mica-Interview mit Hans Landesmann

Ein neues Festival zeitgenössischer Musik (vier lange Wochenenden im Monat März) ist am 5. März  in Salzburg gestartet: Die erste “Salzburg Biennale” steht unter dem Motto “Wahlverwandtschaften” und ist musikalischen Dialogen gewidmet. Hans Landesmann hat das Programm für das Musikfestival gestaltet. Zeit, mit dem rührigen Ermöglicher und persönlichem Freund zahlreicher Interpreten und Komponisten (von Pierre Boulez bis zu Georg Friedrich Haas) ein mica-Interview zu machen. Heinz Rögl hat Anfang Februar im Café Mozart mit ihm gesprochen.

Über den namensgebenden Komponisten des Kaffeehauses gegenüber der Staatsoper gab es weniger Gesprächsstoff, wohl aber über das Wiener Musikleben (Konzerthaus, Opernhäuser) und natürlich auch jenem von Salzburg, wo Landesmann etliche Jahre für das  Konzertangebot bei den Festspielen verantwortlich zeichnete und als Direktoriumsmitglied auch in wirtschaftlichen Belangen viel beitragen konnte. Denn Landesmann war und ist in seinem Leben (er betreibt immer noch einen Fleischgroßhandel in St. Marx als Familienunternehmen) auch ein hervorragender Kaufmann. Den “Zeitfluss”-Schwerpunkt in Salzburg ermöglichte er maßgeblich mit und übertrug dessen Leitung Thomas Zierhofer-Kin und Markus Hinterhäuser, bevor er letzteren auch als seinen Nachfolger bei den Festspielen durchsetzen konnte. 2001 bis 2004 war er Musikdirektor der Wiener Festwochen, plante die Neupositionierung des Theaters an der Wien und koordinierte auch Etliches bei den Vorbereitungen des Mozartjahres 2006.

Zur Diskussion um den künftigen Intendanten der Salzburger Festspiele sowie der Führungsstruktur des Festivals äußerte er sich kürzlich erst für Markus Hinterhäuser (siehe den gestrigen kurzen Artikel). Wir zitieren hier auch die SN vom 27.2.09: ” . sagte das ehemalige Direktoriumsmitglied und jetzige künstlerische Leiter der Salzburg Biennale: ,Seit Karajan hat es keinen Intendanten gegeben, der sich wirklich ausschließlich um Salzburg gekümmert hätte. Auch Mortier nicht, dessen viele Reisen für die Festspiele durchaus ein Problem waren.’ Aber die permanente Anwesenheit eines Intendanten sei auch innerbetrieblich nötig, auch die Mitarbeiter wollten einen Chef, der immer da ist, argumentierte Landesmann. Wie groß das Direktorium sein soll beziehungsweise für wie lange der Vertrag mit dem Intendanten abgeschlossen werden sollte, hält Landesmann hingegen für weniger bedeutend: “Entscheidend ist, dass wirklich gute Fachleute arbeiten. Ob das drei, vier oder fünf Leute sind, ist egal, da gibt es verschiedene Modelle, die alle funktionieren können. Mein Vorschlag wäre, einen Intendanten nur für vier Jahre zu binden, dann aber mit Option auf Verlängerung. Denn klar ist, wenn einer in Salzburg nicht glücklich ist, dann kann man ihn nicht dazu zwingen.”

Vor unserem mica-Interview hier vorweg noch seine Biografie (entnommen der Rathauskorrespondenz anlässlich der Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Wien 2007): Hans Landesmann, geboren am 1. März 1932 in Wien, erhielt Klavierunterricht an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst. 1949 ging er nach Paris, um an der Sorbonne Chemie zu studieren, 1950 bis 1956 setzte er seine Studien an der Columbia University in New York fort und schloss sie mit den akademischen Graden des Chem. Ing. und des Dr. phil. in Chemie ab. Große Bedeutung für das Wiener Kulturleben erlangte Hans Landesmann als Generalsekretär der Wiener Konzerthausgesellschaft. In den sechs Jahren gelang es ihm, das Konzerthaus als fortschrittliches Unternehmen mit europäischem Ruf zu führen, Schwerpunktprogramme zu setzen und im Biennium viel beachtete Musikfeste innerhalb der Wiener Festwochen zu organisieren.

1984 bis 1988 war er künstlerischer Leiter des Jugendorchesters der europäischen Gemeinschaft. Da in diesem Orchester Jugendliche aus Österreich und den östlichen Nachbarstaaten nicht mitwirken durften, gründete er 1986 gemeinsam mit Claudio Abbado das Gustav-Mahler-Jugendorchester, das inzwischen zu einem der bedeutendsten Jugendorchester der Welt herangewachsen ist und seit 1990 unter der Schirmherrschaft des Europarates steht.

1989 wurde Landesmann in das Direktorium der Salzburger Festspiele berufen, von 1991 bis 2001 war er kaufmännischer Leiter und Konzertdirektor der Salzburger Festspiele. Mit dem Ende der Ära Mortier verließ er ebenfalls die Festspiele und war von 2001 bis 2004 im Team von Luc Bondy Musikdirektor der Wiener Festwochen. Hans Landesmann arbeitete am Konzept des Musikprogramms des Wiener Mozartjahres 2006 mit. Derzeit läuft ein Festival für zeitgenössische Musik, das ab 2009 alle zwei Jahre in Salzburg stattfinden soll („Salzburg Biennale”).

H.R.: Die Biennale – hoffentlich nicht ihr letzter Streich . bringt an vier Wochenenden vier Komponisten – Beat Furrer, den Amerikaner Steve Reich, den Japaner Toshio Hosokawa, den Schweizer Klaus Huber Furrer – jeweils im Mittelpunkt, verbunden mit von diesen Komponisten ausgewählten Musikrichtungen: Flamenco bzw.  Cante jondo  – aus außereuropäischen Quellen gespeiste spanische Volksmusik, balinesische Gamelanmusik, Musik aus Japan sowie dem arabischen Raum. Wie ist sie denn zustande gekommen?

Hans Landesmann: Das war eine Reihe von Zufällen. Im Mozartjahr 2006 hatten Stadt und Land eine Serie gestartet, kontracom, das sollte eine nachhaltige Geschichte werden, eine Verbindung von neuer Musik und neuer Kunst in der Stadt. Kuratiert wurde das besonders von meinem guten Freund Thomas Zierhofer und von dem jungen Hollein. Ich glaube es, hat gut funktioniert, leider war die Werbung nicht gut genug und es hat einige umstrittenere Sachen gegeben.

So wurde das so nicht fortgesetzt, aber man hat gewusst, dass so etwas für Salzburg gut und sinnvoll wäre. Es ging auch um Budgetfragen für diese Serie und darum, dass die einzelnen Institutionen, die sich an der Arbeit beteiligen wollten und weiter wollen, sich um dieses Geld beworben haben. Und mein Gedanke war, das gar nicht so viel Geld, auf sechs verschiedene Institutionen aufgeteilt, ist eigentlich wieder zu wenig. Als ich das in die Hand nehmen konnte, verfolgte ich die Idee, dass man das alles unter einen Hut bringen soll und so quasi eine “Biennale” machen sollte.

Das hat dem Bürgermeister sehr gefallen und “alle zwei Jahre” ist auch eine sehr gute Lösung, und dass mehrere Institutionen da gemeinsam was Größeres machen. Und zu meiner Überraschung war “Das Kino” auch nicht abgeneigt etwas dazu zu machen, die sind ja eingebunden jetzt. [Anm.: Das Salzburger Filmkulturzentrum Das Kino wird während der Biennale im März unter dem Titel “Interkulturelle Dialoge in Bildern” eine Filmreihe zeigen, die sich mit den Bildwelten jener Länder auseinandersetzt, welche die Biennale 2009 in den Mittelpunkt rücken wird.] Das heißt nicht, dass die beteiligten Institutionen von Anfang an nur großen Enthusiasmus gezeigt haben, da sie ja auch um ihre eigene Identität besorgt sind. Aber wir konnten mit dem Bürgermeister sehr genau schriftlich festlegen, dass alle auch weiterhin genau ihre separaten Subventionen erhalten.

Es gibt ja ein Wochenende der Biennale zusammen mit der Stiftung Mozarteum (“Dialoge”). Sogar ich habe mich einmal versprochen und jemand gesagt, “wir sehen uns ja dann in Salzburg bei den Dialogen” (statt bei der Biennale) .

Das stimmt schon – ich bin ja Mitglied im Präsidium des Mozarteums und war einer von denen, der die “Dialoge” mitgestartet hat. Also ich habe gar nix dagegen, dass man ein Wochenende auch als “Dialoge” einbaut, und bei diesem Wochenende ist die Stiftung in der Tat federführend und diese Ehre will ich ihnen nicht wegnehmen.  [Anm.: 19.-22.3 – Toshio Hosokawa und Musik aus Japan].

Was ist das spezielle Konzept der Biennale, auf Salzburgs Bedürfnisse hin?

Es musste ein Konzept werden, das für Salzburg nicht alltäglich ist, denn es gibt Gott sei Dank in der Stadt ohnehin so viele Veranstaltungen, also das musste was anderes werden. Und ich hab mich an meine ganz frühe Jugend erinnert, wo ich in Budapest Musik gehört hab’  und natürlich sehr viel Bartók und Kodály. Deren Verdienst war nicht nur, dass sie große Komponisten waren alle beide, sondern auch, dass sie die Wurzeln der ungarischen Musik studiert und im eigenen Komponieren angenommen haben. Die sind, wie Sie wissen, von Dorf zu Dorf gegangen und haben die Volksmusik erforscht und erreicht, dass es in der ungarischen Musik zum Beispiel auch wieder eine Zigeunermusik gibt: zwei eigenständige Sachen und nicht irgendwie ein Mischmasch. Das hat mich dann in der Nachkriegszeit sehr interessiert und ich habe diese Sachen auch auf dem Klavier gespielt.

Mir ist beim Konzept-Erstellen der Biennale die Idee gekommen, warum man nicht wirklich einmal zeigt, was zeitgenössische Komponisten von der Welt woanders und vor allem von der „östlichen“ Musik übernommen und daraus ihre eigene Musik geformt haben. Und dass daraus neue Richtungen in der Musik entstanden sind. Die vier ausgewählten Komponisten waren da von Anfang an sehr dafür, als wir sie fragten, was ihnen denn am nächsten liegt. Das führte zu keinen Überraschungen bei Hosokawa, Steve Reich und Klaus Huber, der sich als großer Humanist mit arabischer Musik wirklich auseinandersetzte.

Bei Furrer war ich ehrlich gesagt ein wenig überrascht. Ich wusste überhaupt nicht, dass er sich gerne mit spanischer Musik, mit Flamenco und cante jondo [Anm.: älteste Flamenco-Form, Übersetzung etwa “tief empfundener Gesang”] beschäftigt. Das hat großen Spaß gemacht und wir haben in Madrid Repräsentanten dieser Musik getroffen. So haben wir die Programme zusammengestellt, Künstler engagiert.

Dann haben wir gedacht, wir haben jetzt Musik, Tanz ist auch dabei, Gesang – aber es fehlt ein bisschen die Kunst. Da gibt’s ja noch eine viel ältere Tradition von afrikanischen und anderen Einflüssen auf die zeitgenössische bildende Kunst. Und das hat dann die Galerie Ropac übernommen, die zeigt die Auswirkungen auf bestimmte Maler und auch eigene Sammlungen dieser Künstler [Georg Baselitz, Not Vital, Wolfgang Laib, Philip Taaffe, Francesco Clemente und Alex Katz]. “Das Kino” zeigt ein äußerst interessantes Programm mit spanischen, indonesischen, arabischen (auch in Altpersisch), japanischen Filmen.

Der Titel “Wahlverwandtschaften” wurde gefunden und da nicht genug Geld da ist, konnten auch Sponsoren, Spender und Stifter gewonnen werden [Anm.: Die öffentliche Hand – am meisten die Stadt, dann Land, dann Bund – trägt insgesamt 450.000 Euro. Mit den erwarteten Karteneinnahmen beträgt der nicht öffentliche Finanzierungsanteil über 50% des gesamten Budgets.]

Die Salzburger Festspiele sind da nicht involviert?

Nicht direkt. Aber wir kennen einander ja sehr gut. Es ist auch für uns ganz wichtig, dass es Leute wie die “Freunde der Salzburger Festspiele” gibt. Die mobilisieren ja locker 200 Leute. Also das Interesse ist groß, was sich bis jetzt vielleicht noch zu wenig im Kartenverkauf gezeigt hat. Ich habe ja immer die Erfahrung gemacht, dass für solche Konzerte nicht extra Monate vorher gebucht wird, aber jetzt wird’s langsam .

Bei  Wien Modern ist es ja voriges Jahr tollerweise so gewesen, dass viele Konzerte auch im Großen Saal restlos ausverkauft waren und der Neue Saal manchmal zu klein war für Rahmenveranstaltungen, da brauchte man Platzkarten  .

. aber vor zehn Jahren war das auch bei Wien Modern noch ganz anders. Ich war da ja auch von Anfang an dabei. Und man braucht nicht gleich zu verzweifeln, wenn nicht alles auf Anhieb bummvoll ist. Das ist eine Premiere in Salzburg.

In Wien muss man sich ja auch mehr für bestimmte Schauplätze und Projekte einsetzen, wo die “Promis” oft leider nie hingehen,  – und wir vom mica  versuchen das. Die Ruprechtskirche, die “Alte Schmiede” oder der “Echoraum”: Werner Korn etwa macht seit zwanzig Jahren ein wirklich vorbildliches Programm mit den interessantesten Projekten für Neue Musik (und auch anderes) in dieser Stadt. Da waren selbst Sie vermutlich noch nie dort  .

Nein, wie und wo erfährt man, was dort ist? …

 

 
Der hat eine treue Gemeinde von 50 Leuten und mehr pro Veranstaltungsabend. Mehr passen da auch nicht hinein. (www.echoraum.at)   

In Salzburg ist ja derzeit auch viel los immer wieder .

. etwa im Solitär des Mozarteums die Vortragsabende von Musikstudenten und die Konzerte mit dem OENM, das ja ihr jetziger Mitarbeiter Wolfgang Laubichler “hochgebracht”  hat. Oder: Im toihaus (Leiterin: Myrto Dimitriadou) gab es kürzlich ein sehr gutes Kindertheater-Festival auch mit Musik, Pantomime, mit Einbeziehung des Publikums (speziell auch für etwa 11/2 bis 3-, 4-jährige Kinder). Es gibt dort das ganze Jahr hindurch ständig Kinderprogramme. Die beschäftigen auch Salzburger Musiker und Komponisten. (www.toihaus.at
)

Ja, ja, ich hab’ das auch gelesen. Ich hoffe, dass in Salzburg vieles gehen wird über Mundpropaganda, die Professoren und Lehrerinnen, die Schulen, die immer mehr Jugendprogramme machen, die Universität, wo Workshops gemacht werden, vom Mozarteum kommen ohnedies alle. Es geht darum, Kinder von klein auf für Musik zu interessieren. Die Stiftung Mozarteum macht da einiges, im Landestheater ist die neue Intendanz sehr gut, die machen auch ein eigenes Kinder-Abo.

Ist eigentlich die Camerata Salzburg dabei bei der Biennale?

Heuer nicht.

Sprechen wir noch ein wenig über Ihre Person und Ihre vielfältige Tätigkeit. Ich weiß zum Beispiel, dass Sie Georg Friedrich Hass, mit dem Sie eine gute Freundschaft verbindet, zum Aufgreifen des “Melancholia”-Stoffes von Jon Fosse gebracht haben. Das müsste sich in einer Neuproduktion etwa im Theater an der Wien doch im Repertoire ohne weiteres mindestens sechsmal mit fast voller Auslastung  verkaufen lassen können?

Das glaub’ ich auch.

[Gespräch über die bisher unterschätzte Krenek-Oper “Kehraus um St. Stephan”, eine Produktion der Bregenzer Festspiele und der Wiener Volksoper] 

Es gibt so vieles, es ist so schwer.

Sie waren 1977 – 83 der Generalsekretär im Wiener Konzerthaus. Ich erinnere mich noch an das erste integrale Webern-Fest 1983, u. a. mit Abbado.

Das war der Abschluss dort für mich, das habe ich auch für die Wiener Festwochen gemacht.

Was waren für Sie persönlich die wichtigsten Dinge die Sie durchsetzen konnten im Konzerthaus?

Naja, die “Wege in unsere Zeit” mit der reihe, das war für die damalige Zeit sehr wichtig, das ist glaube ich vier Jahre gegangen und war sehr erfolgreich beim Publikum. Dann gab es die ersten Kinderkonzerte (die Reihe “Für Kinder und Kenner” mit dem Prikopa), dann ist es mir nach und nach teilweise gelungen, die Neue Musik auch in den ganz normalen Konzertbetrieb in den Programmen einzubauen. Es war immer mein Wunsch, diese Ghettoisierung zu durchbrechen. Ich habe einen Berg-Schumann-Zyklus mit den Symphonikern gemacht, das ist zum Beispiel überhaupt nicht gegangen. Da habe ich Schwierigkeiten gehabt, die Schumann-Orchesterwerke sind ja auch nicht ganz einfach, das Publikum war sichtlich überfordert. Sehr gut waren vielleicht auch die Festwochen-Konzerte, die ja an das Hauptmotto und -thema der Festwochen angepasst werden sollten. Das Webern-Fest habe ich in komprimierter Form vor einigen Jahren wiederholen können, leider stand da vielleicht zu wenig in den Zeitungen darüber. Es wurden auch einige Künstler von mir sehr gefördert, der Andras Schiff hat bei mir angefangen, und andere, die mir jetzt gar nicht einfallen, die ganz klein im Konzerthaus anfangen haben und dann zu großen Stars geworden sind.

Sie waren Mitgründer des Jugendorchesters des Europäischen Gemeinschaft und haben mit Claudio Abbado 1986 das Gustav-Mahler-Jugendorchester ins Leben gerufen.

Da bin ich dann nach London mit dem Abbado, die haben dort ein Festival gemacht mit dem Titel “Gustav Mahler, Wien und das 20.Jahrhundert”. Das war offenbar ein großer Erfolg, auch weil es als meine Spezialität gilt, miteinander verfeindete Gruppen an einen gemeinsamen Tisch zu bringen, wir kriegten sogar einmal einen Leitartikel in der Londoner “Times”. Dann bin ich zurückgekommen und dann hat es in Salzburg angefangen.

Sie waren bei den Festspielen Konzertdirektor und kaufmännischer Leiter, hat das was gebracht?

Das war natürlich sehr wichtig, der Markus [Hinterhäuser] ist nicht im Direktorium, denn er ist ja nicht kaufmännischer Leiter und das ist wahrscheinlich auch ein Nachteil. Hinterhäuser und Zierhofer konnte ich in meiner Zeit sehr unterstützen für den „Zeitfluss“ und mit dem Mortier konnte ich künstlerisch sehr gut arbeiten. Wir haben glaube ich sehr gut abgeschlossen, jetzt weinen alle nach dem Mortier (!)

Was waren die Highlights bei der Neuen Musik in den Konzertprogrammen?

Viel, da fühle ich mich überfordert.

„Prometeo“ [Nono] in der Kollegienkirche …  

… ich glaube, das war `93. Ja, und die weiteren „Highlights“? – der Cerha-Geburtstag, wo seine Musik international wirklich gefeiert wurde, dann zweimal „Progetto Pollini“ von ganz alter bis zu ganz neuer Musik und wunderbaren Künstlern – mit Pollini hab’ ich überhaupt eine sehr tiefe Freundschaft. Hinterhäuser macht diesen Sommer ja wieder Varèse – und ich konnte damals sogar „Amerique“ in der originalen riesigen Orchesterbesetzung machen, das sind über 180 Musiker, unglaublich … Das hat das Concertgebouw Orkest gemacht, ja, es war teuer, aber nicht unermesslich teuer.

Sollte man die Festwochen in Wien und den „steirischen herbst“ nicht noch viel mehr für Newcomer öffnen? Georg Friedrich Hass sagte zu mir im Interview, er freut sich über „Melancholia“ im steirischen herbst in der Grazer Oper, aber er könnte sehr viele junge Komponisten nennen, die es wert wären und „wirklich brauchen“  …

Da muss ich zur Ehrenrettung der Intendantin des „herbstes“ sagen, das war ursprünglich ein Auftrag von mir für die Wiener Festwochen und die Grazer Oper hat auch von Anfang an mitgetan und mein Nachfolger hat das storniert. Dann hat es Mortier für Paris übernommen, wo ja das Klangforum einen Vertrag hat.

Sie haben ein richtiges „Netzwerk“ von allen möglichen Leuten?

Das Wort gefällt mir gar nicht und ich habe auch keine „Dateien“ von so was. Es gibt welche, absolut Einzelne, mit denen ich gut reden kann und die ich um etwas fragen kann. Da sind auch Interpreten darunter, mit denen ich gut bin. Aber sonst muss ich ehrlich sagen, ich lebe sehr zurückgezogen, Sie sehen mich nie in den „Seitenblicken“ oder so. Nicht meine Ambition.

Aber einen „Seitenblick“ hab’ ich im Internet gefunden („11 Fragen an Hans Landesmann“ abgedruckt in der nmz).

Na ja, das war bei einer Talkshow im Bayerischen Rundfunk. Über die Biennale. Ich darf auch mit Frau  Dr. Tenner im Radio Ö1 einen „Klassiktreffpunkt“ am Samstag von 10-12 gestalten und muss mit ihr noch die Musik -Auswahl besprechen, aber ich möchte nicht nur Neue Musik spielen dort.

Interview: Heinz Rögl

PROGRAMM BIENNALE siehe LINK

PROGRAMM DAS KINO
„WAHLVERWANDSCHAFTEN“
Eine Filmreihe im Rahmen der Salzburg Biennale

Die Salzburg Biennale. Das Festival für Neue Musik in der Mozartstadt
findet an vier Wochenenden im März 2009 statt.

05.03. VENGO
Tony Gatlif, 90 Min., OF Spanisch mit UT in Deutsch

06.03. VENGO
Tony Gatlif, 90 Min., OF Spanisch mit UT in Deutsch

07.03. VENGO
Tony Gatlif, 90 Min., OF Spanisch mit UT in Deutsch

08.03. VENGO
Tony Gatlif, 90 Min., OF Spanisch mit UT in Deutsch

13.03. OPERA JAWA
Garin Nugroho, 120 Min.

14.03. OPERA JAWA
Garin Nugroho, 120 Min.

15.03. VENGO
Tony Gatlif, 90 Min., OF Spanisch mit UT in Deutsch
OPERA JAWA
Garin Nugroho, 120 Min.

20.03. ZATOICHI – DER BLINDE SAMURAI ZATOICHI
Takeshi Kitano, 116 Min., OF Japanisch mit UT in Deutsch

21.03. ZATOICHI – DER BLINDE SAMURAI
ZATOICHI
Takeshi Kitano, 116 Min., OF Japanisch mit UT in Deutsch

22.03. OPERA JAWA
Garin Nugroho, 120 Min.
ZATOICHI – DER BLINDE SAMURAI ZATOICHI
Takeshi Kitano, 116 Min., OF Japanisch mit UT in Deutsch

27.03. BAB’AZIZ
Nacer Khemir, 98 Min., OF Altpersisch, Arabisch mit UT in Deutsch

28.03. BAB’AZIZ
Nacer Khemir, 98 Min., OF Altpersisch, Arabisch mit UT in Deutsch

29.03. ZATOICHI – DER BLINDE SAMURAI
ZATOICHI
Takeshi Kitano, 116 Min., OF Japanisch mit UT in Deutsch
BAB’AZIZ
Nacer Khemir, 98 Min., OF Altpersisch, Arabisch mit UT in Deutsch

Und jetzt noch ein kleines Gedicht zum Echoraum in Wien:
Im echoraum wohnen vielgereiste Menschen,
Reisende zwischen Buchstaben & Sätzen,
Namen, Stimmen und Bildern.
Im echoraum wohnt die seltene Spezies des Alphabeten,
die versucht, das Wirkliche und das Unwirkliche zu entziffern.
Wer einmal dort war, wird rasch zum Mitbewohner,
wer zweimal dort war, ist bereits ein vielgereister Mensch.
Herbert Maurer

Der echoraum ist ein echoraum eines echoraums eines echoraums …
Gerhard Grössing

Und zum Toi-Haus in Salzburg:
DIE STILLE
Theater mit Musik für Menschen von 5-10 Jahren

Was ist das bloß für eine Stille, in der Staubsauger dröhnen, Wecker kreischen, Bügeleisen pfauchen und Schränke tanzen? Was ist das für ein Mann, der Pausen dehnt, indem er sie mit dem Bügeleisen einfach platt wälzt? Und der nur schlafen kann, wenn es definitiv NICHT still ist.
Kann man “Stille” sammeln und aufhängen wie nasse Socken auf der Wäscheleine? Sammeln wie Blätter im Herbst? Oder einfach in Schubladen packen? Und wenn man eine Stille – sagen wir mal, eine für die nächste Pause – wieder auspacken will; woran erkennt man die genau? Vor allem: was tut dieser Mann mit den vielen “Stillen”?
Eine komische und vergnügliche Geschichte zum Nachdenken und Mithören über eine schräge Figur mit einem außergewöhnlichen Gespür für das Hören. Über Stille, die nicht leer ist, mit Lärm, der schön klingt, und Geräuschen voller Poesie.
Theater für einen Darsteller und einen Cellisten.

Das Theaterstück “Die Stille” ist der Auftakt zur gleichnamigen Projektreihe im Schuljahr 2008/09.

Mit Unterstützung der PRO SALZBURG Landeskulturstiftung.
In Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus NEXUS, Saalfelden.

Mitwirkende
Markus Rupert (S), Herbert Pascher (M), Myrto Dimitradou (R), Irene Edenhofer-Welzl (B & K), Scotch Maier (D), Annette Dell’Aere, Bratislav Zlatovic (Te)

Premiere
SO 23.11. • 16Uhr16
Wiederaufnahme
Ab März 2009 • Um 10Uhr10 bzw. 16Uhr16