Talent mit der Exaktheit des Sprechgesangs.


Lechner ist das, was man landläufig einen Macher nennt. Kaum auf der Bildfläche erschienen nimmt er jede Möglichkeit wahr, gibt sich umsichtig und schnell, wechselt zwischen .Mile und dessen bestem Manager. Geschickt umschifft er die Schublade des HipHop Rappers, betreibt Genrehopping. Michael Lechner stellt klar, dass es den einen, den festgefahrenen .Mile nicht gibt, Wer glaubt sich zum vorschnellen Urteil einer Allerweltstimme hinreißen zu lassen, möge sich anhören, was dieser junge Mann treibt. Es erstaunt, wie früh einer, der gerade begonnen hat sich zu zeigen, derartige Klarheit zu verkörpern im Stande ist. Professionalität entspringt nicht der Erfahrung, sie ist eine Haltung, eine Entscheidung, die Lechner am Punkt trifft und .Mile umsetzt.

Lucia Laggner

 

Copyright Fotos: Mario Sudy, Stefan Lind

https://soundcloud.com/magnificent-mile