mica-Interview mit Monobrother

Es passiert nicht jeden Tag, dass man ein Rapvideo im Netzkanal der Wahl sieht und von der Wortgewalt sofort mitgerissen wird. Dem Autor dieser Zeilen passierte das vor einigen Wochen mit „Modernisierungsverwirrter“ vom Wiener Rapper Monobrother. Der atemlose Flow, mit dem er da die immer größer werdenden Anforderungen und die immer kleiner werdenden Chancen der Generationen Praktikum und Prekariat auf den Punkt bringt, zieht die Hörer ordentlich in seinen Bann. Zum Glück fällt das dazugehörige zweite Album „Unguru“ im Vergleich überhaupt nicht ab, sondern kombiniert klassisches Wiener Granteln mit großen Reflektionen und lustigen Anekdoten. Im Interview mit Stefan Trischler erzählt Monobrother unter anderem über seine Anfänge!

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Monobrother:
Eigentlich bin ich aus Wien, bin ein Wiener Kind, hier geboren und aufgewachsen. Mein Stiefvater ist dann berufsbedingt ins Mostviertel gezogen und da kam ich als Zehnjähriger gezwungenermassen mit. Mit 20 bin ich wieder zurückgezogen und dann hat das Rap-Getue angefangen. Mit 22 habe ich dann „Haschgiftspritzer“ veröffentlicht, jetzt bin ich 27 und hab das zweite Album draussen.

Das Album wirkt über weite Strecken recht grantig und manchmal auch wütend…

Monobrother: Der Unguru ist eben das Gegenteil von einem Guru! Es ist ein Zeitgeist-lynchendes Album und „Unguru“ ist eben wieder eine Wortschöpfung, so wie „Haschgiftspritzer“. Ein Guru ist ein wegweisender Mensch, der einem von Werbeplakaten entgegenstrahlt – und das verkörpere ich eben nicht so.

Du bietest auch nicht unbedingt bessere Alternativen an, oder?

Monobrother: Vielleicht auf dem nächsten Album! (lacht)

Stand der Titel „Unguru“ schon als Konzept am Anfang der Albumproduktion?

Monobrother: Überhaupt nicht, den habe ich mir im Zuge des Prozesses überlegt, weil es wirklich ein sehr pessimistisches und schwarzmalerisches Album ist. Da musste ich mir einen passenden Titel dazu überlegen – und der war’s!

„Unguru“ ist die erste Veröffentlichung des neuen Wiener Labels Honigdachs – wer steckt dahinter?

Monobrother: Wir wollten es eigentlich zuerst „honey badger“ nennen, aber das war dann wieder zu HipHop, zu aggressiv. Dann sind wir auf Honigdachs gekommen. Es brauchte eine Plattform, die das Geschäftliche irgendwie in die Hand nimmt. Bei Honigdachs sind jetzt Teile von BoomBoKKz dabei, die Wienzeile, ich und die Decktales – und wir versuchen das Ganze gerade zu etablieren.

Der erste Vorgschmack aufs Album war „Modernisierungsverwirrter“, eine präzise beobachtete Anti-Hymne an unsere Zeit, wo man für’s unbezahlte Praktikum schon drei Doktorate vorweisen können sollte. Hast du da einschlägige Erfahrungen gesammelt?

Monobrother: Mit Praktika weniger, aber man schlägt sich halt mit halblustigen Studentenjobs durchs Leben: Viel stehen und wenig verdienen – trotzdem sehr strapaziös alles. Also ich kann auf jeden Fall hinter der Nummer stehen!

Man hört auf einigen Tracks auch kurze Schnipsel aus Austropop-Songs. Waren die eher als Samples interessant oder reflektiert das einen gewissen Einfluss auch auf deine Texte?

Monobrother: Das waren eher „nur“ Sample-Quellen, mit Ambros oder Fendrich konnte ich zum Beispiel noch nie soviel anfangen, eher noch mit Danzer. Aber das war auch keine große Inspiration für meine Raps.

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Was sind dann deine musikalischen Einflüsse?

Monobrother: Zur Zeit auf jeden Fall die High Focus Partie, also Leaf Dog, Fliptrix und Edward Scissortongue aus England. Lunar-C sind auch dope Schädln. Hiob aus Berlin ist auch einer meiner Favorites. Ich bin aber eher über österreichischen Rap selbst zum Rappen gekommen: Markante Handlungen und Kamp waren sicher Inspirationen – österreichischen Rap habe ich eigentlich am Meisten gehört!

Es gibt auf dem Album auch einen Song zum Thema Fußball mit dem Namen „Ilco #24“, was sich wohl auf Ilco Naumoski vom SV Mattersburg bezieht – bist du Mattersburg-Fan?

Monobrother: Nein, überhaupt nicht. Ich bin auch kein Ilco-Fan. Aber er ist eine der wenigen Figuren die für mich in der österreichischen Bundesliga noch für Entertainment sorgen. Er trägt sein Innerstes noch nach Aussen, ganz unverblümt! Wenn sich  Kevin Kampl aus 35 Metern ein Herz nimmt und ins Kreuzeck abzieht, dann habe ich nichts davon. Aber wenn Ilco Naumoski einen dreimal abgefälschten Freistoss ins Tor spitzelt und dann zur Osttribühne (des Wiener Horr Stadions, Anm.) rennt und 4.000 Leuten den Mittelfinger zeigt, dann beweist das Charakterstärke. Er passt zum „Unguru“, weil das halt eine Ode an die Antihelden ist.

Man merkt, du verfolgst die Bundesliga ziemlich genau…

Monobrother: Auf jeden Fall! Ich bin seit ich 6 bin, ein Violetter, und seit 10 Jahren Austria-Abobesitzer und gebe mir den Spaß Jahr für Jahr – keiner weiß, warum! (lacht) So habe ich dann auch viermal im Jahr mit Ilco Naumoski zu tun…

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Fotos: Hannes Buchinger

http://monobrother.bandcamp.com/album/unguru
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