Nach längerer Aufnahmestudio-Abstinenz der Band Jakuzi’s Attempt und einigen Besetzungswechseln ist vor kurzem mit der EP „III“ der langersehnte Nachfolger zum selbstbetitelten 2006er-Werk erschienen. Im Interview mit Michael Masen spricht Jakuzi’s Attempt Sänger und Gitarrist Markus Steinkellner über die neue EP, Lineup-Rochaden und Zukunftspläne der Band.
Am 13. April ist eure neue EP erschienen. Wie lange haben die Arbeiten daran gedauert?
Unsere letzte Veröffentlichung ist schon etwas länger her, das war bereits im Jahr 2006. In der Zwischenzeit haben wir recht viel live gespielt, einige Besetzungswechsel hinter uns gebracht und auch immer wieder mal neue Sachen im Proberaum entstehen lassen. Wirklich gut arbeiten und proben konnten wir allerdings dann wieder nach dem letzten Besetzungswechsel, der vor ungefähr ein- bis eineinhalb Jahren stattgefunden hat. Und jetzt haben wir uns eben vorgenommen, endlich mal ein neues Dokument unseres Schaffens vorzulegen, das auch der Vorbote zu einem kommenden Album ist.
Was waren die Gründe für die häufigen Besetzungswechsel?
Das waren ganz verschiedene Probleme einzelner Bandmitglieder. Ein ganz klassisches Hin und Her eben. Eine Band ist halt schon so eine ganz eigene in sich geschlossene Welt. Wenn Menschen aus was für Gründen auch immer da nicht mehr so mithalten können und wollen, es nicht mehr so gut funktioniert, dann muss man irgendwie die Konsequenzen aus einer solchen Situation ziehen.
Wer ist jetzt noch von der Anfangsbesetzung bei Jakuzi’s Attempt involviert?
Begonnen haben wir die Band zu viert. Zwei von den Gründungsmitgliedern, Sänger Hannes Kassar und Bassist Sancho Holper, sind aber mittlerweile ausgeschieden. Mit Sancho habe ich auch bereits vor Jakuzi’s Attempt gemeinsam in einer Band gespielt und am längsten überhaupt mache ich mit unserem Schlagzeuger Martin Pfeiffer Musik. Wir haben schon vor zehn Jahren zusammen gespielt, dann eben ab 2004 auch bei Jakuzi’s Attempt, wozu auch bald der Hannes gestoßen ist, da er zum damaligen Zeitpunkt gerade aus einer anderen Band ausgestiegen war. Für mich war das eine fantastische Zeit, weil alle dieselben musikalischen Vorstellungen hatten. Es lag das Gefühl in der Luft, dass wirklich alles richtig ist und gerade etwas ganz Tolles passiert. Insgesamt war das ein sehr intensives Jahr, das sehr viel zu unserer Entwicklung beigetragen hat: wir haben viel zusammen gespielt und geprobt, um die erste EP zu machen und um ein ganzes Live-Set zu erarbeiten.
Da sich Hannes neben dem Musikmachen auch noch mit recht vielen anderen Dingen beschäftigt, die auch sehr zeitraubend sind, hat er sich letztendlich überlegen müssen, ob er Jakuzi’s Attempt weiter machen kann oder nicht. Er hat sich schließlich dagegen entschieden, was im ersten Moment schon ein ziemlicher Schock war, da wir einen Monat später eine zweiwöchige Europatour hätten spielen sollen. Wir haben uns dann aber dazu entschlossen, zu dritt weiter zu machen und haben die Tour dann auch gleich als Trio gespielt. Einfach irgendjemanden dazu zu nehmen, hätte bestimmt nicht funktioniert. Und mit dem alten Bassisten haben wir uns später einfach auseinander gelebt.
Die heutige Konstellation ist vom Spielgefühl her jetzt fast wie eine völlig neue Band. Unser neuer Bassist, Philipp Kienberger, konnte zwar an dieser Tour leider nicht teilnehmen, aber die aktuelle EP stellt nun so etwas wie eine Art Zwischenbilanz der neuen Jakuzi’s Attempt dar.
Habt ihr auch bereits mehr Stücke geschrieben, als auf der EP zu hören sind?
Ja, wir wollten einfach nur nicht länger warten. Ein Album zu erarbeiten braucht schon mehr Zeit. Wir haben uns für die EP-Aufnahmen ohnehin einen ziemlichen Stress gemacht, der sich aber wirklich gelohnt hat und es gab auch eine tolle Zusammenarbeit mit Johannes Cap im Red Room Soundlabs Studio. Er hat uns bereits letztes Jahr mal angeschrieben, nachdem er ein Konzert von uns gesehen hat, ob wir nicht mal etwas zusammen machen wollen. Und tatsächlich haben wir es dann alle gemeinsam ins Studio geschafft und es hat vom Fleck weg super harmoniert: tolles Studio, super Soundqualität. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit der EP und so kann es jetzt gerne auch weiter gehen. Durch diese Aufnahmen ist außerdem die Motivation noch größer geworden, auch das Album bald einmal fertig zu bekommen.
Habt ihr die Stücke, die jetzt auf der EP zu finden sind nach irgendwelchen besonderen Kriterien ausgewählt, oder wurden einfach diejenigen genommen, die als erstes fertig waren?
Ersteres. Es ist schon unser Anspruch, etwas zu machen, das auch Sinn ergibt und nicht bloß eine Ansammlung von Nummern darstellt. Wir haben uns schon den Kopf darüber zerbrochen, wie da etwas aufgebaut wird und wie man etwas sich entwickeln lässt. Diesen Gedanken, diesen Anspruch wollen wir auch für das kommende Album weiter führen und deshalb ist es auch so zeitintensiv, die Nummern fertig zu machen. Aber auch für die EP haben wir uns selbst ein bisschen unter Druck gesetzt, indem wir uns vorgenommen haben, mit den Aufnahmen Anfang März fertig zu werden.
Wirkt sich diese Art von Druck ausschließlich positiv aus?
Für mich persönlich würde ich das auf jeden Fall bejahen. Wir haben uns diese Deadline ja schließlich auch selbst gesetzt. Es gibt kein großes Label, das uns dazu zwingt, zu einem gewissen Zeitpunkt etwas abzuliefern. Wir haben eine tolle Zusammenarbeit mit Wire Globe Recordings und mit den Leuten, die uns dort umgeben, sind aber dadurch zu überhaupt nichts verpflichtet. Deshalb müssen wir uns auch selbst die Deadlines setzen.
Wie kann man sich generell bei euch den Songwriting-Prozess vorstellen? Erarbeitet ihr von Beginn an alles gemeinsam oder habt ihr eine Art „Hauptsongwriter“?
Wir sind am liebsten gemeinsam im Proberaum, weil da einfach sehr viel entsteht. Das war schon in unserer allerersten Besetzung so und hat sich bis heute durchgezogen. Früher ist beispielsweise der Hannes mit halbfertigen Ideen seiner alten Band angekommen, die uns gefallen haben und die wir auch super in unsere gemeinsame Art des Musikmachens einbinden konnten. Die Proben sind wirklich sehr wichtig für uns, allerdings ist es nicht immer ganz einfach, zusammen zu kommen, weil wir nicht im selben Ort wohnen. Dadurch verzögert sich der ganze Prozess auch immer wieder ein wenig.
Das ist auch ein Grund, warum wir uns fixe Deadlines setzen, weil damit auch ein gewisser Druck vorhanden ist, wieder ordentlich zu proben. Aber das ist schon ok so. Wir sind jetzt endlich wieder eine Band, die gut funktioniert. Sowohl live als auch im Proberaum. Philipp, unser neuer Bassist, hat sich wirklich nahtlos ins Bandgefüge eingereiht und bringt auch immer wieder super Ideen mit ein. Es ist für uns wirklich ein großes Glück und eine große Bereicherung, ihn gefunden zu haben.
Für die Tour gemeinsam mit Zeni Geva ist er ja leider ausgefallen. Wie war das für euch, so kurzfristig auf einen Ersatzbassisten umsteigen zu müssen?
Dass Philipp für diese Tour ausfallen würde, haben wir zum Glück schon länger gewusst, so dass wir Anfang des Jahres bereits beginnen konnten, einen Ersatz zu suchen. Wir haben die Stelle quasi über das Internet ausgeschrieben, Myspace und solche Seiten. Das hat dann auch der Christian gelesen, der zufälligerweise auch in der Band eines mit uns befreundeten Schlagzeugers spielt, wobei ich ihn selber zuvor nicht persönlich gekannt habe. Er hat sich bei uns gemeldet, wir haben uns getroffen und es hat auf Anhieb gepasst. Dann haben wir lediglich drei oder vier intensive Sessions lang geprobt und er hatte alles drauf. Wir hatten mit Sicherheit ziemlich großes Glück, so schnell jemanden gefunden zu haben. Es hätte auch ganz anders kommen können und wir hätten Zettel über die ganze Stadt verteilen müssen.
Denkt ihr, dass es euch schwer fallen wird, nach dieser Tour wieder getrennte wegen zu gehen?
Keine Ahnung, aber es war von Anfang an klar, dass die Zusammenarbeit nur für diese Tour dauert bzw. weitere Konzerte im Mai (31. 05. im Rhiz) und Juni. Christian macht auch mit seiner richtigen Band, One Big Blooming Buzzing Confusion (http://www.myspace.com/onebigbloomingbuzzingconfusion), sehr intensiv Musik. Die sollte man sich auf jeden Fall vormerken. Wir wollen sie jetzt eh ein wenig dazu anstacheln, dass sie mehr live spielen. Normalerweise arbeiten die nämlich bevorzugt im Proberaum. Vielleicht wird Christian ja aber auch durch die Tour mit uns dazu motiviert, in Richtung Live-Engagement mehr Druck zu machen.
Eure aktuelle EP ist auf Wire Globe Recordings erschienen. War das die erste Zusammenarbeit mit diesem Label?
Nein, die Vinyl-Version unserer ersten EP ist auch bereits auf Wire Globe erschienen.
Wie seid ihr zu dem Label gekommen?
Die Idee, ein Label zu machen, ist während der ersten Phase von Jakuzi’s Attempt entstanden.
Bei Wire Globe handelt es sich also um euer eigenes Label?
Irgendwann einmal haben Hannes und ich in Graz den Csabi kennen gelernt. Ein junger, quirliger Mensch, der uns irgendwie gleich einmal sympathisch war. Der hat dann damit begonnen, für uns Shows zu booken und schließlich sogar eine dreiwöchige Europatour zu organisieren, ohne dafür besonders viele Kontakte gehabt zu haben. Er hat sich da einfach ein paar Monate lang reingehängt, Kontakte gesammelt und hergestellt und so sind wir dann bis hinauf nach Nordengland gekommen. Das war die erste Tourerfahrung mit der Band und wirklich sehr großartig.
Seitdem haben wir immer mit ihm zusammen gearbeitet und irgendwann hat er dann mal gemeint, dass er unsere Idee, ein Label zu gründen, in die Tat umsetzen möchte. Wir selbst waren ein bisschen zu chaotisch, um so etwas zu starten, aber er hatte durch seine Tätigkeit im Booking-Bereich bereits gute Vorstellungen. Es war zwar auch für ihn Neuland, aber er hat sich da einfach konsequent reingehängt und dann haben wir das halt gemeinsam probiert. Mit den heutigen Möglichkeiten geht das ja auch ziemlich gut, sich so etwas selbst aufbauen zu können, also dieses DIY-Prinzip umzusetzen. Momentan sieht es ja mit Plattenfirmen sowieso nicht so rosig aus, also ist es schon besser, gleich alles selbst zu machen.
Wie viele Bands sind derzeit auf Wire Globe?
Derzeit fünf, aber wir bekommen immer mehr Anfragen von Bands, die auch gerne was auf dem Label veröffentlichen würden. Man merkt schon, dass die Leute mitbekommen, dass da etwas Spannendes passiert. Dementsprechend kommen die Anfragen auch aus den unterschiedlichsten musikalischen Ecken. Die Leute kommen auf uns zu und fragen, ob wir nicht mal etwas zusammen machen könnten. Leider ist das Budget des Labels, das als Verein läuft, nicht wirklich groß. Wir versuchen halt, das Beste aus den zur Verfügung stehenden Fördermöglichkeiten zu machen; SKE Fonds, Land Steiermark, usw.
Nach welchen Kriterien wählt ihr angesichts eurer knapp bemessenen finanziellen Mittel die Bands aus, mit denen ihr zusammen arbeitet wollt?
Natürlich muss schon mal die Musik etwas haben, das uns begeistert. Und dann darf es auch nicht so sein, dass die Band nur eine Platte aufnehmen aber fast nie live spielen möchte. Es sollte also schon eine große Bereitschaft da sein, live zu spielen, gerade auch, weil es heutzutage gar nicht mehr anders geht. Man muss einfach Konzerte spielen. Aber was heißt „muss“? Es sollte ja eigentlich Spaß machen.
Wie viele Konzerte spielt ihr?
Ganz einfach, so viele wie möglich. Vielleicht klappt es, dass wir im September noch eine kleine Tour machen. Es wird jedenfalls bereits daran gearbeitet. Unsere neue EP soll ja auch die Leute erreichen und dafür ist ein Konzert nun mal momentan die beste Möglichkeit. Und dann schauen wir halt, unser Netzwerk weiter auszubauen, also Vertriebe zu finden, die vielleicht ein bisschen größere Bereiche abdecken können.
Euer Ziel ist es also auch, auf jeden Fall mit eurer Musik aus Österreich raus zu kommen?
Wir haben unsere Musik immer schon international gesehen. Das ist ja wirklich Nischenmusik und daher ist es sogar viel leichter, drei Wochen lang in Europa unterwegs zu sein, als vielleicht fünf Konzerte in Österreich zu bekommen. Wen kümmert in Österreich schon eine österreichische Band, noch dazu, wenn die so „komische“ Musik macht? Das ist hier ja schon auffallend, dass Bands erst wahrgenommen werden, wenn sie im Ausland erfolgreich sind. Vielleicht ist es aber eh auch überall genauso.
Wir haben uns selbst jedenfalls immer schon international wahrgenommen und es kann im Endeffekt auch nur so funktionieren, also sich in einem Netzwerk von Leuten zu bewegen, die diese Musik hören und auch entsprechend Konzerte veranstalten.
Bekommt ihr das schon auch ein wenig mit, dass es für euch in Österreich besser läuft, seit ihr auch im Ausland unterwegs seid?
In Wien haben wir ja jetzt schon lange nicht mehr gespielt und da merkt man schon, dass mittlerweile mehr Leute kommen. Das ist ziemlich erfreulich.
Wie ist eigentlich die Tour mit Zeni Geva zustande gekommen?
Wir wurden bereits letztes Jahr von Stefan Parnreiter gefragt, ob wir nicht für Zeni Geva Support auf ihrer Europatournee spielen wollen. Der hat uns da also die Schienen gelegt und es war dann so, dass der Csabi Stefans Booking-Tätigkeiten übernommen hat und wir letztendlich sechs Konzerte mit Zeni Geva gespielt haben. Die waren ziemlich begeistert davon, wie Csabi alles organisiert hat und wollten deshalb auch heuer wieder mit ihm zusammen arbeiten. Er hat ja neben dem Booking auch die Rolle des Tourmanagers und Fahrers übernommen. Und unsere beiden Bands funktionieren gemeinsam im Paket ziemlich gut und so sind wir sehr froh, dass wir wieder mit dabei sein können.
Wir wollen auch versuchen, den Vinyl-Release der neuen Zeni Geva-Live-Platte über Wire Globe zu veröffentlichen, müssen aber erst schauen, wie sich das vom Budget her ausgehen könnte. Die haben nämlich im September eine kleine Tour in Japan gespielt und die Konzerte selbst mitgeschnitten und daraus ist eben dann diese Live-Platte entstanden.
Wie würde denn euer Interesse bezüglich einer Japan-Tour aussehen? Die notwendigen Kontakte dafür hättet ihr ja jetzt bereits.
Da wäre ich sofort dabei. Und Japan wäre sicher nicht das falsche Land für uns, würde ich jetzt einmal behaupten.
Noch mal zurück zu eurem anstehenden Album. Habt ihr euch bereits eine Deadline gesetzt, wann ihr damit fertig sein wollt?
Momentan ist es halt für unseren Bassisten wegen seines Schulabschlusses etwas stressig, aber wir werden versuchen, über den Sommer etwas weiter zu bringen. Unsere Idealvorstellung wäre ja ein Release gegen Ende des Jahres.
Wir werden aber auf jeden Fall wieder mit Freunden zusammenarbeiten, die für das Graphische und das Artwork verantwortlich sind. Bei der EP waren das zuletzt Kevin Rausch und Michael Tripolt aus der Atzgerei. Kevin ist Maler und hat immer schon Zeichnungen für uns gemacht und ein Motiv, das wir besonders toll fanden, haben wir für die Cover-Frontseite ausgewählt. Michael wiederum ist DER Mann, wenn es darum geht, das Ganze schön zu verpacken und ein Booklet zu gestalten.
Gibt es da von eurer Seite bezüglich der Gestaltung für die Künstler irgendwelche Vorgaben?
Nein, die haben da völlig freie Hand. Von uns gibt es keine konzeptionellen Vorgaben. Vielmehr entstehen die Sachen ja durch gegenseitige Impulse, die einmal von uns zu ihnen gehen, sie machen dann was daraus und das kommt schließlich wieder zurück zu uns.
Vielen Dank für das Interview.