mica-Interview mit Michael Bruckner-Weinhuber

Der Gitarrist Michael Bruckner-Weinhuber spielt am 16. Juli 2011 mit seinem neuen Musikprojekt Attosphere im Rahmen des Festivals Glatt & Verkehrt. Ein Duo-Projekt betreibt er gemeinsam mit der aus Slowenien stammenden Maja Osojnik, zudem ist er Begründer der Gruppe Zur Wachauerin und seit einigen Jahren Teil der Band Nifty’s. Im mica-Interview erzählt der Vielbeschäftigte von seinen Lehrjahren, warum ihm Tourneen Spaß machen und von Robert Schumann. Das Interview führte Jürgen Plank.

Wie ist dein musikalischer Werdegang?
Ich habe mit sechs Jahren begonnen, Gitarre zu spielen und habe mich dann in der Musikschule dahin gewurschtelt, bis ich mit ungefähr elf Jahren genauer kommunizieren konnte, was ich eigentlich spielen will. Ab diesem Zeitpunkt ist es dann losgegangen. Ich habe dann mit Martin Hofstätter gemeinsam meine erste Band gegründet, mit dem ich auch später Klanginstallationen gemacht habe. Aus der ersten Band hat sich im Alter von 15 Jahren eine größere Formation gebildet – da waren wir zu fünft – und die war beeinflusst von experimenteller, psychedelischer Popmusik. Dann ist der Einfluss von Jazz immer mehr dazu gekommen. Im Alter von 17 Jahren habe ich im Club “That’s Jazz” in Stein an der Donau regelmäßig Sessions gespielt, zwei Mal pro Woche.

Wie ist es dann weiter gegangen?
Nach dem Zivildienst bin ich nach Linz gegangen und habe dort studiert, ein pädagogisches E-Gitarren-Studium. Dort habe ich großartige Musiker kennen gelernt, mit denen ich seitdem spiele, einer meiner wichtigsten Partner ist der Fabian Pollack, der ein Jahr nach mir zu studieren begonnen hat. Nifty’s wurde von ihm initiiert, die Band gibt es seit 1999 und ich bin seit 2004 dabei. Die andere Band, in der wir schon lange zusammen spielen, heißt “Zur Wachauerin”, die von mir initiiert wurde. Außerdem habe ich damals noch Bernhard Breuer und Gigi Gratt kennen gelernt und ich habe tolle Lehrer wie Andi Schreiber gehabt.

Du spielst am 16. Juli im Rahmen des Festivals Glatt & Verkehrt in Krems, was wird es dort zu hören geben?
Das ist mein neuestes Projekt, das Ensemble trägt den Namen “Attosphere”, das bezieht sich auf die Maßeinheit Atto, das ist 10 hoch minus 18. Atto heißt achtzehn. Unser Anliegen ist es möglichst tief und fein in die Strukturen von Musik hinein zu spüren und zu hören. Quasi aus diesem Kleinsten heraus Klänge zu entwickeln und hörbar zu machen, die vielleicht sonst untergehen und nicht gehört werden. Das Programm hat zwei Schwerpunkte, ein Schwerpunkt sind neue Interpretationen von Schumann-Liedern. Die Sängern Julia Noa Fischer und ich haben vor drei Jahren begonnen, uns mit den Schumann-Liedern zu beschäftigen und seitdem entwickeln wir diese Auseinandersetzung beständig weiter und jetzt sind wir bei den Kompositionen und Stimmungen wirklich angekommen.

Wer ist da noch dabei?

Neben der Sängerin Julia Noa Fischer ist da noch an der Geige Andreas Schreiber, am Kontrabass Matthias Pichler und ich an der E-Gitarre. Der zweite Fokus von Attosphere ist auch stark mit Schumann und der Natur verbunden, denn die Texte haben immer einen starken Naturbezug und Naturbilder. Für Glatt & Verkehrt habe ich die Einladung bekommen, in der Minoritenkirche diesen Abend zu gestalten und dieses Projekt war für mich sehr nahe liegend.

Welche Idee steht dahinter?
Die Idee dahinter ist, dass heute immer stärker Musik und Natur einen Stellenwert einnehmen, der früher durch Religion und Politik abgedeckt war. Auf dieser Ebene gibt es Untersuchungen von einer unserer PartnerInnen, von Angelika Hagen, die Ethnologin und Musikerin ist und groß angelegte Untersuchungen dazu gemacht hat. Das ist bei diesem Projekt unser Theorie-Überbau. Die Natur und die Musik werden in diesen Kirchenraum gebracht und der ganze Abend kreist um die Themen Natur, Musik und Individuum.

Du hast heuer gemeinsam mit Maja Osojnik nicht nur bei den Platzkonzerten im WUK, sondern auch in New York gespielt. Wie wichtig ist es für dich aus Österreich heraus zu kommen?
Herrlich ist das. (lacht) Dieses Jahr war relativ intensiv, was das Reisen betrifft. Das hat im Februar begonnen mit einer Reise nach Korea. Danach waren Maja Osojnik und ich eben in New York und vor kurzem bin ich auch in Serbien, Rumänien und Deutschland bei Festivals gewesen. Ich finde mit der Musik zu reisen, ist eine der spannendsten Arten zu reisen, weil ich viel schneller in interessante Städte und an interessante Punkte und Leute komme, als ich es in meiner Weise als Tourist jemals geschafft hätte – und das genieße ich wirklich ungemein, das ist toll.

16.7. Klangraum Krems Minoritenkirche, Glatt & Verkehrt, 20h

Fotos © Rania Moslam

http://www.bruckner-weinhuber.at
http://www.glattundverkehrt.at