Die heimische Musiklandschaft elektronischer Provinienz ist aktiv wie schon lange nicht mehr, sieht man sich diverse Crews an, die jedes Wochenende eine Party nach der Anderen dem interessierten Publikum kredenzen oder die zahlreichen Acts, Labels und DJs, die teilweise auch international einiges an Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Pratersauna, einerseits Social Life & Art Space und andererseits ein fixer Anziehungspunkt für das ausgelassene Wiener Partyvolk, hat dies nun schon bereits zum zweiten Mal zum Anlass genommen und präsentiert den ganzen April über das Austrian Artist Festival. Darüber hat Peter Balon kurz mit Stefan Hiess, ein Teil des Betreiberduos der Pratersauna, gesprochen.
Vom 01. – 30. April geht bei euch zum zweiten Mal das Austrian Artist Festival über die Bühne. Wie kam die Auswahl der Künstler zustande?
Das “Festival” zieht sich über den gesamten April. Die Auswahl der Künstler haben zum Teil wir selbst übernommen und beruht somit auch auf unseren persönlichen Präferenzen, den anderen Teil haben Veranstalter von uns beigesteuert. Bei der Auswahl des nationalen Bookings wird einem erst klar, wie viele gute nationale Acts wir eigentlich haben. Umso mehr tut es uns leid, dass wir bei weitem nicht alle unterbringen konnten. Vielleicht ergibt sich im nächsten Jahr eine Zusammenarbeit mit einem weiteren Club. Das würde uns sehr freuen!
In eurer Presseankündigung schreibt ihr, dass das AAF auch ein Statement gegen die Ausländersteuer ist, sowie gegen überhöhte Bookingfees für internationale Acts. Habt ihr längerfristig noch weitere Aktionen geplant bzw. habt ihr vor, euch mit anderen Clubs zusammenzuschließen, um den Protest noch ein stärkere Stimme zu geben?
Wir sprechen immer wieder mit anderen Clubbetreibern darüber. Leider wissen wir auch, dass man in Österreich diesbezüglich “gegen Windmühlen kämpft”, obwohl die “Ausländersteuer” kein EU weiter Standard ist. 20-25% jeder Gage gehören dem Fiskus. Was die hohen Gagen betrifft: Gerade eben gab es einen Artikel im Standard dazu (Link: http://derstandard.at/1363707532317/Absurde-DJ-Gagen-zerstoeren-den-Markt), der die Umstände ganz gut erklärt. Es ist schlimm, dass es nicht mehr um den Künstler an sich geht, sondern dass Acts wie Aktien gehandelt werden – denn genau das passiert!
Wir sind deshalb dazu über gegangen, die wirklich teueren Acts fast ausschließlich unter der Woche zu buchen, weil sie anders einfach nicht leistbar bzw rentabel sind. Das ist sehr schade, aber es geht einfach nicht anderes. Daran wird wahrscheinlich auch eine gemeinsame Initiative aller Österreichischen Clubs nicht viel ändern, solange England, Ibiza oder Amerika solche Gagen zahlt. Allerdings gibt es auch hier Ansätze, denen wir nachgehen. Lassen wir uns überraschen, was die Zukunft bringt.
Wenn wir noch kurz beim Thema bleiben. Betrachtet man die Kosten (Bookingfees, Gagen, Steuern, Gastro, Personal, Miete), die entstehen, um einen veritablen Clubabend zu bestreiten, bleibt letzten Endes beim Veranstalter bzw. Clubbetreiber ja nicht mehr viel hängen. Und Darüber hinaus ist es ja auch nicht gerade einfach, beim Publikum ein Bewusstsein für diese Problematiken zu schaffen. Meine Frage: Warum tut man sich das eigentlich alles an?
HAHAHAHA. Ja, da hast du absolut recht! Auch wenn das den meisten Menschen nicht bewusst ist! Da wir beides sind, Veranstalter und Clubbetreiber kann ich ein (Trauer)Lied von beidem singen. Zum Veranstalter sei gesagt: Die meisten Veranstalter machen das (zumindest am Beginn) aus Liebe und Leidenschaft heraus.. Da geht es nicht um Geld. Es ist für die Meisten etwas, dass sie nebenbei machen. Sobald es ein “Muss” wird und man davon leben will/muss verliert das Ganze leider etwas an Liebe und Leidenschaft, weil man nunmal ans Geld denken muss. Das ist das System, in dem wir leben. Natürlich sind dann aber auch immer wieder ein/zwei Events dabei, bei denen etwas hängenbleibt. Ähnlich wie ein Aktiengewinn, oder eine Welle, die man erwischt und steht. Deshalb macht man weiter..
Unterm Strich kenn ich aber kaum jemanden, der damit wirklich viel Geld verdient oder verdient hat. Zumindest nicht in unserem Segment. Bei Champagner Parties an der Cot d’azur sieht das womöglich anders aus. Was den Club betrifft, verhält es sich ähnlich. Das ist ein Traum, den man sich erfüllt. Und selbst wenn es manchmal super mühsam und sehr stressig ist. Ich würde nicht mehr zurück an einen Schreibtisch wollen und einen 9 to 5 Job für irgendeine Firma verrichten. Wegen Geld kann man das nicht machen. Wir haben beide früher besser verdient, als wir das jetzt tun – auch wenn das die Leute einfach nicht glauben wollen. Aber zumindest tun wir jetzt etwas, dass in unseren Augen Sinn macht und wir “erschaffen” etwas das von Dauer ist und vielen Leuten Spass bereitet. Das ist viel mehr Wert als jedes Geld der Welt! Geld ist nicht mehr als Mittel zum Zweck.
Habt ihr eventuell nächstes Jahr vor, dass AAF auszuweiten, Sprich Panels und/oder Workshops abzuhalten oder soll es bei den Klubabenden bleiben?
Ja. Wir vorher schon erwähnt.. Wir würden es von Jahr zu Jahr gerne mehr ausbauen. Vielleicht auch andere Musikbereich (zb HipHop) einbinden, aber auch die Dinge, die Du gerade angesprochen hast.. In Österreich dauert alles immer ein bisschen länger 🙂 Leider haben wir eine sehr eigene, etwas schwierige Mentalität im Land und Künstler müssen es zuerst mal im Ausland schaffen, bevor sie in Österreich ernstgenommen werden. Irgendwie blockieren wir uns selbst ein bisschen. Aber es bröckelt… Wenn auch sehr langsam.
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