Ina Thomann ist Musikerin bei der österreichischen Reggae-Band Barefoot Basement, die im Jahr 2010 ihr Debüt-Album vorgelegt hat. Außerdem arbeitet sie in Wiener Neustadt im Jugend- und Kulturhaus Triebwerk. Im mica-Interview erzählt sie von ihrem Zugang zu Reggae und warum sie nicht nur in Jamaika, sondern auch gerne in England auftreten würde. Das Interview führte Jürgen Plank.
Wie ist dein musikalischer Werdegang?
Ina Thomann: Ich habe als Kind angefangen Blockflöte und dann Akkordeon zu spielen. Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie, bei uns war die Musik einfach immer da. Es hat sich dann ergeben, dass ich in die Reggae-Band meines Bruders, bei Barefoot Basement, eingestiegen bin und mittlerweile spiele ich auch noch bei ein paar anderen Bands, ich spiele in einer Jazzband mit dem Akkordeon mit und in Akkordeon-Ensembles, die heißen „Die Wiener Neustädter Zieharmonika“ und „Tremolo“.
Barefoot Basement ist eine Reggae-Band, wie ist dein Zugang zu dieser Musikrichtung?
Ina Thomann: In Österreich gibt es eine recht große Reggae-Szene, ich bin so dazu gekommen, dass ich im Keller eine Bob Marley-Kassette gefunden habe. So bin ich zum Reggae gekommen und habe immer mehr gehört und ich habe mich viel damit beschäftigt und jetzt spiele ich diese Musik halt.
Meinst du mit großer Reggae-Szene, dass es viele HörerInnen gibt oder die Anzahl der Bands?
Ina Thomann: Es gibt einige Bands, es gibt die B-Seiten-Sounds, es gibt die Cheesevibes, und es gibt Millions Of Dreads. Reggae ist in Österreich schon gut vertreten, Iriepathie ist ja auch aus Österreich.
Was ist für dich der schönste Moment beim Musik machen?
Ina Thomann: Wenn man auf der Bühne steht und die Freude der BesucherInnen sieht. Wenn die KonzertbesucherInnen einfach mit der eigenen Musik, die man macht, mitgehen.
Geht das Live-Erlebnis für dich über das Studio?
Ina Thomann: Nein, es ist einfach etwas anderes. Es gibt auch beim Proben sehr schöne Momente. Ich finde es auch schön, wenn sich aus einem einzigen Akkord, den jemand gerade spielt, eine ganze Nummer ergibt, die man miteinander erarbeitet. Das Live-Erlebnis ist natürlich etwas anderes, weil andere Leute auf das reagieren, was man macht.
Bei der Band Barefoot Basement seid ihr ja rund 10 bis 12 MusikerInnen. Wie erarbeitet ihr da ein neues Lied?
Ina Thomann: Unterschiedlich. Es kommt ganz darauf an, wer mit einer Idee kommt. Manche schreiben fast die ganze Nummer, dann kommen nur mehr Feinheiten dazu, um daraus eine Barefoot Basement-Nummer machen. Manchmal ist einfach nur eine Akkordabfolge da, die einem gefallen hat und man macht eine Nummer daraus. Oder es ist ein Fragment da, zu dem man noch etwas dazu schreibt und ein Stück daraus macht.
Was ist dein bisher größter Erfolg als Musikerin?
Ina Thomann: Das ist beim Reggae sehr unterschiedlich. Einerseits ist es ein großer Erfolg, wenn wir als Backing-Band mit berühmten Sängern spielen dürfen, etwa das letzte Konzert mit Derrick Morgan im Ost-Klub: Da war es für uns ein großer Erfolg, so ein Konzert spielen und miterleben zu dürfen. Ich finde es ist andererseits aber auch ein Erfolg, wenn man merkt, dass die eigene Musik gut ankommt und man merkt, dass fremde Personen, die man nicht persönlich kennt, immer wieder zu unseren Konzerten kommen.
Würdet ihr gerne mal in Jamaika spielen und wie wäre das verwirklichbar?
Ina Thomann: Ja, sicher würden wir gerne mal dort spielen. Weil es einfach schön ist, in anderen Ländern zu spielen, ich würde es gar nicht nur auf Jamaika beschränken. Ich würde auch gerne mal in England spielen, weil dort eine sehr gute, langlebige Reggae-Szene besteht. Aber wie das machbar ist? Ich glaube mit einem Häufchen Glück, aber auch mit viel Engagement.
Apropos Engagement, du hast ja auch andere Aufgaben im Musikbereich in Wiener Neustadt. Erzähle bitte über diesen anderen Bereich?
Ina Thomann: Ich arbeite in Wiener Neustadt im Triebwerk, einem Jugend- und Kulturhaus, wo Konzerte veranstaltet werden, ich kenne also auch die andere Seite des Musikerdaseins: Eben Konzerte zu veranstalten und am Abend dann für Bands da sein, als Veranstalterin. Pressearbeit mache ich dort auch.
Wie leicht ist es für dich, diese beiden Felder – selbst zu spielen und Organisatorin zu sein – unter einen Hut zu bringen?
Ina Thomann: Eigentlich ist das gut unter einen Hut zu bringen. Ich finde es gut, wenn man beide Seiten kennt. Einerseits weiß ich um die Aufgaben eines Veranstalters, wenn ich irgendwohin als Musikerin komme. Ich weiß genauso, wenn ich bei einem Konzert als Veranstalterin arbeite, wie ich der Band entgegen kommen kann, damit sich die Band wohl fühlt.
Wie sehen deine nächsten Ziele und Pläne aus, sei es als Musikerin oder als Organisatorin?
Ina Thomann: Ich arbeite gerade an einem Solo-Projekt, das ist mein persönliches nächstes großes Ziel, das auf die Beine zu stellen. Mein nächstes Ziel mit Barefoot Basement, ist unser nächstes Album, das werden wir in diesem Jahr noch angehen und mit den Aufnahmen beginnen. In Bezug auf das Veranstalten ist das Ziel, dass es so weiter läuft wie jetzt, vor allem im Triebwerk: Wir haben heuer unser 15-Jahres-Jubiläum gefeiert.
Dann bitte noch ein paar Sätze zum Solo-Projekt, was wird das sein?
Ina Thomann: Das Solo-Projekt befindet sich noch in der Anfangsphase. Ein paar Nummern habe ich schon komponiert. Ich nenne das immer liebevoll Dub-Punk: Mit Akkordeon, Schlagzeug und Effekten. Wie ich das umsetzen werde, weiß ich noch nicht, solo, als Duo oder als Trio. (lacht)