Egon Erger ist ein alter Hase im Musikgeschäft, seit mehr als 30 Jahren ist er als Schlagzeuger, Gitarrist und Liederschreiber aktiv. Wie es war als Vorgruppe von Boney M zu spielen und warum er lieber in kleinen Clubs spielt als vor Tausenden Leuten, hat Erger im Interview Jürgen Plank erzählt.
Seit wann machst du Musik, wie hast du begonnen? Hast du in der Jugend schon Instrumente gelernt?
Egon Erger: Ich war zirka 13 oder 14 Jahre alt: In der Klasse mit ein paar Schulkollegen haben wir die Idee geboren, dass wir eine Band gründen müssen. Mit 14 habe ich dann begonnen auf der Nylongitarre von meiner Schwester zu spielen. Auf einer Saite, zum Horror meiner Eltern und Geschwister. Ein Jahr später habe ich dann schon meine erste E-Gitarre um 1200 Schilling gehabt und mit 15 Jahren habe ich dann schon live gespielt. Etwa 1969 hatten wir die ersten Auftritte. Da haben wir dann so Hitparadensachen gespielt, Crazy Elephants und was halt damals so gespielt wurde.
Wie hat dann die erste Band geheißen?
Egon Erger: „The Violets“, glaube ich und dann war „Spirit Experation“, dann „Acid 23“. Das waren alles nur so Spielereien, aber 1974 sind wir dann schon recht professionell geworden, da hat es ein Trio gegeben, mit dem sind wir schon über die Grenzen von Neunkirchen, also über die Bezirksgrenzen, hinaus schon recht erfolgreich gewesen.
Wo habt ihr überall gespielt, wie viele Konzerte gab es und was war ein Erfolg für euch?
In Wien, Niederösterreich, Burgenland haben wir gespielt, dann bei Festivals im südlichen Burgenland, wir haben im Atlantis gespielt und im Bezirk bei sämtlichen großen Events und in kleinen Clubs. Wir haben einmal sogar zweimal gespielt an einem Abend, das heißt, wir haben irgendwo einen Gig gehabt, haben schnell zusammengepackt und sind dann weitergefahren, 30 Kilometer, und haben dort aufgebaut und weitergespielt. Da waren wir wirklich schon gut gebucht und es war schon fast jede Woche ein Gig oder mehr. Also für ein bis zwei Jahre war wirklich viel los.
Ihr wärt dann fast bis nach Spanien gekommen, wie war das?
Wir haben 1974 bei Musik der Kontraste im Prater, im Radstadion, gespielt und sind dort ein paar Leuten aufgefallen, unter anderem dem Herrn Richard Weihs, der wollte mit uns dann eine Platte machen. Andere Leute sind auch an uns herangetreten und da war eben jemand dabei, der uns für Spanien, eine Sommergeschichte, buchen wollte. Derjenige wusste, dass ich einen Autobus gehabt habe. Das heißt, ich habe damals fast in einem umgebauten Autobus mit Zimmer-Küche-Kabinett gewohnt und mit dem hätten wir nach Spanien fahren können. Wir hätten die Anlage drinnen gehabt und wir hätten drin wohnen können und hätten den ganzen Sommer lang an der Küste Spaniens spielen können. Nur hatten wir leider einen Studenten dabei, der kurz vor dem Fertigwerden war und dem die Eltern schon ziemlich auf die Zehen gestiegen sind. Der hat sich dann entscheiden müssen, ob er mit nach Spanien fährt als Profimusiker oder das Studium fertigmacht und hat sich dann fürs Studium und für den Beruf entschieden. So ist es dann zur Bandauflösung gekommen.
Weiß man, was aus dem Studenten geworden ist? Hat er sich richtig entschieden?
Aus seiner Sicht glaube ich schon, ja! Er war einer der gescheitesten Köpfe, die ich gekannt habe, ein Mathematiker, der in die Softwareprogrammierung gegangen ist, er hat programmiert und nur mehr hobbymäßig Musik gemacht. Das war ihm so lieber, da ihm auch das Private und das Wohlbefinden wichtiger waren, als Auftritte. Auftritte sind ja auch oft Stress. Er hat dann eine Familie gegründet und war zufrieden. Für ihn war es das Richtige, uns, den restlichen zwei des Trios hat es natürlich leidgetan. Ich hab ihn dann sogar eingeladen zu irgendwelchen Jubiläumskonzerten, Gigs wollte er keine mehr spielen, wir haben dann noch gejammt, aber er hat die Musik wirklich an den Nagel gehängt und das sehr konsequent durchgezogen.
War das ein VW Bus oder war das ein großer Autobus?
Es war ein zehn Meter langer MAN-Autobus, ein richtiger Autobus aus dem 1956er-Jahr. Gut, er war damals noch nicht so alt, er war 18 Jahre alt und er ist umgebaut gewesen. Es war ein richtiger Autobus mit 13 Tonnen und der hat nur 60 Stundenkilometer fahren können, damit der Motor hält. Es war ein sehr gemütliches Reisen, wir sind damals viel mit diesem Bus herumgefahren.
Dann ging es ja trotzdem weiter mit deinem Musikmachen, du hast auch mit Leuten wie Al Cook zu tun gehabt, im Laufe deiner Karriere. Wie war denn das?
Es war so, dass wir durch die Atlantis-Gigs zum Cook gekommen sind und uns mit ihm angefreundet haben. Wir haben dann öfters mit ihm Parties gefeiert und er ist auch immer wieder nach Neunkirchen gekommen. Wir haben geschaut, dass wenn wir spielen, er auch gebucht wird, oder umgekehrt und wir haben dann immer wieder gemeinsam gespielt. Wir haben auch gemeinsam gejammt und ich habe einige nette Akkorde von ihm lernen können, das war ganz interessant. Dann hat er eine LP gemacht, in der Grundsteingasse 8, im Bellaphon-Studio, das hat es damals noch gegeben, ich glaube, das gibt es heute nicht mehr. Da sind wir dann zu fünft oder sechst ein paar Tage lang gewesen und haben Lieder eingespielt für seine dritte LP. Ich habe Waschbrett gespielt übrigens. Es waren alle verschiedenen Arten von Blues, auch Country-Blues und da habe ich dann mit Eisenkappen an den Fingern das Waschbrett gespielt.
Und du hast einmal als Vorgruppe von Boney M gespielt, wie und wo war das, bitte erzähle auch dazu was?
In Neunkirchen hat es eine lokale Band gegeben, die Band hat „Lazarus“ geheißen, wo ich schon als junger Wicht mitgespielt habe. Daraus hat sich eine zweite Gruppe gebildet und ich war immer wieder bei den Proben dabei. Ich habe in Neunkirchen mein Probelokal im Haus gehabt und da ist ein Schlagzeug gestanden und es war auch mein Lieblingsinstrument. Ich habe ganz viel Schlagzeug gespielt damals. Eine Band hat damals einen Schlagzeuger gebraucht und ich bin eingesprungen und habe dann auch ganz tolle Gigs gespielt, z.B. in der Burg Güssing mit Opus und mit Magic usw. und unter anderem haben wir bei einem Wettbewerb mitgespielt und da sind wir ins Finale gekommen und haben gewonnen. Da haben wir die Bluespumpm geschlagen, die sind Zweiter geworden. Vor 13.000 Leuten war natürlich eine Wahnsinnsstimmung, weil eben an dem Abend Boney M gespielt haben und wir haben sozusagen vor Boney M gespielt. Wishbone Ash-Sachen waren das und Eigenkompositionen, wir hatten zwei Gitarristen und die Lieder waren gitarrenlastige, zweistimmige Sachen – melodiöser Rock! Und ich habe da am Schlagzeug mitgespielt und so bin ich dorthin gekommen, zu diesen größeren Gigs. Was mir eigentlich nicht so gut gefallen hat, denn du sitzt auf einer großen Bühne und siehst ganz weit vor dir ein paar Köpfe, das ist eher unromantisch. Seitdem weiß ich, dass ich lieber in Clubs spiele.
Wie hat die Band geheißen, mit der du da vor Boney M gespielt hast?
Flimp! Der Ernst Glatzl ist ja ein sehr guter Gitarrist, der eh in relativ vielen Bands spielt.
Du hast gesagt, du hast eine Zeitlang Schlagzeug gespielt, davor Gitarre. Wie muss man sich denn das vorstellen? Du bist ja mit der Gitarre eingestiegen ins Musikmachen. Kannst du da ohne Probleme wechseln von einem Gig zum nächsten oder spielst du jetzt nur mehr Gitarre?
Damals habe ich schon viel ausprobiert, aber die hauptsächlichen Instrumente waren Gitarre und Schlagzeug. Ich habe auch Bass gespielt in einer Kommerzband, da habe ich ganz viel gelernt. Wir haben jedes Wochenende Walzer und Polka gespielt, aber ansonsten habe ich mich hauptsächlich mit Gitarre und Schlagzeug beschäftigt. Das war für mich auch kein Problem, da ich jeden Tag Zugriff aufs Schlagzeug und die Gitarre hatte. Ich bin seit den 1970er-Jahren in Wien und da ist es dann mit dem Schlagzeug nicht mehr so leicht gegangen, das hat dann immer mehr nachgelassen und ich habe mich dann mehr mit anderen Saiteninstrumenten beschäftigt. Ich spiele ein bisschen Mandoline, Mundharmonika und ein bisschen Banjo, das habe ich auch gelernt. Ich habe mich dann aber hauptsächlich auf Gitarre und Mandoline konzentriert. Aber mit Bassgitarre und Schlagzeug habe ich relativ unkompliziert überall einsteigen können.
Welche Idee steht hinter deinem aktuellen Projekt „Erger Unlimited“? Sind da fixe Mitglieder oder wechseln die Musiker? Welche Lieder spielt ihr?
„Erger Unlimited“ ist nicht nur Name, sondern der Name ist schon Programm. Für mich ist es ganz wichtig, dass ich immer neue Einflüsse habe. Deswegen ist es gut, wenn die Musiker wechseln und ich spiele jetzt immer noch zwei Lieder, die ich 1974 geschrieben habe. Eines ist sogar auf der aktuellen CD drauf und darum ist es wichtig, dass neue Leute kommen. Ich schreibe keine Partituren, sondern lasse die Leute sich selbst einbringen und dadurch kommen immer wieder neue Impulse und das ist für mich sehr wichtig. Es ist zwar sehr aufwändig, weil bei einer eingespielten Band stellst du dich auf die Bühne und spielst. Ich spiele jetzt auch verstärkt alleine oder im Duo, aber ich bin jetzt wieder in einem Wechsel drinnen. Ich habe für 5 Jahre zwei, drei Stammmusiker gehabt, die nicht mehr dabei sind und jetzt bin ich wieder dabei mit neuen Leuten und neuen Ideen rauszugehen und mich auszuprobieren. Ich bin jetzt wieder im Studio und mache verstärkt Synthesizer-Musik und das ist für mich eine völlig neue Dimension.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.
Du hast in den 1980er-Jahren im Umfeld von Ostbahn-Kurti Musik gemacht.
Also mit Helmut Grössing habe ich schon als Jugendlicher gejammt und ich hab dann in WGs gewohnt, mit den späteren Musikern von Auflauf. Das heißt, mit denen bin ich jeden Tag abgehangen und wir haben gemeinsam gejammt und haben uns gut gekannt. Der Bassist und der Gitarrist von Auflauf waren auch aus dem Bezirk Neunkirchen, das heißt, so bin ich dann in die Nähe von Schmetterlinge und Ostbahn-Kurti gekommen. Ich habe auch im Studio von Leo Bei in der Zollergasse aufgenommen. Das war eine lustige Geschichte, da hat der Günter Brödl vorbeigeschaut und der war dann eher enttäuscht, ich wollte nämlich „Willin‘“ von Little Feat auf Deutsch machen, das ist mir vom Verlag aber nicht bewilligt worden, das hätte aber den Günter Brödl sehr interessiert, da er an diesem Song auch gearbeitet hat. Und so wollte er wissen, wie es klingt. Ich habe ihm dann den Text gezeigt und vorgespielt, es ist jedoch nicht auf die CD gekommen, weil ich es nicht übersetzen durfte. Ich mache jetzt gerade wieder eine Übersetzung, weil ich von einem Hamburger Verlag den Auftrag bekommen habe die Nummer „Brown Eyed Girl“ von Van Morisson ins Deutsche zu übertragen und es kann sein, dass ich daraus ein Side-Projekt mache: Egon Erger und die Ergsten.