mica-Interview mit Daniel Pabst

Eigentlich kommt Daniel Pabst vom Jazz und der freien Improvisation, unter anderem spielt er beim Quartett Trafo Gitarre. Jetzt hat er eine CD veröffentlicht, auf der er sich verstärkt Songstrukturen zuwendet und erstmals auch singt. Noch etwas ist neu: Die CD ist auf seinem eigenen Label 212 erschienen. Das Interview führte Jürgen Plank.

Wie bist du zum Musiker geworden?

Das ist eine lange Geschichte, über mehrere Stationen gehend: Als ich drei Jahre alt war, habe ich mir schon Gitarren zum Geburtstag gewünscht, Unterricht habe ich mit zwölf Jahren genommen. Der Auslöser dafür war, dass ich in der Stadthalle bei einem Jazzfestival war und unglaublich begeistert war von John McLaughlin und Paco De Lucia. So bin ich zur Musik gekommen.

In der Pubertät wenden sich ja viele von der Musik ab und zum Beispiel dem Fußball zu. Wie war das bei dir, bist du kontinuierlich dabei geblieben?

Bei mir war es eine Liebe auf den ersten Blick. Nachdem ich die erste Gitarre hatte, gab es keine Unterbrechungen mehr, ich war fasziniert von diesem Instrument. Ich hatte eher das Gefühl, dass ich eh schon sehr spät dran bin – im Vergleich zu Paco De Lucia. Fußball habe ich auch gespielt.

Welche Position?
Nicht selten Stürmer.

Hast du aufgrund des Gefühls, eh schon spät dran zu sein, umso mehr geübt? Wie fleißig hast du geübt?
Die ersten zwei Jahre habe ich klassischen Unterricht genommen und habe sehr viel Gitarre gespielt. Teilweise habe ich stundenlang schon meine ersten Akkorde gesucht und teilweise schon im ersten Jahr eigene Komposition geschrieben. Ich habe mich auch sofort theoretisch mit Musik beschäftigt, habe mir sofort Harmoniebücher gekauft und Harmonielehre zusätzlich zum Unterricht selbst studiert. Und dann bin ich ziemlich zielstrebig Richtung Jazz gegangen und habe an einem Jazzkonservatorium studiert.

Du hast vor kurzem eine neue CD aufgenommen. Beschreibe bitte für jemanden, der die CD noch nicht gehört hat, welche Musik darauf zu hören ist.
Das ist natürlich immer schwer, weil man selbst nicht so viel Abstand hat, zu dem, was man macht. Ich würde sagen: Es sind nicht sehr konventionelle Songs. Es sind Songs, das ist für mich neu. Aber sie haben vielleicht nicht die typischen Songstrukturen, die man von Singer-Songwritern erwartet. Das liegt ziemlich sicher an dem musikalischen Kontext, aus dem ich stamme und der hat viel mit freier Improvisation und mit zeitgenössischer Musik zu tun. Man kann vielleicht viele Klänge finden, die aus anderen Genres kommen und Formen, die sehr organisch sind und nicht nach typischen A-B-Mustern funktionieren, für mich vom Inhalt her aber immer eine emotionale Tiefe suchen. Es ist Musik, die – so hoffe ich – zum Nachdenken anregt.

Du spielst nicht nur in deinem eigenen Projekt Pabst, sondern auch zum Beispiel bei Trafo. Was ist denn Trafo?

Trafo haben wir in einer Zeit gegründet, in der ich auf der Suche nach Klängen war, die möglichst intensiv und ungewohnt für mich sind. Die Besetzung mit vier E-Gitarren ist auch schon sehr ungewöhnlich, das gibt es nicht so oft. Ich habe damals auch sehr viele Streichquartette gehört und die Idee war, vielleicht ähnliche Kompositionen machen zu können, die ich auch aus der zeitgenössischen Musik kenne und die von vielen Stilen beeinflusst sind. Was daraus geworden ist, ist wieder etwas anderes und etwas sehr Spezielles, denn wir spielen seit rund sieben Jahren zusammen und haben einiges an gemeinsamen Erlebnissen und dadurch, dass wir uns alle sehr viel mit Gitarren beschäftigen, ist das auch immer wie ein Workshop. Man trifft sich zu einer Probe und sieht die neuen Effektgeräte, Verstärker oder Gitarren der Kollegen und man redet natürlich viel über Musik. Trafo ist eine Basisstation meiner Musik, die ursprüngliche Idee dazu kam von Chris Janka und die erste CD haben wir zu zweit aufgenommen.

Ihr habt mit Trafo auch in New York gespielt, wie kommt so etwas zustande?

Ja, die erste Andockstation war dort das ACF, wir waren eingeladen im Austria Cultural Forum zu spielen. Ich spiele ab und zu mit einem Schlagzeuger zusammen, der Österreicher ist, aber in New York lebt, und der hat damals zumindest einen Monat im „Stone“, dem Club von John Zorn kuratiert und er hat uns eingeladen mit Trafo dort zu spielen und noch ein zweites Set mit ihm zu spielen. Im Grunde ist das also durch persönliche Kontakte zustande gekommen. Es war eine sehr schöne Zeit, wir haben insgesamt vier Konzerte gehabt und viele neue Kontakte gewonnen. Das war sehr spannend.

Wie sehen deine Pläne für heuer aus?
Es würde mich natürlich freuen, wenn ich mit dem aktuellen CD-Projekt einige Konzerte bekommen könnte, vielleicht nicht nur in Österreich, sondern es würde mich freuen wieder nach New York zu gehen. Mit diesem Projekt habe ich das Medium Musikvideo neu entdeckt, das gefällt mir sehr und ich möchte gerne noch ein neues Video dazu produzieren, vielleicht in Zusammenarbeit mit einem bildenden Künstler. Und 2012 möchte ich mit der Arbeit an einer neuen CD beginnen, die einen anderen klanglichen Charakter haben soll, vielleicht mit Streichern. Die aktuelle CD habe ich ja komplett selbst eingespielt, das möchte ich das nächste Mal anders machen, das sind mal die Pläne für die nächste Zeit.

 

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