mica-Interview Velak

Bei VELAK handelt es sich um einen kürzlich gegründeten Verein für Künstler, die in den Bereichen Experimentelle Musik, Video, Tanz und Performance tätig sind. Bei einem Treffen in der Garnisongasse 7, einem VELAK-Proberaum, haben Peter Kutin, Daniel Lercher und Tim Blechmann im Interview den Verein vorgestellt. Das Interview führte Michael Masen.

Wie ist die Idee entstanden, die Plattform “VELAK” zu gründen, bzw. um was geht es dabei genau?

Peter Kutin: Ausgegangen ist das alles vom ELAK, vom Institut für Elektroakustik. Da gab es damals im kleinen Fluc eine Konzertreihe, die ELAK-Gala und nachdem wir aufgehört haben zu studieren bzw. mit dem ELAK abgeschlossen, haben wir das an verschiedenen Orten weiter gemacht und schließlich irgendwann dann auch den Verein gegründet – vor allem auch, damit wir uns bezüglich Förderungen etwas leichter tun und eben eine eigene Plattform für Leute zu haben, die diese Art von Musik interessiert.

Bis zur Gründung des Vereins war ja eigentlich alles immer quasi lehrgangsintern, vom Studium aus, und mit VELAK haben wir das dann eben ein wenig geöffnet für Leute, die sich für elektroakustische Musikformen interessieren. Wir sitzen jetzt also nur sozusagen stellvertretend hier und nicht als Vorsitzende oder so etwas – der Verein selbst besteht schon aus mehreren Mitgliedern. Wer da alles genau involviert ist und gespielt hat, kann man auf der Homepage abrufen.

Wie viele Leute zählt der Verein VELAK?

Tim Blechmann: Zwischen 5 und 15 Leute.

Hat sich schon gezeigt, ob es die richtige Entscheidung war, für die Plattform die Form eines Vereins zu wählen?

Peter Kutin: Bis jetzt ist alles eigentlich noch in einer Anlauf-Phase. Aber ausgezahlt hat es sich schon deswegen, dass dadurch mehr Kommunikation entstanden ist, einfach mehr passiert und die Leute mehr Konzerte organisieren, selber anfangen und dergleichen. Letzteres ist auch der Hauptzweck des Vereins VELAK – die sich daraus ergebenden Förderungen sind bloß ein weiterer Synergie-Effekt.

Gibt es bei VELAK irgendwelche Aufnahmekriterien oder kann jeder Mitglied werden, der das möchte?

Tim Blechmann: “Mitglied werden” heißt eigentlich, sich irgendwie engagieren – formale Aufnahmekriterien gibt es aber keine. Es gibt zwar formale Mitglieder, das ist aber auch eher ein loser Kreis von Leuten, die sich einfach engagieren, spielen oder sonst in irgendeiner Art und Weise zu VELAK beitragen. Es ist auch weniger als gesellschaftliche Organisationsform denn als Plattform gedacht für Leute, die einfach im Bereich elektroakustische Musik etwas machen wollen.

Kann der Proberaum, der sich hier ein Stockwerk tiefer befindet, frei, je nach Lust und Laune benutzt werden, oder gibt es da irgendwelche zeitlichen Aufteilungen oder Beschränkungen?

Peter Kutin: Es ist so, dass wir hier im Prinzip bloß zur Untermiete sind. Die Räumlichkeiten da unten dienen also primär dazu, sich auf die Konzerte vorzubereiten oder bestimmte Projekte durchzuführen – es ist hier aber nicht unser Vereinslokal.

Ist ein derartiges eigenes Vereinslokal für die nächste Zeit geplant?

Tim Blechmann: Das zahlt sich glaube ich nicht aus, schon alleine aufgrund der geringen Zahl an Mitgliedern. VELAK funktioniert ja auch nicht auf diese Art – das spielt sich eher mehr auf Kommunikationsbasis ab, als jetzt irgendwie zusammen zu sitzen. Der Pool von Leuten, die wir ansprechen, ist doch etwas größer und die jetzt alle in einen Raum zu stopfen, ist nicht Sinn der Sache. Dieser soll vielmehr darin liegen, Konzerte zu organisieren und zu spielen und dafür interessante Locations aufzutreiben.

Die Zusammenkünfte der Mitglieder spielen sich also hauptsächlich bei den Konzerten ab, kann man das so sagen?

Tim Blechmann: Es gibt schon immer wieder Treffen, wo man anstehende Angelegenheiten und Vorgangsweisen beraten muss, aber es gibt definitiv nicht so etwas wie einen “Haupt-Vereins-Sitz”.

Liegt den Konzerten, oder VELAK-Galen, wie ihr sie nennt, irgendein Konzept zu Grunde? Gibt es bestimmte vorgegebene Themen?

Peter Kutin: Es ist alles sehr frei gehalten. Wir programmieren nicht in die Zukunft hinein, sondern halten alles sehr offen. Das, was präsentiert wird, muss aber schon zum Rahmen passen bzw. zu unseren musikalischen Vorstellungen.

Wer entscheidet dann im Einzelfall, ob irgendetwas zum Rahmen passt oder nicht?

Tim Blechmann: Das ist eigentlich Common Sense. Wir haben ungefähr eine einheitliche Idee, was dort stattfinden kann und soll. Bisher gab es eigentlich kaum Fälle, wo irgendjemand gedacht hätte, dass das jetzt überhaupt nicht dazu passt. Es ist meistens relativ unterschiedlich, was statt findet und es ist auch immer irgendwie, auf eine gewisse Art und Weise, anders. Es gibt zwar schon eine grobe Linie, die sich jedoch nicht formulieren lässt – das ist einfach ein Common Sense, der bei den Leuten existiert.

Peter Kutin: Es ist auch so, dass die Leute, die hier etwas machen, zuerst die Galen, die Musikästhetik oder das dahinter liegende Konzept kennen lernen und daraufhin dann selbst spielen wollen. Es ist also nicht so, dass wir irgendwelche Anfragen von Bands bekommen, ob sie dort spielen dürfen. Wir verfolgen da ganz einfach eine andere Musikästhetik.

 

 

Wie setzt sich das Publikum bei den Galen zusammen; sind da vorwiegend die Mitglieder plus deren Bekannte anwesend oder ist das doch eher offen gehalten und zieht einen breiteren Publikumskreis an?

Peter Kutin: Am Anfang war es schon ein ziemlich geschlossener Kreis, der da immer anwesend war, aber im letzten Jahr hatten wir eigentlich schon immer so 40 bis 80 Zuschauer. Da war das Publikum – neben dem Stammpublikum, das natürlich auch immer anwesend ist – doch schon ziemlich gemischt.

Tim Blechmann: Von den Gesichtern her kennt man bei den Galen mittlerweile gut ein Drittel. Dann gibt es noch ein paar Leute, die einfach so vorbei kommen, ein oder zwei Mal, und wenn es ihnen gefällt, vielleicht auch öfters. Das finde ich auch sehr gut an diesen Veranstaltungen, dass man nicht immer die gleichen fünf Leute sieht, die dort hin kommen und immer die gleichen Sachen hören wollen.

Ist der Eintritt gratis oder verlangt ihr etwas?

Peter Kutin: Eintrittspreis ist drei Euro. Es lief auch lange das Prinzip “pay as you wish”, aber das können wir nicht mehr länger machen und so haben wir diesen Preis festgelegt.

Tim Blechmann: Wir konnten das nicht mehr länger machen, weil das Haus dieses Konzept nicht erlaubt hat.

Prinzipiell, wenn ihr die räumlichen Möglichkeiten dazu hättet, würdet ihr es also schon lieber ohne konkret festgelegten Preis machen?

Tim Blechmann: Ja, im Prinzip finde ich, dass “pay as you wish” das beste Konzept ist. Nachdem wir ohnehin kaum vom Eintrittsgeld abhängen, ist es aber auch egal, ob wir jetzt drei oder fünf Euro verlangen.

Auf eurer Homepage sind auch jede Menge CDs zu finden. Macht ihr das rein vertriebsmäßig oder geht das schon eher in Richtung Label?

Peter Kutin: Das ist so ein Pool von Leuten, die ihre CDs bei verschiedenen Labels releasen. Um diese irgendwie zu featuren, stellen wir sie auch auf die Seite, aber wir arbeiten jetzt nicht als CD-Vertrieb oder ähnliches. Das ist einfach nur zur Orientierung gedacht für Leute, die sich die Homepage anschauen. Die können dann sehen, mit welchen Musikern wir öfters etwas machen und was diese schon heraus gebracht haben.

Ambitionen in Richtung Label gibt es also bei euch keine?

Tim Blechmann: Mir wäre jetzt noch nichts bekannt.

Könntest du dir das vorstellen?

Tim Blechmann: Eigentlich nicht. Ein Label zu machen ist glaube ich etwas Anderes, als Konzerte zu veranstalten. Ich weiß auch nicht, ob es bei uns überhaupt jemanden geben würde, der Zeit aufwenden wollte, so etwas zu starten. Man würde dann auch eine fixe Richtung brauchen, in die das Label gehen soll. Bei Konzerten ist das alles etwas offener – da können auch mal ein oder zwei Veranstaltungen dabei sein, die in eine andere Richtung gehen.

 

 

In welchen Zeitabständen finden diese Galen statt – regelmäßig, oder soweit eben Bedarf besteht?

Tim Blechmann: Derzeit finden die Galen ungefähr einmal im Monat statt. Im August und September war quasi Sommerpause, aber jetzt finden die Veranstaltungen wieder regelmäßig statt. Im Frühjahr hatten wir auch in Graz bei der Diagonale drei Tage, wo wir ein entsprechendes Programm gestalten konnten. Etwas Ähnliches wird es jetzt im November vielleicht wieder geben, aber das wissen wir noch nicht genau. Fix sind jedenfalls vorerst die regelmäßig im Wiener Konzerthaus stattfindenden Galen, einmal im Monat. Ich glaube, das ist die richtige Frequenz, um eine gewisse Veranstaltungshäufigkeit zu haben, das Ganze sich dabei aber nicht langsam tot läuft.

Daniel Lercher: Ein wichtiger Aspekt bei den VELAK-Galen ist auch, dass sie nicht an einen bestimmten Ort gebunden sind. Wir versuchen immer, die Veranstaltungen an verschiedenen Orten zu machen, wie eben beispielsweise jetzt in Graz oder im DieTheater und Fluc, wo wir vor dem Konzerthaus waren. Für den Raum dort haben wir uns entschieden, weil er einfach optimal für unsere Zwecke nutzbar ist. Es ist uns aber sehr wichtig, dass das Ganze unabhängig bleibt.

Versucht ihr auch, die Galen vermehrt aus Wien ein wenig auch hinaus zu bekommen?

Tim Blechmann: Genau. Im letzten Jahr sind auch schon mehr Leute von außerhalb, nicht nur aus den Bundesländern, sondern auch aus dem Ausland, bei den Galen dabei gewesen und sind dort aufgetreten. Wir wollen das Ganze einfach mehr öffnen und auch die Kommunikation, beispielsweise zwischen Wiener und Grazer Szene, verstärken.

Habt ihr auch abseits von Graz bereits Räume im Auge, die für euch bespielbar wären?

Tim Blechmann: Noch nicht. Es ist aber auch nicht so, dass wir explizit schauen, wo wir etwas machen können und dann als Gruppe dort hin fahren. Vielmehr machen die einzelnen Leute eigenständig Konzerte, weil für die ganze VELAK etwas zu machen, würde dann gleich bedeuten, für 5 bis 20 Leute etwas aufzustellen. Es ist einfacher, so etwas selbst zu organisieren, denn so wirklich auf Vereinsebene würde das glaube ich nicht funktionieren.

Wann finden die nächsten Galen statt?

Peter Kutin: Die nächste ist am 14. Oktober im Konzerthaus und die am 13. November findet ebenfalls dort statt.

Ist schon mal angedacht worden, beispielsweise einen Live-Mitschnitt einer Gala zu veröffentlichen?

Peter Kutin: Wir haben uns überlegt, vielleicht einmal einen Sampler mit Live-Mitschnitten zu machen. In welcher Form das passieren wird, kann ich aber jetzt noch nicht sagen.

Wie geht es bei VELAK jetzt programmmäßig weiter?

Peter Kutin: Ab nächstem Jahr starten hier unten im Raum Recording Sessions, bei denen vier Musiker aus Instrumental- und Elektronik-Kreisen zusammen verschiedene Sets spielen werden. Diese werden auch im Mehrspurverfahren aufgenommen und den Musikern zur Verfügung gestellt, die sie dann releasen oder für sonstige eigene Zwecke verwerten können.

Abschließend möchte ich aber noch erwähnen, dass wir, die jetzt das Interview gegeben haben, nicht irgendwie als Hauptvertreter oder Ansprechpartner von VELAK anzusehen sind, die sich mit sämtlichen Anfragen beschäftigen.

Danke fürs Interview.

Nächster Termin:
14. Oktober_v´elak-gala #36_brut/konzerthaus

 

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