mica-Interview mit Well

Im Jänner 2013 hat die Wiener Band Well ihre Debüt-CD veröffentlicht, „Done“ ist auf dem steirischen pumpkin-Label erschienen. Weltstars wollen die vier MusikerInnen nicht mehr werden, sondern eine demokratische Band bleiben. So präsentiert sich Well im Interview als musikalisches Kollektiv, das am Boden geblieben ist und genau deshalb mit Lockerheit agieren kann. Das Gespräch führte Jürgen Plank.

Warum ist es gut, mit dieser Band zu spielen?
Alex: Das Angenehme bei Well ist, dass wir vier in irgendeiner Form auch Songwriter sind. Es ist nicht so, dass eine Person einen fertigen Song bringt, sondern so, dass alle Lieder miteinander erarbeitet werden. Speziell finde ich es super, dass jemand am Schlagzeug sitzt, der auch Gitarre spielen kann.
Christoph: Für mich ist die Band als Ausgleich zur Arbeit wichtig und es ist extrem angenehm, mit den anderen zusammen zu arbeiten. Ich kann die Worte von Alex nur unterstreichen: Wir sind ein kreatives Kollektiv, in dem nicht einer besonders dominant ist und in dem die anderen hinterher hecheln, sondern wir stehen alle auf einer Stufe.

Ihr habt vor kurzem eure Debüt-CD veröffentlicht, wie war die Arbeit daran?

Suzi: Wir haben relativ lange dafür gebraucht, das lag auch daran, dass ich zwischendurch schwanger geworden bin. (lacht) Während der Schwangerschaft habe ich sogar noch Bass gespielt. Die Lieder sind schon relativ alt, wir haben immer wieder daran herum gefeilt. Daraus haben wir etwas gelernt für die nächste CD. Wir haben insgesamt mehr als zwei Jahre daran gearbeitet.

Alex: Es gab in diesem Arbeitsprozess zusammengefasst eine Schwangerschaftspause, eine Diplomarbeitspause und eine Diplomprüfungslern-Pause. Und alle diese Unterbrechungen haben wir zum Aufnehmen genützt. Ursprünglich wollten wir nur eine Demo-CD mit vier Liedern aufnehmen, wir haben alle das Equipment zum Aufnehmen und haben an diversen Orten aufgenommen, vom Proberaum bis zum Schlafzimmer. (lacht)

Ihr habt verschiedene Hintergründe als MusikerInnen, einer heißt Echophonic, ein anderer war eine Band namens Soda.
Alex: Ich war von Anfang an bis zum Jahr 2006 bei Echophonic dabei. Lustig ist, dass unsere Geschichte noch in die Zeit vor Echophonic zurück reicht. Denn Echophonic ist aus einer Band namens Wurdelak entstanden. Und Soda und Wurdelak haben öfters miteinander gespielt und irgendwie ist der Kontakt nie abgerissen. Da gab es gemeinsame Konzerterlebnisse, wir haben in irgendwelchen Jugendzentren in ganz Österreich gespielt und beim Tontechniker am Fußboden geschlafen. Wir haben einander also nie aus den Augen verloren und wir haben einander wieder getroffen, als ich frisch bei Echophonic ausgestiegen war.

Alex hat eben die Band Soda angesprochen, wie war es bei Soda?

Tibor: Das, was mir an Well gut gefällt, nämlich eine gewisse Lockerheit, ist irgendwann durch Ambitionen und jugendlichen Übermut verloren gegangen. Und so ist Soda auseinander gebrochen. Aber frei nach dem Motto: Mit Musik geht es nicht, ohne Musik auch nicht, habe ich irgendwann beschlossen, dass ich wieder Musik machen möchte. Dann war ich bei Christophs Band Perm kurz dabei, dort hat ein Bassist gefehlt und ich habe Suzi angerufen und sie hatte dieselben Symptome wie ich – und daraus ist dann in weiterer Folge die Band Well entstanden.

Bei Vorläuferbands interessiert mich immer auch, woran Bands scheitern. Warum hat das Projekt Perm nicht geklappt?

Tibor: Das hat in erster Linie zwischenmenschliche Gründe gehabt. Aber es gab auch kreative Differenzen. Wir waren da nicht ganz auf einer Wellenlänge und die Art zusammen zu arbeiten hat nicht ganz funktioniert.

Was braucht es also für eine funktionierende Band?
Christoph: Aus meiner Sicht – und ich glaube das ist auch für die anderen so – sollte sich alles möglichst auf einem Niveau abspielen. Denn sobald einer andere Ambitionen hat und mehr Zeit investieren möchte, passt das nicht mehr. Wir sind alle berufstätig und sind von der Zeit her eher eingeschränkt, aber so treffen wir einander auf einem guten Niveau und wir sind von der Wellenlänge und auch von der Musikrichtung her auf einer Linie. Wir ergänzen einander sehr gut und das macht das Komponieren und Entwickeln von einzelnen Nummern extrem spannend und ich glaube, das ist uns auf dieser CD sehr gut gelungen. Jede Nummer hat ihren eigenen Charakter, wir haben also nicht vierzehn Nummern produziert, bei denen eine die andere kopiert.
Alle nicken.

Alex: Schön gesagt. (lacht)

Damit noch ein Mal zu eurer CD: Ich habe bei den Liedern eine Mischung aus 80ies-Indie-Pop, Americana und Synthie-Pop herausgehört. Könnt ihr damit etwas anfangen?

Alex: Das stimmt sicher, das ist Teil unserer musikalischen Sozialisation über die Jahrzehnte. Zu Christoph möchte ich noch ergänzen, dass wir das alles schon durch haben, sowohl die Weltstarambitionen als auch die Idee, man müsste unbedingt cool sein und deswegen müsste jetzt die Musik klingen wie die österreichische Antwort auf irgend etwas. Das kommt bei Well einfach nicht mehr vor, wir machen einfach das, was uns taugt und was wir können und haben nicht den Zwang, irgendetwas erreichen zu müssen. Der einzige Qualitätsanspruch ist, dass die Musik uns gefallen muss und das ist ein großer Vorteil von Well.

Wenn dich jemand fragt, Suzi, wie beschreibst du eure Musik?

Suzi: Ich hätte uns eher mehr in Richtung Indie-Pop beschrieben, wir sind sehr gitarrenlastig. Es ist einfach eine Mischung, die aus der Sozialisation heraus entstanden ist. In so eine Produktion fließen verschiedene Stimmungen und Alltagsempfindungen ein, oder auch das, was man so mit sich herum trägt – unaufgearbeitete Dinge können sich in der Musik auch widerspiegeln. Natürlich unterliegt man gewissen Einflüssen, aber ich könnte für mich jetzt keine musikalische Richtung definieren.

Suzi schreibt die Texte, reden wir über das Lied “Mindflowers are bliss”, das mir gut gefällt. Worum geht es dabei?
Suzi: Man könnte sehr viel hineininterpretieren, das ist so üblich bei meinen Texten. Es geht um Verkopftheit und das Gegenteil davon. In einer relativ verkopften Gesellschaft, in der alles logisch und sachlich betrachtet wird, nimmt das Gefühlsleben vor allem bei mir eine sehr starke Rolle ein. Ich wollte das mit diesem Lied hervorheben, ich wollte einfach den Gegenpol aufzeigen.

Alex hat vorhin gemeint, ihr wollt keine Weltstars mehr werden. Aber welche Ziele habt ihr als Band?
Tibor: Das ist eine gute Frage. Das Projekt hat im Proberaum angefangen und war eigentlich ambitionslos, außer mit der Ambition Musik zu machen. Nach und nach haben wir Lieder produziert und irgendwann, wenn du zehn bis zwölf Nummer hast, trittst du dann mal auf. Irgendwann hast du das Programm dann ein paar Mal live gespielt und fragst dich, was ist eigentlich mit den alten Nummern und dann nimmt man sie auf, um sie ablegen zu können. Und jetzt machen wir mit den nächsten Nummern weiter und so sind wir schon in diesem Rad des Musikmachens drinnen. Was als nächstes kommt? Wir wollen viel live spielen, weil wir uns in den letzten Jahren eher rar gemacht haben.

Suzi: Schön ist, wenn man die Musik live präsentieren kann und Anklang findet. Reaktionen zu bekommen und zu sehen, dass etwas empfunden wird bei Auftritten. Ich bin sehr stolz auf diese Platte, es ist nicht nur etwas zum Ablegen, woran man sich gerne erinnert.

Wie waren bisher die Reaktionen auf die CD?
Christoph: Wir haben einen Release-Gig im B72 gespielt und das Feedback bisher war durchaus positiv. Wir freuen uns über jedes Feedback wie kleine Kinder. (Band lacht) Ich kann mich erinnern, dass wir vor dem Auftritt zusammen gestanden sind und wir haben eine erste Rezension gelesen und uns darüber gefreut. Das motiviert ganz einfach. Ich bin selbst gespannt auf weitere Reaktionen, aber ich habe das Gefühl, dass es ganz gut läuft.

Alex: Obwohl man publikumsmäßig wieder bei Null anfangen muss, wenn man so lange weg war.

Nutzt ihr zum Aufbau eines neuen Fankreises auch die neuen Medien?
Tibor: Ja, wir versuchen natürlich facebook und myspace zu nutzen. Privat bin ich facebook-Verweigerer, aber für die Band ist es ein recht praktisches Kommunikationsmittel. Wir bauen langsam eine Gefolgschaft auf, es tröpfelt langsam dahin, aber es steigt stetig. Beim Gig im B72 waren schon mehr Besucher da. Jeder Kommentar und jedes “Like” ist natürlich super, man freut sich dann wirklich wie ein kleines Kind. (Band lacht)

Wie soll es weiter gehen mit Well?
Suzi: Das tolle musikalische Verhältnis möchte ich aufrechterhalten, in einem demokratischen Stil, wie bisher. Ich würde mir sehr wünschen, dass das so bleibt. Ich glaube das ist die Basis für alles und alles Weitere kommt dann von selbst.

Well sind:
Suzana Canji: Stimme, Bass
Alexander Grabenhofer-Eggerth: Gitarren, QChord, Backing Vocals
Christoph Fehringer: Gitarren, Backing Vocals
Tibor Tarcsay: Schlagzeug, Backing Vocals

Well: “Done” (pumpkin/Trost)
Live: Do 21.02.2013: Schutzhaus Zukunft, Verlängerung Guntherstraße, 1150 Wien, 20h
 

Fotos Well: Christine Esslbauer

 

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